Der Herbst ist kein guter für Mercedes. Mit drei Siegen in vier Rennen waren Lewis Hamilton und George Russell in die Sommerpause der Formel 1 gegangen. In den vier Rennen danach holten sie nur 63 Punkte, waren damit wieder bloß viertbestes Team. Ausgerechnet mit dem letzten Update vor der Sommerpause scheint man sich ein Loch gegraben zu haben. Nach der nun laufenden 'Herbstpause' folgt beim USA-GP die Feuerprobe.
Beim Belgien-GP in Spa kam davor das jüngste größere Mercedes-Update, mit Frontflügel, Unterboden und Diffusor. Den an der Seitenkante veränderten Unterboden baute das Team dort schon am Samstag wieder ab. Er hatte in den schnellen Kurven Bouncing verursacht. Es begann damit ein vier Rennen langes Auf und Ab.
Erst war sich das Team sicher, dass das mechanische Setup bloß noch nicht optimal auf die Änderungen eingestellt worden war. Aber weder in Zandvoort noch in Monza war das Auto mit dem neuen Unterboden im Spitzenkampf relevant. Besonders die Fahrer wurden daraufhin zunehmend skeptisch.
Mercedes verschwindet von der Bildfläche & gibt Update auf
"Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es wahrscheinlich das Update ist", zweifelte Lewis Hamilton in Baku. Dort war zwar der Spa-Diffusor weiter am Auto, nicht aber der Spa-Unterboden. Der verschwand, tauchte auch in Singapur nicht mehr auf. Selbst wenn das Team den Ball flach halten wollte, so deutet das auf einen Update-Fehlschlag hin.
Ganz schnell lassen sich Parallelen zu Red Bull und Ferrari ziehen. Auch diese beiden gruben sich ein Loch mit Unterboden-Updates. Im Falle von Red Bull sogar ein ziemlich tiefes. Ferrari wirkt fast wie ein Spiegelbild von Mercedes. In Barcelona hatte der SF-24 einen komplett neuen Unterboden bekommen. Der hatte Bouncing erzeugt.
Darauf folgten zwei Rennen lang Setup-Experimente. Dann kam man mit einer Art Frankenstein-Unterboden, bei dem der Unterboden-Körper zurück in Richtung vorheriger Version entwickelt wurde. Die Erfolge damit waren bescheiden. Erst mit einer Komplett-Revision in Monza kehrte Ferrari zurück an die Spitze. Fast zweieinhalb Monate nach dem ursprünglichen Fehlschlag.
Der Mercedes-Fall unterscheidet sich insofern aber auch deutlich von Ferrari und Red Bull, als dass das eigentliche Update kleiner war. Anders als die Konkurrenz kam Mercedes daraufhin nicht mit schnellen Lösungsversuchen. Da spielen Probleme mit Vergleichswerten und Tests hinein. Das Auto hat zwar Zandvoort und Monza mit den neuen Teilen hinter sich und damit viele Referenz-Daten. Aber Monza ist schon ein Sonderfall, weil hier alles (mitsamt Spezial-Flügeln) auf minimalen Abtrieb getrimmt wird. Die danach mit dem alten Unterboden befahrenen Strecken in Baku und Singapur sind Stadtkurse.
Mercedes auch mit altem Unterboden schwach: Wo liegt das echte Problem?
"Es war jetzt nicht wie Tag und Nacht. Wir litten noch immer an den gleichen Balance-Problemen, die wir mit dem neuen Unterboden hatten", lautete Toto Wolffs nüchterne Feststellung nach dem Rückbau auf den alten in Baku. Auf den Stadtkursen war das Problem vielmehr, dass man die Reifen partout nicht ins Arbeitsfenster kam. Wenn, dann schien es Zufall. George Russell fluchte nach Baku - wo das Auto auf Medium hoffnungslos und auf Hard pfeilschnell war - nicht auf das Team, sondern auf Einheitslieferant Pirelli:
Unter dem Strich hinterlässt das Fragen. War es wirklich der Unterboden? Mit diesen Unsicherheitsfaktoren musste das Team in den letzten Wochen nach der Sommerpause das letzte große Update entwickeln. "Wir haben einen recht umfangreichen neuen Satz an Kleidern für das Auto in Austin", verriet Technik-Direktor James Allison im Debrief-Video des Teams nach Singapur.
Wie alle Teams plant Mercedes beim USA-GP sechs Rennen vor Schluss noch ein letztes großes Update. Das beinhaltet auch einen "neu-neuen" Unterboden, wie es Toto Wolff ausdrückt. Das schwierige Spa-Modell wird zu den Akten gelegt. Die Episode ist symptomatisch für das aktuelle Entwicklungsrennen in der Formel 1. Schwer zu verstehende Autos und Reifen, gekoppelt mit Entwicklungsbeschränkungen, bestrafen selbst kleine Fehltritte hart.
diese Formel 1 Nachricht