Mercedes erlebte im Sommer eine kurzzeitige Rückkehr in erfolgreichere Formel-1-Zeiten: Die Silberpfeile gewannen zwischen den Grands Prix in Österreich und Belgien drei von vier Rennen. Doch seit der Sommerpause hat diese Renaissance plötzlich einen abrupten Halt hingelegt. Sowohl in Zandvoort als auch in Monza waren George Russell und Lewis Hamilton nicht mehr siegfähig und konnten nicht in den Kampf um Podien eingreifen.
Der naheliegende Verdacht war, dass es an Updates lag. Denn in Belgien brachte Mercedes einen adaptieren Unterboden ans Auto, nur um nach einem enttäuschenden Freitag wieder auf eine ältere Spezifikation zu wechseln – streckenbedingt, wie es hieß. In Zandvoort und Monza war dann jeweils der neue Unterboden in Verwendung, die Schuld wurde aber weiterhin von ihm gewiesen.
Lewis Hamilton: Laut meinem Bauchgefühl ist das Upgrade schuld
Vor dem Baku-Wochenende bricht Lewis Hamilton mit dieser Narrative und nimmt erstmals das Belgien-Upgrade seines Teams ins Visier. "Es könnte am Upgrade liegen", meinte er angesprochen auf die jüngste Schwächephase seiner Mannschaft. "Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es wahrscheinlich das Upgrade ist."
Vollkommen sicher ist er sich dabei nicht, aber es scheint so, als ob Mercedes bei der Fehlersuche inzwischen auch dort angelangt sei. "Es ist schwierig, den Unterschied zwischen den beiden [Unterböden] zu sehen. Aber wir werden an diesem Wochenende versuchen, etwas davon rückgängig zu machen und dann sehen wir, ob wir den Fehler ausmachen können." Mit 'etwas' meint er den Spa-Unterboden, der in Baku überhaupt nicht verwendet werden wird.
Fehlersuche von Mercedes: Upgrade wird in Baku zurückgebaut
Konkret hatte Mercedes beim Belgien-GP an den Unterboden-Rändern, sowie am Diffuser, dem Halo, dem Heckflügel und dem Beam Wing Hand angelegt. Abgesehen von Ersterem bleiben die Upgrades in Baku wohl am Auto. Der Unterboden ist 2024 in der Formel 1 ein kritisches Element, dessen Verhalten auf der Strecke in Zeiten der Ground-Effect-Autos im Windtunnel umso schwieriger zu simulieren ist. Ferrari beispielsweise erlebte nach einem fehlgeschlagenen Update in Spanien die Rückkehr des Bouncings und damit einhergehend einen schwachen Sommer.
Hamiltons Teamkollege George Russell ging analytisch an die Ursachenforschung heran, fand aber zur selben potenziellen Ursache wie Hamilton: "Das Upgrade war keine substanzielle Performance-Verbesserung und manchmal muss man die Dinge objektiv betrachten: Wir brachten einen neuen Unterboden und wir haben an Performance verloren. Das war die zentrale Sache, die sich geändert hat."
George Russells: Hamiltons Bauchgefühl liegt vielleicht richtig
"Das Upgrade hätte nichts Weltbewegendes bringen sollen, es war einfach nur ein weiterer Schritt in die Richtung, die wir verfolgt haben", so Russell. Seine Vermutung ist, dass der Unterboden durchaus Potenzial besitzt, nur man bislang noch nicht in der Lage war, es auch hervorzuholen. "Manchmal dauert es mit einem Upgrade ein paar Rennen, bis man lernt und versteht, wie das Setup aussehen sollte", so Russell. "Sein Bauchgefühl liegt also vielleicht richtig", meinte er in Bezug auf Hamilton.
Zuvor hatte der derzeitige WM-Achte noch die Entwicklung seines Teams verteidigt und als Erklärung für die Spätsommer-Flaute die knappen Abstände in der Formel 1 hervorgezogen. "Wir hatten zwei Wochenenden, wo unsere Form ein bisschen nachgelassen hatte und wir möglicherweise ein paar Dinge nicht ideal umgesetzt haben, aber es hätte schnell in eine andere Richtung gehen können", so Russell.
"Letzte Woche [in Monza] startete ich auf P3 und ich war Dritter in Zandvoort. Wenn das Rennen beides mal etwas anders verlaufen wäre, dann hätte ich beides mal auf dem Podium landen können und wir würden gar nicht darüber reden", relativierte er. Doch so weit kam es nie, und das lag nicht unwesentlich an der Performance des Mercedes W15.
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