Mercedes erschien am Freitag in Spa kurz wie das nächste Opfer im harten und selbst für Ingenieure schwer vorhersagbaren Update-Rennen der Formel 1, in dem immer mehr Teams von ihren eigenen Entwicklungen negativ überrascht werden. Mercedes hatte einen neuen Unterboden samt Diffusor zum Belgien-GP gebracht, doch die ersten beiden Trainings waren wegen plötzlich auftretendem Bouncing so hoffnungslos, dass das Team über Nacht das Auto komplett zurückbaute.

Schnell wurden Erinnerungen an Ferrari wach. Dort musste ein in Spanien eingeführtes Unterboden-Update wegen massiver Bouncing-Probleme wieder abgebaut werden. Effektiv warf das die Scuderia zwei bis drei Monate im Entwicklungsrennen und vom zweiten auf den vierten Platz im Kräfteverhältnis zurück. Droht das jetzt auch der gerade erst mit drei Siegen in vier Rennen so richtig anlaufenden Mercedes-Saison?

Mercedes bestätigt: Hatten mit Spa-Update plötzlich Bouncing

Die Symptome sind identisch. Als Mercedes am Freitag in die Trainings startete, hatten beide Fahrer plötzlich mit einem hüpfenden Auto zu kämpfen. Die Probleme umfassten im Detail zum einen Bouncing in den schnellen Kurven, zum anderen Schwierigkeiten mit einem instabilen Auto beim Einlenken. "Wir hatten zweifellos irgendwo Probleme ausgelöst", stellt Chefingenieur Andrew Shovlin im offiziellen Debrief-Video des Teams nüchtern fest.

Im Angesicht des für Samstag angekündigten großen Regens waren weitere Tests in Spa nicht mehr möglich. Also sah sich das Team zu einer schnellen Lösung genötigt. "Wir sind am Freitag auf die Silverstone-Spezifikation zurückgegangen, weil wir ein gutes Rennen in Silverstone hatten", so Shovlin. "Spa und Silverstone sind keine wirklich unterschiedlichen Strecken, wenn es um dem Geschwindigkeitsbereich der Kurven geht."

Der alte Mercedes-Unterboden (oben) und der neue (unten) im Vergleich
Die geänderte Unterboden-Seitenkante von Mercedes in Spa, Foto: Motorsport-Magazin.com

Genau diese schnellen Passagen sind jene, in denen die Fahrer absolutes Vertrauen in das Auto brauchen. Weil es in Spa so viele davon gibt, beginnt sich der Zeitverlust schnell zu summieren: "Es ist eines dieser speziellen Dinge mit Spa. Wenn das Auto nicht das tut, was die Fahrer erwarten, kann es sie sehr viel Performance kosten. Auf die bekannte Spezifikation zurückzugehen war genau das Richtige für uns."

Das Rennen untermauerte es für Shovlin: "Zurück auf das Silverstone-Auto zu gehen sorgte dafür, dass alles wieder normal lief." Viel wichtiger ist jetzt aber die Ursachenforschung. Denn selbst wenn Mercedes in Spa gewann, so würde es wertvolle Entwicklungs-Ressourcen kosten, wenn der neue Unterboden und Diffusor ein fundamentales Problem hätten.

Mercedes bringt Updates in Zandvoort zurück:

Ferrari beweist das. Die Vorlaufzeiten für Updates sind zu lang, um sofort auf so einen Fehltritt reagieren zu können. Bei der ersten Ausfahrt eines neuen Teils ist zeitgleich oft die nächste Stufe in Arbeit. Findet man einen unerwarteten Fehler, kann man also gleich einmal mehrere Schritte zurückgehen müssen.

Mercedes schwört darauf, dass das hier nicht der Fall ist. "Wir glauben, es kam größtenteils durch die Art und Weise zustande, wie wir das Auto in Spa abgestimmt haben, und kam nicht durch die Updates", so Shovlin. "Wir haben uns seither die Daten angesehen, um zu verstehen, was genau wir getan haben, und wir sind ziemlich zuversichtlich, dass wir sie in Zandvoort erneut montieren können."

Mercedes meint die Ursachen im mechanischen Bereich zu verorten. "Das Mechanische passte nicht mit dem zusammen, was wir vom Auto erwarteten", so Toto Wolff nach dem Rennen. Mit dem Unterboden selbst soll es gar nichts zu tun haben. Trotzdem - finale Bestätigung gibt es erst, wenn das Auto in Zandvoort wieder fährt.

Die Bouncing-Problematik bleibt tückisch, weil sie nie eindeutig in den Simulations-Werkzeugen auftritt. Die Teile liefern in diesen Fällen zwar die prognostizierten Abtriebs-Zuwächse. Aber nicht die Performance, da die Fahrer durch die vom Bouncing ausgelöste Instabilität nicht mehr ans Limit gehen können. Auch Ferrari hatte nach Barcelona noch an einen Einzelfall geglaubt.