Beinahe hätte Oscar Piastri in Spa gleich seinen zweiten Formel-1-Sieg in Folge eingefahren. Nach dem Start, und basierend auf den vorangegangenen Tagen beim Belgien-GP, hatte er kurz sogar wie der Favorit gewirkt. Doch Mercedes machte zu viele Probleme. Zumindest für McLarens konventionelle Strategie. Hätte Piastris Mittelstint aber nicht bewiesen, dass eine Einstopp der Weg zum Sieg gewesen wäre?
Piastri war am Start auf den vierten Rang vorgerückt und hatte nach seinem ersten Stopp sich mit einem der wenigen Überholmanöver in der Spitzengruppe den dritten Rang von Sergio Perez erobert. Danach schien er marginal schneller als das Führungsduo Lewis Hamilton und Charles Leclerc - kam aber nie in Schlagdistanz.
Nach dem Rennen macht Piastri dafür vor allem die verwirbelte Luft verantwortlich. Den Beweis dazu trat er an, als Hamilton und Leclerc in den Runden 25 und 26 zu ihren zweiten Stopps kamen. Befreit feuerte Piastri eine schnellste Rennrunde ab, die sogar schneller war als die Zeiten von Fahrern, die schon an der Box gewesen waren.
Einstopp-Tür zum Sieg offen: Warum sich Piastri und McLaren nicht trauten
"Es war Wahnsinn, wie viel die saubere Luft heute ausgemacht hat", bestätigt Piastri nach dem Rennen. In Runde 26 hatte er dank Hamiltons Stopp die Führung übernommen. Seine Reifen waren eine Runde jünger als die am Mercedes von George Russell, der an dem Punkt bereits auf eine Einstopp-Strategie schielte und die schließlich durchzog. Gepaart mit dem generell guten McLaren-Reifenmanagement erscheint offensichtlich, dass es Piastri auch hätte schaffen und damit gewinnen können.
"Es ist mir durch den Kopf gegangen, aber es war mir nicht ernst genug", meint Piastri. Nachdem er in freier Fahrt das Tempo angezogen hatte, begann er schnell neue Verschleißerscheinungen zu spüren. Und es waren noch 15 Runden zu fahren: "In Spa erschien mir das wie ein ziemlich großes Risiko, bis ans Ende durchzufahren." Also entschloss sich McLaren in Runde 30 zum zweiten Stopp. Russell bekam die Führung überreicht, die er bis zum Schluss halten und erst nachträglich durch eine Disqualifikation verlieren sollte.
"Mit dem Reifenvorteil, den wir aufgebaut haben, erwartete ich ohnehin eine gute Chance auf den Sieg ", erklärt Piastri. Nur leider waren auch fünf Runden Reifenvorteil nicht gegen Mercedes ausreichend. Nur Leclerc war machbar. Nachdem Einstopper Russell disqualifiziert wurde, rückte Piastri in der Endabrechnung auf Platz zwei vor.
Piastri rammt Wagenheber aus dem Weg: Stopp-Patzer irrelevant
"Es hat ein paar Runden gebraucht, um an Charles vorbeizukommen, dabei habe ich wirklich die Reifen überhitzt", erklärt Piastri, warum er entgegen seiner ursprünglichen Annahme dann Hamilton nicht mehr gefährden konnte. Hinzu kam ein verkorkster zweiter Stopp. Beim Einfahren überschoss Piastri seinen Stellplatz und hebelten den vorderen Wagenheber-Mann aus. Alle mussten aufrücken, der Reifenwechsel dauerte lange 4,43 Sekunden.
"Am Freitag schien der Grip in der Boxengasse sehr hoch und ich kam immer zu kurz an", erklärt Piastri. Auch beim ersten Stopp - da aber, weil vor ihm Hamilton gerade anfuhr: "Ich musste ein bisschen bremsen, also war ich wohl etwas langsam. Beim zweiten habe ich es dann eindeutig ein bisschen übertrieben. Nicht mein bester Auftritt."
"Im Großen und Ganzen hat das nicht viel gekostet", wehrt Piastri aber ab. "Ich wäre wohl nur eine oder zwei Runden länger hinter Lewis und George festgesteckt." Zu schwer gestaltete sich das Überholen an diesem Sonntag in Spa.
So ist Piastri unter dem Strich zufrieden: "Wir haben ein gutes Rennen umgesetzt, hatten ein schnelles Auto. Letztendlich haben wir es einfach gestern im Qualifying nicht auf die richtige Position gestellt. Basierend auf dem Startplatz bin ich sehr happy." Es war der Start von Platz fünf, der McLaren letztendlich den Sieg kostete. Teamkollege Lando Norris verpatzte hingegen einmal mehr die Startphase. Mehr dazu gibt es hier:
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