PRO

Zu viel Show, zu wenig Sport. Die Formel 1 steht immer wieder unter Kritik. Das Entertainment und nicht der sportliche Wettkampf soll im Vordergrund stehen. Die Grands Prix in den USA sind zu protzig. Sprintformate sind unerwünscht. Rote Flaggen werden gezückt, um ein Rennen spannender zu machen. Die Beschwerden mancher Fans sind umfangreich. Doch sind sie auch berechtigt?

Nur, weil der Showfaktor der Formel 1 steigt, muss der Sport nicht darunter leiden. Beim Miami Grand Prix wurde ein Fake-Hafen angelegt und auf dem Podium wurden Footballhelme getragen. Trotzdem wurde dort renngefahren, wie auch auf den Traditionsstrecken Imola und Silverstone. Dank des Sprintformats sehen Fans an einem Wochenende gleich zwei Rennen. Mehr Sport, mehr Rennaction, würde man meinen.

Der Fake-Hafen in Miami wurde kontrovers diskutiert, Foto: LAT Images
Der Fake-Hafen in Miami wurde kontrovers diskutiert, Foto: LAT Images

Klar, machen rote Flaggen ein Rennen spannender. Doch bisher wurden sie nie grundlos geschwenkt. Eine Rennunterbrechung verursacht die Rennleitung nicht einfach zum Spaß. Dafür hat immer der Sport selbst gesorgt, der von sich aus genügend Drama mit sich bringt. Die Rivalitäten der Fahrer und die Höhen und Tiefen der Teams - das ist ebenfalls Entertainment, das seit Jahrzehnten keinen stört.

Liberty Media mag zwar versuchen, die Formel 1 mit Sprints und extravaganten Grands Prix noch spannender zu machen, doch am Sport selbst kann das Unternehmen nichts ändern. Der Sport bleibt derselbe. Die Show spinnt sich nur drumherum.

Text: Isabelle Grasser

CONTRA

Entertainment ist wichtig, das steht auch in der Formel 1 nicht zur Debatte. Trotzdem gibt es einen schmalen Grat zwischen künstlicher Unterhaltung und sportlichem Entertainment. Das Paradebeispiel: Abu Dhabi 2021. Eine Runde lang sorgten Max Verstappen und Lewis Hamilton für hochklassige Spannung. Aber war es das wirklich wert?

Der Tumult fand nämlich abseits der Strecke statt. Bis heute sorgt die fehlerhafte Entscheidung der Rennleitung bei vielen für Unmut. Ob das noch sportliche Unterhaltung ist, bleibt fraglich. Klar, Politik ist ein Teil der Königsklasse. Oft wird der Sport davon aber überschattet.

Der Restart in Australien stellte 2023 den Rennverlauf auf den Kopf, Foto: LAT Images
Der Restart in Australien stellte 2023 den Rennverlauf auf den Kopf, Foto: LAT Images

Déjà-vu in Australien 2023. Michael Masi setzte man nach dem Saisonfinale 2021 auf den Schleudersitz. Knapp anderthalb Jahre später wiederholte die Rennleitung unter Niels Wittich ein ähnliches Szenario. Drei rote Flaggen machten den Australien GP zum Rekordträger. Und wieder sollte die letzte Runde das Ergebnis entscheiden.

Nach wenigen Sekunden Action, vier Ausfällen und kaputten Boliden schwenkten die Stewards die dritte fragwürdige rote Flagge. Dann hieß es: Eine Stunde warten. Nur um das Rennen hinter dem Safety-Car zu beenden. Das Ergebnis der letzten Runde zählte nicht. Ist das wirklich Entertainment?

Das bedeutet keinesfalls, dass das Ergebnis zum Abbruchzeitpunkt hätte anerkannt werden sollen. Genau wie in Abu Dhabi wären in Australien 57 Runden sportliche Leistung der Piloten für die Katz gewesen. Es hätte aber schon eine Stunde zuvor unter dem Safety-Car beendet werden können. Inmitten der Diskussionen über den weiteren Verlauf war die sportliche Unterhaltung nämlich gewiss nicht vorhanden.

Text: Carina Teifelhard

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