"Gratulation an Red Bull. Sie haben die WM schon gewonnen", wagte George Russell bereits nach einem von 22 Grand Prix eine wilde Prognose. "Ich wette, sie werden dieses Jahr jedes einzelne Rennen gewinnen." Fast wäre seine Prophezeiung eingetreten, nur Singapur zerstörte die perfekte Bilanz. Abgesehen davon war Red Bull mit Max Verstappen 2023 unbesiegbar.

Eine Saison für die Geschichtsbücher: 19 Siege, 12 Pole Positions, nur bei einem Rennen nicht am Podium. Zum krönenden Abschluss der Fahrerzeugnisse schaltet Motorsport-Magazin.com Super-Max auf Dauerschleife und wirft einen Blick zurück auf die dritte Meister-Saison des Red-Bull-Piloten.

Teamfeier mit Max Verstappen nach dem 19. Saisonsieg
Max Verstappen und Red Bull - das Paket war 2023 unschlagbar, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Max Verstappens Qualifying-Statistik 2023

Qualifying / Shootout2023
Bestes Ergebnis 1 (16x)
Q3-Teilnahmen26
Ø Ergebnis2,3
Ø Vorsprung auf Teamkollegen - 0,589
Siege im Quali-Duell 25 von 27

Verstappen vs. Perez: Kein Duell auf Augenhöhe

Max Verstappen im Qualifying: 2023 fuhr Max Verstappen Sergio Perez in Grund und Boden. Besonders deutlich wurde das im Qualifying. In keinem anderen Team war der Abstand im internen Qualifying-Duell größer: Im Durchschnitt war Verstappen fast sechs Zehntel schneller und stand in der Startaufstellung sechs Plätze weiter vorne als sein mexikanischer Counterpart.

Dabei war Red Bull im Qualifying bei Weitem nicht so stark wie im Rennen: Sieben Mal musste sich das austro-britische Team Ferrari geschlagen geben, ein Mal Lewis Hamilton. Während Perez jedes Mal um den Einzug ins Q3 zitterte, zauberte Max Verstappen allerdings zwölf Pole Positions aus dem RB19 heraus, die er allesamt in Siege ummünzte.

Sergio Perez und Max Verstappen (beide Red Bull) feiern nach dem Formel-1-Rennen in Las Vegas auf dem Podium.
Sergio Perez war nur zwei Mal im Qualifying schneller als Max Verstappen , Foto: LAT Images

Zweimal schaffte es Max Verstappen 2023 nicht in Q3. In Saudi-Arabien schied er mit Defekt auf Rang 15 gelegen aus. Ein Schaden an der Antriebswelle machte eine Weiterfahrt unmöglich. Ebenfalls in Q2 stecken blieb der Holländer beim RB-Horror in Singapur. "Eine absolut schockierende Erfahrung", schimpfte Verstappen damals am Funk.

Max Verstappens Renn-Statistik 2023

Grand PrixSprint
Bestes Ergebnis Sieg (19x) Sieg (4x)
Ø Zielankunft 1,3 1,5
Ausfälle00
Punkte53045
WM-Platz1

Max Verstappen im Rennen: Im Rennen war die Kombination von Max Verstappen und dem RB19 ein Paket, an das keiner herankam. Die gute Longrun-Pace, gepaart mit dem unglaublichen Talent und der harten Arbeit von Verstappen (und die des Teams) erwies sich als unüberwindbares Hindernis. Der Niederländer war 2023 nicht nur schnell und konnte gut Reifenschonen, sondern beides.

Max Verstappen kann Rennen lesen wie kaum jemand anderes, und hat nebenbei genug freie mentale Kapazität, um währenddessen TV zu schauen oder Scharmützel mit seinem Renningenieur zu treiben. Seine eigene Strategie plant er im Notfall selbst (etwa der spätere Stopp in Abu Dhabi um die Schallmauer von 1000 Rennrunden zu brechen).

Zusätzlich zum Fahrer operierte Red Bull 2023 auf höchstem Niveau. Die besten Boxenstopps, gute Strategien, gute Vorbereitungen auf Rennwochenenden - auch teammäßig kratzte Red Bull nahe an der Perfektion.

Red Bull-Pilot Max Verstappen fährt zum 19. Mal als Sieger über die Ziellinie
Mit 19 Siegen in 23 Rennen brach Max Verstappen seinen eigenen Rekord aus dem Vorjahr, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Max Verstappen 2023: Viele Höhepunkte, (fast) keine Tiefs

Der ehemalige "Crashstappen" ist gereift. Er kann auch einmal in der ersten Kurve zurückstecken und nicht sein letztes Hemd riskieren. Nicht nötig, mit einem so guten Auto. Riskiert wurde gern für die schnellste Rennrunde, über die sich Max Verstappen in jedem Grand Prix Gedanken machte. Mit neun DHL Fastest Lap Awards, kürte er sich auch in dieser Wertung zum Champion.

In einer Saison voller Höhepunkte einen auszumachen, ist schwierig. In Japan landete Max Verstappen in jedem einzelnen Freien Training auf P1, holte Pole Position mehr als sechs Zehntel vor Lando Norris und fuhr in den 53 Runden auf dem Suzuka International Racing Course der Konkurrenz um die Ohren. Die Kirsche auf der Torte war der sechste Konstrukteurs-Titel für Red Bull. Gerade dann, wenn Teamkollege Sergio Perez einen seiner bittersten Tage erlebte.

Das Red Bull Team feiert mit seinen Fahrern Max Verstappen und Sergio Perez den Gewinn der Formel-1-Weltmeisterschaft.
In Japan gewann Red Bull ihren sechsten Konstrukteurs-Titel, Foto: Red Bull Content Pool

Fast wäre Max Verstappen die perfekte Saison gelungen. Im Vorjahr zerstörte noch George Russell die Party, 2023 war die schwierige Strecke in Singapur, ein falsches Setup und Carlos Sainz der Stolperstein. Im Sprint-Wochenende mit nur einem Training ging nach Murphys Law so ziemlich alles schief, was nur schieflaufen konnte.

P5 war das Maximum für den Limburger, nach zehn Siegen in Serie war Schluss. Seit Brasilien 2022 (P6) das schlechteste Ergebnis. Wie aus Baku verfluchten vielleicht manche Gegner die Vorkommnisse in Singapur. In Japan (siehe oben) fuhr er das ganze Wochenende mit einem Messer zwischen den Zähnen. Und ließ es bis Saisonende dort.

Baku wichtigstes Rennen für Verstappen

Max Verstappens Entwicklung: Mit seinem dritten WM-Titel reihte sich Max Verstappen in die Riegen von Ayrton Senna, Nelson Piquet, Jackie Stewart, Jack Brabham und Niki Lauda ein. 34 Siege in den letzten zwei Jahren - seit 2022 ist Max Verstappen der Mann, den es zu schlagen gilt.

2023 hielt anfangs noch Sergio Perez dagegen. Verstappen ließ sich von dessen Sieg in Baku (verholfen durch ein extrem ungünstiges Safety Car) und anschließender Pole Position in Miami aber nicht aus der Ruhe bringen. Von P9 gestartet, brach er im Hard Rock Stadium mit alten Reifen die Psyche des Mexikaners.

Danach ließ Max Verstappen keine weiteren Zweifel an seiner Vormachtstellung zu. Nach Baku gewann er jedes Rennen, mit Ausnahme von Singapur. Der Qualifying-Crash in Silverstone gegen die Boxenmauer blieb sein einziger größerer Eigenfehler. Im Nachhinein verriet Verstappen: Das Rennen in Baku war der Knackpunkt. Die dortigen Erkenntnisse zur richtigen Abstimmung des RB19 machten ihn endgültig zum Super-Max.

Max Verstappens Formel-1-Saison 2023 in Noten

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote 1,39 (1.)
Redaktionsnote 1,24 (1.)
Lesernote 1,54 (1.)
Bestes Rennen Japan (1,11 - 1.)
Schlechtestes Rennen Singapur (2,36 - 8.)

Max Verstappen: Will jedes Jahr noch besser werden

Das sagt Max Verstappen zu seiner Saison: "Es war eine unglaubliche Saison. Die letzte Runde war etwas emotional. Es war das letzte Mal, dass ich in dem Auto saß, das mir so viel gegeben hat", bilanziert Max Verstappen nach seinem 19. Saisonsieg in Abu Dhabi. "Wenn du so ein gutes Auto hast, willst du weiter gewinnen und Rekorde holen. Generell war das Auto besser als letztes Jahr. Wir waren sehr stabil, hatten keine Defekte. Das war der ein Schlüssel."

"Was mich betrifft, versuche ich mich jedes Jahr zu verbessern. Aber ich denke, es geht mehr um allgemeine Erfahrung in der Formel 1 und darum, wie man das Wochenende bestmöglich gestaltet", führt der dreifache Weltmeister aus. "An manchen Wochenenden funktioniert das besser als an anderen. Sonst versuche ich, einfach nicht zu viele Fehler zu machen und das Auto in Zeiten des Budget-Caps nicht zu sehr zu beschädigen. Das hat meiner Meinung nach ganz gut funktioniert."

Nachsatz: "Es wird sehr schwierig, noch einmal eine solche Saison zu haben. Das wissen wir", so Verstappen. "Was auch immer du im Motorsport machst, du wirst das niemals toppen."

Empfang für Weltmeister Max Verstappen im Red Bull-Fahrerraum
Im Sprint von Katar fixierte Max Verstappen seinen WM-Titel, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Formel-1-Saison 2023: Gut. Besser. Max Verstappen

Das sagt MSM: Max Emilian Verstappens neuntes Jahr in der Formel 1 markierte der Zenit seiner bisherigen Karriere. Natürlich war das Auto eine Rakete und vielleicht Adrian Neweys bestes Werk. Aber Verstappen machte 2023 den Unterschied. Der RB19 ist kein Selbstläufer und nicht einfach zu fahren - das bewies Sergio Perez eindrucksvoll.

Dass Max Verstappen eines der größten Talente der Formel-1-Geschichte ist, zeigte er schon in vergangenen Saisonen. Aber dieses Level an Dominanz, dieses Level an Performance war selbst für Verstappen-Dimensionen neu. Eine so dominante Saison werden wir vermutlich nie mehr erleben. Aber bei Max Verstappen weiß man das nie so genau. 500 Euro sollte man besser nicht darauf setzen.