Groß waren die Hoffnungen bei Mercedes nach dem starken Trainingsfreitag, groß war die Enttäuschung nach dem Qualifying. Wieder nur dritte und vierte Startreihe. Knapp verpassten beide Piloten bessere Startplätze, besonders bitter auf der überholfeindlichen Strecke in Monaco. George Russell profitierte von neuem Frontflügel am W15. Lewis Hamilton enttäuscht, aber mittlerweile nicht mehr überrascht.

Lewis Hamilton schiebt Frust: Erwarte schon immer Qualifying-Niederlage

P1 im 1. Freien Training, P2 im 2. Freien Training, P3 im 3. Freien Training: Blickt man nur auf die Freien Trainings, sollte Mercedes ein Kandidat auf Pole Position gewesen sein. Mit Konjunktiven kommt man in der Formel 1 bekanntlich nicht weit, am Ende fehlten George Russell 0,273 Sekunden, Lewis Hamilton 0,351 Sekunden auf die Pole-Zeit von Charles Leclerc.

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"Gestern waren wir wirklich stark, auch heute Morgen. Aber sobald ich ins Qualifying gehe, habe ich Mühe, Fortschritte zu erzielen. Im Vergleich zu den Autos um mich herum habe ich das Gefühl, Performance zu verlieren", ist Lewis Hamilton nach P7 im Zeittraining frustriert. Trotz ähnlichem Fahrgefühl und nur minimalen Änderungen am Auto.

"Ich erwarte es jetzt eigentlich schon immer. Jedes Mal, wenn ich ins Qualifying gehe, weiß ich schon, dass ich ein paar Zehntel verlieren werde", so der Brite. "Jeder verbessert sich, aber wir machen Rückschritte. Irgendwas passiert da." Seit Saisonbeginn kämpfe er mit dem gleichen Problem.

George Russell: Wie neugeboren nach Lenkrad-Problemen

Im internen Mercedes-Duell steht es nun 7:1 für George Russell. Dieser profitierte in Monte Carlo vom neuen Frontflügel, den die Silberpfeile mit nach Monaco brachten. Lewis Hamilton erhält die Ausbaustufe erst beim nächsten Rennen in Kanada. "Das hat den Unterschied in der Performance ausgemacht, besonders in den Hochgeschwindigkeits-Kurven", meint der siebenfache Weltmeister.

Der neue (links) und alte (rechts) Mercedes-Frontflügel in Monaco
George Russells neuer Frontflügel, Foto: LAT Images / Motorsport-Magazin.com

"Gestern fühlte ich mich nicht gut, und hatte schlimme Vibrationen am Auto", erklärt George Russell. Beides suboptimal im Fürstentum. Dank seiner Mechaniker und besserer Gesundheit musste er im Qualifying zum Glück das Lenkrad seines W15 nicht mehr halten "wie ein Gorilla". "Heute fühlte ich mich viel wohler. Das Auto ist richtig zum Leben erwacht!"

Um 25 Tausendstel verpasste der 26-Jährige P3 und ein mögliches Podium im Fürstentum. "Hinterher kann man sich immer einreden, dass noch mehr drinnen gewesen wäre", so Russell. "Das Wichtigste ist, dass wir Fortschritte erzielen, und hoffentlich kann das eine Art Wendepunkt sein!"

Toto Wolff pessimistisch: Ohne Regen Mercedes chancenlos

Monaco war bekanntlich nie eine gute Strecke für die Silberpfeile. Fünf Mal konnte das Team aus Brackley im Fürstentum gewinnen, zuletzt aber 2019 mit Lewis Hamilton. "Es ist bittersüß", beschreibt es Toto Wolff auf Sky Deutschland. Fortschritte ja, aber mit P5 und P7 könnten es lange 78 Runden um die 3,337 Kilometer lange Strecke werden. Trotz erstem Top-5-Start der Silberpfeile seit Bahrain.

"Wir brauchen Regen, um überhaupt Überholmanöver zu sehen", so der Mercedes-Teamboss. "Over- und Undercut scheinen auch nichts zu bringen. Vielleicht fahren wir morgen einfach im Kreis." Zumindest die Longrun-Pace sollte nach einigen Änderungen am W15 nun besser sein. Und: Aktuell sind laut Wetterprognose Regenschauer nicht ganz auszuschließen.

Max Verstappen befindet sich im Mercedes-Sandwich auf P6. Beim Red-Bull-Piloten will es (wie bei Teamkollegen Sergio Perez) in Monaco bislang nicht laufen. Alles zum Dilemma des Weltmeisters gibt es hier nachzulesen.