Sergio Perez im Tal der Verzweiflung - wieder einmal. Trotzdem hält Red Bull für die verbleibende F1-Saison an ihm fest. Nach wiederholt schlechten Performances in den letzten Wochen stand sein Red-Bull-Sitz neben Max Verstappen auf der Kippe und wurde vom Team-Management offen diskutiert. Doch nach dem mit Spannung erwarteten Red-Bull-Meeting am Montag sickerte durch, dass Teamchef Christian Horner die Mitarbeiter darüber informierte, dass Perez nach der Sommerpause beim Rennstall bleiben wird. Im aktuellen 'AvD Motorsport-Magazin' äußert Formel-1-Experte Christian Danner seine Bedenken an der Personalie Perez.
Danner: Red Bull hätte sich von Perez trennen müssen!
Mit großem Interesse verfolgt Danner die auseinandergehenden Ansichten von Dr. Helmut Marko und Christian Horner zu ihrem Fahrer. Obwohl Marko ganz klar seine Kritik und Unzufriedenheit mit Perez' mangelhafter Leistung zum Ausdruck gebracht hatte, sprach sich Horner für den Verbleib von Perez aus. Was die Einschätzung der Performance des mexikanischen Formel-1-Fahrers angeht, teilt der Experte die Skepsis von Marko: "Von den reinen Leistungen her gesehen hätte man sich schon viel früher von ihm trennen müssen."
Die Gründe für den Umschwung in den Aussagen von Seiten Red Bull mag sich Danner nicht ausmalen. Jedoch schwelt schon seit Saisonbeginn ein übergeordneter Konflikt. Danner führt die Kehrtwende - nach dem Rennen in Spa hagelte es für Perez noch Kritik von Horner - auf die teaminternen Unruhen zurück: "Ich glaube, bei Red Bull rumort es intern immer noch unglaublich." Horner-Affäre, Machtkampf zwischen thailändischer und österreichischer Seite, drohendes Marko-Aus - die Liste der bestimmenden teampolitischen Themen bei Red Bull allein in der Formel-1-Saison 2024 ließe sich noch fortführen.
"Das geht jetzt bei den Fahrern offensichtlich genauso weiter. Man weiß nicht so ganz genau, woran man da ist. Ist das gut für das Team? Nein!", beobachtet der Experte die vielen Unsicherheiten bei Red Bull sorgenvoll. Seiner Meinung nach ist für ein Formel-1-Team vor allem eines entscheidend: "Es braucht immer eine glasklare Ansage: So machen wir es. So ist es. So läuft es. Und dann funktioniert der Laden auch. Das scheint bei Red Bull im Moment aber nicht der Fall zu sein", hält Danner unverblümt fest.

Verliert Red Bull den Titel wegen Perez? Danner favorisiert McLaren
Die Red-Bull-Dominanz der vergangenen Saisons hat längst Risse bekommen und die erneute Titelverteidigung in der Konstrukteurs-WM ist alles andere als sicher. McLaren schließt nach WM-Punkten mit großen Schritten auf, bei der Pace liegen sie meist sogar vor Red Bull. Das lässt Danner die jüngste Entscheidung des Rennstalls infrage stellen: "Ob das für Red Bull die richtige Entscheidung ist, sehen wir, wenn die Konstrukteurs-WM entschieden ist. Und die schaut jetzt für McLaren schon viel wahrscheinlicher aus als für Red Bull."
Warum er es für unwahrscheinlich hält, dass Red Bull die Konstrukteurs-WM gewinnt, erklärt der Experte folgendermaßen: "Sergio Perez hat ja nicht nur einmal einen Durchhänger gehabt, einen Dreher hingelegt oder einen Unfall gebaut. Sondern es war praktisch in jedem Rennen irgendetwas Neues und im Ergebnis war er wirklich meilenweit hinter Max Verstappen."
Vor diesem Hintergrund findet Danner es erstaunlich, dass Red Bull dem Mexikaner noch eine Chance gibt. "Denn die Formel 1 ist nun mal eine ganz klar performanceorientierte Sportart und wenn der Fahrer - aus welchen Gründen auch immer - die Performance nicht bringt, dann hat er halt Pech gehabt. Dann heißt es 'Tschüss'." So die rigorose Meinung von Christian Danner.
Welche Meinung der Experte außerdem zur Mercedes-Disqualifikation beim Belgien-GP und zum Chaos bei Audi und Alpine vertritt, seht ihr im Video:
Perfekter Perez-Nachfolger? Danners Top-Kandidat: Daniel Ricciardo
Der Experte ging eigentlich fest davon aus, dass Perez sein Cockpit nicht behält, sondern nach der Sommerpause als Ersatzfahrer in der Formel 1 fungieren würde. Deshalb hat er sich bereits Gedanken über Alternativen aus dem Red-Bull-Fahrerpool gemacht, mit der das vakante Auto neu besetzt werden könnte. "Ich glaube, das wahrscheinlichste Szenario war natürlich, Daniel Ricciardo aus dem Racing Bull neben Verstappen zu setzen in der Hoffnung, dass er besser ist als in den Jahren vorher", so Danner.
Hinter das Leistungsniveau von Ricciardo setzt er jedoch ein Fragezeichen. "Ist er jetzt wieder schneller geworden? Ist er wieder gut? Oder ist er so langsam und schlecht wie er bei McLaren war? Er fährt auf Tsunoda-Niveau. Aber wie gut ist Tsunoda? Das weiß ja eigentlich auch kein Mensch", stellt Danner zur Diskussion. Dennoch kommt er zum Entschluss: "Ricciardo wäre die wahrscheinlichste Lösung gewesen."
Für die Nachbesetzung des Racing Bulls hätte der Experte auch bereits zwei Kandidaten in Lauerstellung gesehen: "Dann ist klar, dass Lawson in den Racing Bull geht und Hadjar ist dann der nächste in der Warteschlange. Im Red-Bull-Imperium gibt es schon genügend Piloten, um solche Fälle irgendwie abzufedern." Die Zukunft wäre also auch ohne Perez mit überzeugenden Optionen gesichert.
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