Teamportrait
Dass Peter Sauber eher zufällig zum Motorsport gekommen ist, hat er wohl einem Freund zu verdanken, der ihn dazu überredete, seinen damaligen Käfer aufzurüsten. Seine Club-Rennen im Jahre 1967 wurden eher zur Nebensache, viel wichtiger war ihm das Basteln am Fahrzeug. Dies führte soweit, dass der gelernte Elektromonteur 1970 als selbstständiger Unternehmer mit dem Bau von offenen, zweisitzigen Rennsportwagen begann.
Die ersten bedeutenden Erfolge erzielte Sauber gemeinsam mit Mercedes durch den Doppelerfolg beim 24-Stunden-Rennen 1989 sowie der zweimalige Gewinn des Team- und des Fahrer-Titels in der damaligen Sportwagen-WM 1989 und 1990. In den Jahren 1990 und 1991 verpflichtete Sauber drei wohlbekannte spätere Formel-1-Rennfahrer: Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger.
Die Formel-1-Vorbereitungen von Peter Sauber liefen 1991 auf Hochtouren, als sich Mercedes kurzfristig gegen den Formel-1-Einstieg entschied. Doch Sauber ließ sich davon nicht aufhalten und entschied, trotz Risiko - zwar mit finanzieller und technischer Unterstützung von Mercedes - die Sache 1992 alleine in die Hand zu nehmen. Zum Saisonstart 1993 wurde der Teamchef Peter Sauber erfreulicherweise mit dem 5. Platz belohnt und schloss daraufhin vielversprechende Verträge mit Red Bull und Petronas ab.
1995 konnte sich das Team von Peter Sauber endgültig in der Formel 1 etablieren. Allerdings feierte es erst im Jahr 2001 erwähnenswerte Erfolge, wie beispielsweise den vierten Platz in der Konstrukteurs-WM. 2005 suchte der zu diesem Zeitpunkt über 60-jährige Teamchef, eine Lösung, sein Lebenswerk weiterhin erfolgreich fortzuführen. Der Automobilhersteller BMW, der seit 2000 mit Williams am Start war, machte Sauber ein Angebot.
Danach ging alles sehr schnell und BMW verkündete am 22. Juni 2005 die Übernahme des Schweizer Teams. Die Höhepunkt-Saison des BMW Sauber F1 Team in der Teamgeschichte liest sich wie folgt: Ein Doppelsieg, elf Podestplätze, ein dritter Platz in der Konstrukteurs-WM und eine defektfreie Saison sind die Ausbeute des Jahres 2008. Die Erwartungen für das Jahr 2009 waren dementsprechend hoch, konnten aber alles andere als erfüllt werden. Zu viele technische Reglementänderungen erschwerten dem Team mit der Konkurrenz mitzuhalten.
Ein zweiter Platz beim zweiten Saisonlauf blieb der einzige Podesterfolg. Am 29. Juli verkündete BMW den Ausstieg aus der Formel 1 zum Saisonende. Bis dahin konnten Nick Heidfeld und Robert Kubica noch Punkte sammeln, sodass sich BMW mit dem 6. Platz zum Saisonende aus der F1 verabschiedete. Peter Sauber kaufte sein Lebenswerk anschließend wieder zurück - wenngleich die Schweizer fortan kleinere Brötchen backen mussten, gelang es, sich mit den Talenten Kamui Kobayashi und Sergio Perez wieder im Mittelfeld der Königsklasse zu etablieren.
Ebenfalls sehr erfolgreich verlief die Saison 2012 für die Schweizer. Perez fuhr in Malaysia und Monza jeweils auf Platz zwei, Kobayashi schaffte es in Japan auf den zweiten Platz - das beste Resultat als Privatteam für Sauber. Im Oktober 2012 übernahm Monisha Kaltenborn den Posten der Teamchefin und war damit die erste Frau in der Formel 1, die einen solchen Job bekleidet. Zudem wurde ihr ein Drittel der Teamanteile von Peter Sauber übertragen. 2013 startete die Truppe aus Hinwil mit komplett neuem Fahreraufgebot: Esteban Gutierrez und Nico Hülkenberg ersetzten Kobayashi und Perez. Nach einem Stotterstart blühte das Team zur Saisonmitte auf, Hülkenberg schaffte es in Korea auf Platz vier. Am Ende musste sich Sauber wegen der schwachen ersten Jahreshälfte aber mit dem siebten Platz begnügen. Für 2014 wechselte Hülkenberg zurück zu Force India, Landsmann Adrian Sutil kam im Tausch zu Sauber.
Nach der katastrophalen Sauber-Saison 2014 ohne WM-Punkte war für den Gräfelfinger auch schon wieder Schluss. Genauso für seinen Teamkollegen Esteban Gutierrez. 2015 startete Sauber mit Marcus Ericsson, der vom insolventen Caterham-Team kam, und Felipe Nasr - bis dato Testfahrer bei Williams und in der GP2 aktiv. Die Saison begann mit einem Kracher. Nasr beendete den Australien GP auf Platz 5, das beste Ergebnis seit Korea 2013. Doch diese Leistung erreichte das Team in der Saison nicht noch einmal. Immerhin gelangen dem Schweizer Rennstall noch einige weitere Zähler, sodass es am Ende zum achten Platz bei den Konstrukteuren reichte.
2016 startete Sauber erneut mit Marcus Ericsson und Felipe Nasr. Schlagzeilen machte der Schweizer Rennstall in dieser Saison jedoch vor allem mit seinen erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, welche auch die Vorbereitung beeinträchtigten. So bestritt Sauber als einziges Team nur eine der beiden Testwochen vor Saisonstart und setzte dort nur das Vorjahresfahrzeug ein. Zudem ließ man aus finanziellen Gründen auch die Testfahrten in Barcelona Mitte Mai aus. Im Juli 2016 wurde das Team schließlich von der Schweizer Investmentgesellschaft Longbow Finance SA übernommen.
Auch sportlich verlief das Jahr 2016 alles andere als erhofft: Sauber war das schwächste der drei Ferrari-Kundenteams und blieb bis zum vorletzten Saisonrennen in Brasilien punktelos. Erst in Interlagos gelang es Nasr zwei Punkte einzufahren. Somit schloss Sauber die Saison vor Manor auf Platz zehn der Konstrukteursmeisterschaft ab.
2017 startete Sauber erneut mit Ericsson und Wehrlein. Das Jahr verlief kaum besser als 2016: Allein dank Wehrlein holte Sauber zwar drei Punkte mehr als im Vorjahr, doch reichte das ohne Manor diesmal nicht für mehr als den letzten Platz. Mitte der Saison schied Monisha Kaltenborn als Teamchefin aus, wurde durch Frederic Vasseur ersetzt. Ebenfalls (ab 2018) ersetzt wird der einzige Punktelieferant: Pascal Wehrlein muss Ferrari-Junior Charles Leclerc weichen. Noch dazu hat der Fiat-Konzern mit Alfa Romeo dem Sauber-Team einen neuen Titel-Sponsor und technischen Partner verpasst.