Die Pole in Spa erbte Charles Leclerc am Samstag, doch mit dem Kampf um den Sieg hatte der Monegasse beim Belgien-GP nichts zu tun. Schlussendlich blieb Leclerc auf der Strecke nur P4 mit mehr als 8,5 Sekunden Rückstand auf George Russell. Nach der Disqualifikation des Mercedes-Piloten erbte Leclerc zwar den letzten Podestplatz, zufrieden war er aber dennoch nicht.
"Es ist sehr einfach, was passiert ist: Wir waren einfach nicht schnell genug. Ich hatte das Gefühl, dass wir heute das viertschnellste Auto waren", so ein bedienter Leclerc. "McLaren und Red Bull hatten wir so erwartet. Mercedes war schneller als erwartet. In einem normalen Rennen, bei trockener Strecke, ist es schwierig, sie hinter uns zu halten. Auf einer Strecke wie dieser haben wir einen guten Job gemacht, Max und Lando am Ende hinter uns zu halten, aber Platz vier war das Beste, was wir uns heute erhoffen konnten."
Leclerc: Ergebnis schlechter als erwartet
Besonders die deutliche Niederlage gegen Mercedes nagte sichtlich an Leclerc. "Wenn Red Bull vorne gewesen wäre, dann wäre es ein positives Wochenende gewesen. Aber jetzt war es Mercedes, wo wir dachten, dass wir auf Augenhöhe mit ihnen sein würden", haderte der sechsfache GP-Sieger. "Und sie hatten uns gegenüber die Nase vorne. Ich sehe das also nicht als positives Resultat an." Leclerc ging sogar noch weiter: "Es ist schlechter als erwartet."
Dabei hatte das Rennen eigentlich so gut begonnen. Am Start behielt Leclerc souverän die Führung, doch schnell zeigte sich, dass der SF-24 an diesem Nachmittag kein Siegermaterial war. Schon in der dritten von 44 Rennrunden musste sich Leclerc auf der Kemmel-Geraden Lewis Hamilton geschlagen geben und konnte die Pace des Mercedes-Piloten anschließend nicht mitgehen.
Deswegen entschied sich Ferrari gegen die Russell-Strategie
Zumindest diese Position konnte Leclerc lange halten, bis er in Runde 36 mit einem starken Manöver in Les Combes von Oscar Piastri überholt wurde, der fünf Runden später zu seinem zweiten Boxenstopp gekommen war. Einen weiteren Platz verlor Leclerc aufgrund der gelungenen Ein-Stopp-Strategie von Russell, was jedoch aufgrund von dessen Disqualifikation letztlich ohne Konsequenzen blieb. Im Schlussspurt konnte sich der Ferrari-Pilot immerhin noch gegen Max Verstappen und Lando Norris erfolgreich verteidigen.
Es stellt sich jedoch bei Leclerc wie bei so vielen Piloten die Frage, ob nicht auch bei ihm eine Ein-Stopp-Strategie möglich gewesen wäre. Immerhin absolvierte Leclerc seinen ersten Stopp auf Hards zwei Runden später als Russell. Doch Leclerc winkte mit Verweis auf fehlende Erfahrungswerte mit dem harten Reifen in Spa ab. "Wir waren in einer Position, wo wir Zweiter auf der Strecke waren, wo es ziemlich knifflig wird, wenn ein, zwei, drei, vier Autos einen Undercut gegen dich fahren und du viele Risiken eingehst", argumentierte der 26-Jährige zudem.
"Ich denke also, dass es nicht fair ist zu sagen, dass wir an diesem Punkt einen Fehler gemacht haben und ich habe die Perspektive des Teams verstanden", fuhr Leclerc fort. "Ich hatte einfach das Gefühl, dass die grundsätzliche Pace nicht gut genug ist. Wenn das so ist, kannst du leider mit der Strategie machen, was du willst, aber du wirst immer Plätze verlieren, wenn du nicht schnell genug bist."
Vasseur kontra Leclerc: Ziemlich zufrieden mit Performance
Mit Verweis auf die Pace offenbarte sich nach dem Belgien-GP allerdings zumindest im Hinblick auf die Wortwahl ein offensichtlicher Dissens zwischen Leclerc und Ferrari-Teamchef Fred Vasseur. Der Franzose betrachtete die Ferrari-Pace nämlich nicht annähernd so kritisch: "Ich würde sagen, wenn du weniger als zehn Sekunden hinter dem Sieger nach 50 Runden in Spa das Rennen beendest, kannst du dir vorstellen, dass die Pace ziemlich ordentlich ist. Ich bin ziemlich zufrieden mit der Performance."
Zugleich gab Vasseur aber zu, dass ihm das Endresultat nicht ganz zusagte. "Das Ziel war nicht auf P4 und P7 (vor Russell-Disqualifikation; d. Red.) das Rennen zu beenden, aber die grundsätzliche Pace war okay", so Vasseur, der Ferrari nach wie vor in keiner tieferen Krise sieht. "Denn am Ende des Tages ist es so eng, dass wir von ein, zwei Zehnteln pro Runde und zehn Sekunden nach 50 Runden sprechen. Das bedeutet, dass es einen riesigen Unterschied im Hinblick auf das Klassement macht, wenn du in der Lage bist, ein kleines Problem zu lösen oder einen kleinen Schritt im Hinblick auf das Setup oder was auch immer zu machen."
Besonders Mercedes' Performance in Spa sah Vasseur diesbezüglich als perfektes Beispiel an. "Mercedes hat am Freitag gestrauchelt, sodass sie wahrscheinlich am Ende der Gruppe waren, aber um zwei Zehntel. Sobald du etwas löst, oder einen kleinen Schritt machst, kannst du von P7, P8 auf P1, P2 nach vorne kommen und heute ist das beste Beispiel dafür", rechnete Vasseur vor. "Und das ist es, wo ich pushe: Dass wir auf jedes kleine Detail Aufmerksamkeit lenken müssen."
Ferrari: Wird es nach der Sommerpause besser?
Probleme bereitet Ferrari allerdings nach wie vor das Bouncing in Highspeed-Kurven, wenngleich Leclerc das Problem als ''nicht allzu verrückt" im Spa-Rennen bezeichnete. "Wir pushen wie verrückt, um etwas zu bringen und werden das so bald wie möglich tun", machte Vasseur den Ferrari-Fans zumindest etwas Hoffnung diesbezüglich. Außerdem erwartet der Ferrari-Chef nun einige Rennen, die dem SF-24 besser liegen sollten: Monza, Baku und Singapur.
Für den Moment bleibt die Stimmung bei der Scuderia aber gedämpft. Leclerc konnte dem Wochenende in Spa und jenem zuvor in Budapest schlussendlich aber zumindest etwas Positives abgewinnen: "Wir hatten vier Rennen, wo wir von extremem Setup zu extremem Setup gegangen sind und es für mich beim Start ins Qualifying unmöglich war, zu wissen, wo das Limit des Autos war und wir eine Menge Punkte verloren haben. Die letzten zwei Rennen haben wir uns wieder darauf fokussiert, das Ergebnis zu maximieren und das haben wir gemacht." Nachsatz: "Aber wir sind einfach nicht schnell genug."
Schnell genug war in Spa hingegen erneut McLaren. Doch mit dem zweiten Sieg in Folge wurde es nichts für das Traditionsteam aus Woking. Am nächsten kam bei der Formel 1 in Belgien Oscar Piastri auf P2 heran. Woran es bei dem Australier scheiterte, lest Ihr in diesem Artikel:
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