Der Fahrermarkt in der Formel 1 nimmt zunehmend an Fahrt auf. Nachdem in Anschluss an den überraschenden Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari offizielle Bekanntgaben für 2025 rar gesät waren, ging es in letzter Zeit rund. Allein in dieser Woche fielen mit der Vertragsverlängerung von Sergio Perez bei Red Bull und dem Abschied von Esteban Ocon bei Alpine zum Jahresende zwei weitere Würfel. Zuvor war bereits der Transfer von Nico Hülkenberg von Haas zu Sauber offiziell gemacht worden.
Der Wechsel Hülkenbergs zum zukünftigen Audi-Werksteam hat zur Folge, dass 2025 mindestens einer der beiden aktuellen Sauber-Piloten das Team in Hinwil verlassen muss. Das Ziel von Valtteri Bottas und Zhou Guanyu ist klar: Ein Stammcockpit in der Formel 1 behalten. "Ich will kein Reserve-Fahrer sein. Ich will kein Jahr Auszeit nehmen" stellt Letzterer klar.
Zhou: Formel-1-Rückkehr nach Aus schwierig
"An diesem Punkt in meiner Karriere will ich kein Jahr Auszeit nehmen, denn wenn du das machst, ist es schwierig wieder zurückzukommen", argumentiert Zhou. "Einfach deshalb, weil du keine Rennen fährst. Es ist so ein hohes Niveau. Die Autos verändern sich und du musst dich anpassen, um etwas anderes zu verstehen."
Einige Fallbeispiele aus der jüngeren Vergangenheit geben Zhou recht. Mick Schumacher wartet nach seinem Aus bei Haas Ende 2022 etwa nach wie vor auf eine Rückkehr in die Königsklasse und ist als Reserve-Fahrer bei Mercedes angestellt. Auf der anderen Seite gelang beispielsweise Esteban Ocon 2020 und Alexander Albon 2022 nach einem Jahr an der Seitenlinie der Sprung zurück ins Stammcockpit. Nico Hülkenberg konnte gar nach drei Jahren Zwangspause, mit einigen vereinzelten Einsätzen in der Zwischenzeit, in die Formel 1 als Stammfahrer zurückkehren.

Zhou-Rückkehr zu Förderer Alpine?
"Eine Reserve-Position ist im Moment definitiv keine Option", stellt Zhou dennoch klar. "Im Mittelfeld ist sehr viel für alle noch unklar und es gibt immer noch einige Plätze, die für alle noch zu ergreifen sind", so der Chinese. Zu diesen Plätzen zählen auch die beiden Cockpits bei Alpine. Nach dem Anfang der Woche bestätigten Abschied von Esteban Ocon wird mindestens einer der beiden Sitze beim Renault-Werksteam neu besetzt.
Eine Option für Zhou? Immerhin war der 25-Jährige bis zu seinem Formel-1-Debüt mit Alfa Romeo Sauber Teil des Nachwuchsprogramms von Alpine. "Ich hatte mit Alpine immer eine sehr gute Verbindung in der Vergangenheit, weil sie mir wirklich geholfen haben, die Chance vor der Formel 1 zu erhalten", so Zhou.
In der Vergangenheit verzichtete Alpine jedoch mehrfach auf die Dienste Zhous. Als sich die Chance auf das Formel-1-Cockpit bei Alfa Romeo bot, gab Alpine den Youngster frei. Auch bei der Vergabe der Alpine-Cockpits für 2023 spielte Zhou trotz auslaufenden Alfa-Romeo-Vertrages nie eine ernsthafte Rolle. Selbst als Alpine innerhalb kürzester Zeit Fernando Alonso und Oscar Piastri verlor, warb das französische Team lieber Pierre Gasly von AlphaTauri ab, statt auf die Dienste des Ex-Juniors zu setzen.

Hinzu kommt, dass Alpine mit Jack Doohan derzeit ein Talent im aktuellen Nachwuchskader hat. Der Australier bestreitet beim Kanada-GP das erste Freie Training im A524. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel:
Bottas zuversichtlich: Werden interessante Wochen
Neben Alpine dürften im Falle einer ausbleibenden Vertragsverlängerung nur noch Haas und Williams für Zhou realistisch in Frage kommen. Fest steht: Aus Sicht Zhous wäre eine Weiterbeschäftigung in der Formel 1 verdient. "Ich habe das Gefühl, dass es in Zukunft einen Platz für mich in der Startaufstellung geben sollte. Ich weiß einfach nur nicht wo", zeigt sich Zhou zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings noch ratlos.
Anders sieht es momentan bei Teamkollege Valtteri Bottas aus. Der Finne, der zuletzt zunehmend mit Williams in Verbindung gebracht wurde, ist rein statistisch der aktuell erfolgreichste Pilot auf dem Markt. "Ich bin überzeugt, dass ich einen Sitz bekommen werde", gibt sich Bottas bezüglich seiner Zukunft selbstbewusst. "So wie ich die Situation im Moment sehe, bin ich nicht besorgt. Es sollten sicherlich interessante ein bis zwei Wochen werden", weckt Bottas Erwartungen an eine baldige Entscheidung.
Bottas: Kann nicht für immer auf Audi warten
Dies sei Bottas zufolge allerdings auch notwendig. "Ich muss meine Entscheidung schnell treffen", meint der zweimalige Vizeweltmeister. Auf eine finale Ansage Audi-Saubers will Bottas dabei nicht warten: "Sie sind bereit dazu, eine lange Zeit zu warten. Aber ich kann das nicht für immer. Dieses Team ist definitiv immer noch eine Option. Aber ich habe nicht die Zeit dazu, um noch allzu lange zu warten. Deshalb möchte ich, dass sich die Dinge beschleunigen."

Ein Treuebekenntnis klingt anders. Zumal sich aus Bottas' Worten ohnehin nur wenig Hoffnung auf eine Zukunft in Hinwil ableiten lässt. "Ich habe im Moment das Gefühl, dass sie einige Dinge im Team verändern wollen. Es ist wahrscheinlich dasselbe beim Fahrer-Aufgebot", so Bottas. Besonders Carlos Sainz wurde seit seinem Ferrari-Aus immer wieder mit Audi-Sauber in Verbindung gebracht. Sollte sich der Spanier für Sauber entscheiden, wäre dies wohl gleichbedeutend mit einem Ende für Bottas und Zhou beim schweizerischen Team.
Schlechte Sauber-Performance ein Karriere-Killer?
"Natürlich war es immer so, dass ich ein Teil des Projekts sein würde, aber zuletzt war es etwas ruhiger. Das ist es, warum ich versuchen muss, die Situation zu lesen und mein eigenes Ding machen muss", meint Bottas. Zumindest im teaminternen Duell gegen Zhou konnte der zehnfache GP-Sieger in dieser Saison auftrumpfen. Bislang setzte sich Bottas in jeder einzelnen Qualifying-Session mit Ausnahme des Sprint-Qualifyings in Miami gegen seinen jüngeren Stallkontrahenten durch.
Zu schaffen macht beiden Fahrern jedoch die schwache Sauber-Performance in der Formel-1-Saison 2024. Als einziges Team steht Sauber nach acht Rennwochenenden noch punktlos da. "Natürlich ist das auf dem Papier schädlich für die Fahrer, aber die Leute analysieren unsere Performance genau, entweder über eine Runde oder im Longrun, die Art wie wir mit dem Team kommunizieren und sehen auch unsere Werte", hofft Zhou dennoch auf keine negativen Auswirkungen des Performance-Tiefs auf die eigene Zukunft.
Neben Bottas und Zhou stehen nach wie vor zahlreiche weitere Fahrer noch ohne Cockpit für 2025 dar. Zu diesen zählt auch Racing-Bulls-Pilot Yuki Tsunoda. Beim Japaner scheint die Situation jedoch weitaus weniger komplex zu sein als beim Sauber-Duo. Alle Details zur aktuellen Vertragssituation Tsunodas lest Ihr in diesem Artikel:
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