1. Warum musste Zhou aufgeben?

In Runde drei des Formel-1-Rennens in Belgien wurde Zhou Guanyu plötzlich langsam und blieb auf der Strecke stehen. Doch der Chinese kam wieder in Fahrt. Ein Elektronik-Problem konnte aus dem Auto gelöst werden. In Runde fünf musste er aber doch aufgeben. Kurios: Die Aufgabe hatte nichts mit dem Elektronik-Problem zu tun. Ein Leck im Bremssystem zwang den Sauber-Piloten zur Aufgabe.

2. Warum wurde George Russell disqualifiziert?

Wie gewonnen, so zerronnen: George Russell verlor seinen Spa-Sieg wenige Stunden nach dem Rennen. Sein Auto war untergewichtig. Zunächst brachte es zwar noch die geforderten 798 Kilogramm auf die Waage, als das Benzin abgelassen wurde, fehlten aber 1,5 Kilogramm auf das Mindestgewicht. Die Disqualifikation war die logische Konsequenz.

Wie aber konnte Mercedes so ein Fehler unterlaufen? Wahrscheinlich war es die Strategie, die Russell die Disqualifikation einbrachte. Der Brite fuhr 34 Runden lang auf einem Reifensatz. Dabei verlieren die Reifen viel Gummi. Normalerweise sammeln die Piloten in der Ehrenrunde Gummiabrieb neben der Ideallinie ein, doch in Spa gibt es aufgrund der langen Strecke keine Ehrenrunde.

3. Warum war Mercedes so schnell?

Am Freitag waren George Russell und Lewis Hamilton im Nirgendwo. Mercedes entfernte die Updates über Nacht wieder von beiden Autos und nahm Änderungen am mechanischen Setup vor. Der Simulator wurde mit akkurateren Daten vom neuen Asphalt gefüttert. Weil der Samstag ins Wasser fiel, ging Mercedes quasi blind ins Rennen. "Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht", meinte Hamilton.

4. Warum war der Reifenabbau so gering?

Eigentlich hatten die Piloten mit einer regelrechten Reifenschlacht gerechnet. Das Formel-1-Fahrerlager erwartete eher drei Stopps als ein Einstopp-Rennen. Völlig überraschend war aber eine Einstopp-Strategie die beste Variante. So recht konnte das niemand erklären. Es hing aber wohl mit dem neuen Asphalt zusammen. Am Freitag sorgte der noch für reichlich Graining. Durch die höheren Temperaturen am Rennsonntag war Graining kein Thema mehr. "Das ist so eine Sache mit neuem Asphalt: Entweder du hast Graining oder du hast keinen Abbau", meint Fernando Alonso.

5. Warum gingen nicht mehr Fahrer auf Einstopp?

Mit Russell ging nur ein Fahrer der Top-Teams auf eine Einstopp-Strategie. Dabei merkte auch Teamkollege Hamilton, dass die Reifen länger halten als erwartet. Trotzdem traute man sich bei ihm nicht recht, schließlich hatte er zu viel zu verlieren: Hamilton führte das Rennen an. Bei Russell hatte man kaum etwas zu verlieren, vor den Boxenstopps lag er auf Rang sieben. Auch bei McLaren schloss man deshalb eine Einstopp-Strategie aus. "Wenn das schiefgeht, ist das komplette Rennen hinüber", erklärte Teamchef Andrea Stella. Außerdem war sich die Konkurrenz nicht sicher, ob alle so gut mit den Reifen haushalten konnten wie der Mercedes an diesem Tag.

Bei Carlos Sainz hätte es ebenfalls wenig zu verlieren gegeben. Ferrari riskierte schon am Start, indem man den Spanier auf Hard losschickte. Ferrari merkte schnell, dass die Pace auf dem harten Reifen noch lange akzeptabel war, holte Sainz aber zu früh rein, um mit Mediums das restliche Rennen bestreiten zu können.

Die beiden Aston Martin, Kevin Magnussen und Yuki Tsunoda riskierten ebenfalls die Einstopp-Strategie. Alonso holte dadurch Platz neun, der durch die Russell-Disqualifikation noch zu Rang acht wurde.

Polesetter Charles Leclerc (Ferrari) gewinnt den Start vor Lewis Hamilton (Mercedes) und Sergio Perez (Red Bull)
In Belgien gab es kaum Überholmanöver im Feld, Foto: LAT Images

6. Warum war Überholen so schwer?

Es war ein sonderbarer Grand Prix. Die Performance-Unterschiede der Top-Teams fielen geringer aus als erwartet, dazu war Überholen auch noch extrem schwer. Dadurch sortierte sich das Feld nicht so, wie man es erwartet hatte. Aber warum war das Überholen so schwer?

Einerseits half der Wind nicht mit, weil er auf der Kemmel-Geraden von hinten blies. Dadurch war der Windschatten-Effekt geringer. Dazu kam die im Vergleich zum Vorjahr um 75 Meter verkürzte DRS-Zone nach Eau Rouge. Dass der Reifenabbau so gering war, half ebenfalls nicht, weil die Reifenunterschiede geringer waren.

7. Wie kam Verstappen vor Norris?

Lando Norris startete von Platz vier, Max Verstappen von Platz elf. Trotzdem baute Verstappen seinen Vorsprung in der WM aus, weil er direkt vor dem Briten ins Ziel kam. Schon nach zwei Runden fuhren die beiden direkt hintereinander, weil Norris in Kurve eins einen Fehler machte und auf Platz sieben zurückfiel. Verstappen hingegen machte Plätze gut. Mit einem Undercut ging Verstappen schließlich vorbei. McLaren ließ Norris noch mehrere Runden länger draußen, um ein Reifen-Offset zu erzeugen - aber Überholen war schlichtweg nicht möglich.

8. Warum fuhr Red Bull zweimal auf Medium?

Der harte Reifen war beim Belgien GP Trumpf. Red Bull aber fuhr als einziges Top-Team zwei Stints auf Medium. Grund dafür war, dass die Bullen bereits einen Satz im 1. Training geopfert hatten. Die anderen Top-Teams konzentrierten sich am Freitag auf die Medium- und Soft-Reifen und sparten sich die beiden Sätze der harten Pneus für das Rennen auf. "Ein weiterer Satz Hard hätte heute geholfen", ärgerte sich Verstappen.

9. Wie verlor Piastri zwei Sekunden beim Boxenstopp?

Oscar Piastris zweiter Boxenstopp dauerte rund zwei Sekunden länger als er hätte dauern sollen. Die Mechaniker konnte hier allerdings nichts dafür. Piastri hatte den Bremspunkt für seine Halteposition verpasst und fast den Mechaniker am Wagenheber überfahren. Die ganze Boxencrew musste nachrücken, was den Reifenwechsel verzögerte.

Im Training war Piastri zu früh zum Stand gekommen, weil er den Grip in der Boxengasse unterschätzte. Auch bei seinem ersten Stopp war er noch auf der kurzen Seite. Beim zweiten Stopp wollte er es besser machen und verschätzte sich deutlich. Womöglich war Verkehr beim ersten Stopp für die Fehleinschätzung verantwortlich. "Ich musste da etwas Gas rausnehmen und kam beim ersten Stopp wohl langsamer am Bremspunkt an", vermutete der Australier.

10. Warum wurde Hülkenberg Letzter?

Haas war bislang die Überraschung der Saison. In Spa wurde Nico Hülkenberg aber Letzter. Neben fehlender Pace auf dem Highspeed-Kurse half auch die Strategie nicht. Ein aggressiver Undercut in Runde sieben führte schlussendlich dazu, dass er in Runde 20 schon wieder zum Reifenwechsel kommen musste. Die letzten 24 Runden musste der Deutsche auch noch auf den Medium-Reifen absolvieren. Teamkollege Kevin Magnussen kam mit der Einstopp-Strategie vier Plätze vor Hülkenberg ins Ziel.

11. Wie fuhr Perez die schnellste Rennrunde?

Sergio Perez wurde im Rennen von Startplatz zwei bis auf Rang acht durchgereicht. Das führte aber dazu, dass er am Rennende nichts mehr zu verlieren hatte. Die vier Top-Teams fuhren in einer eigenen Liga. Deshalb konnte Perez in Runde 42 noch einen Boxenstopp einlegen. Auf den frischen Soft-Reifen fuhr er die mit Abstand schnellste Runde. Die schnellsten Runden aller 20 Fahrer im Überblick: