Die Konzeptfrage treibt die Formel 1 seit der großen Regelrevolution von 2022 um. Red Bull scheint mit seinem 'Downwash'-Prinzip für viele Beobachter auf dem richtigen Weg zu sein. Rein sportlich ist die Bilanz eindeutig: 22 der 27 Rennen der neuen Ground-Effekt-Ära haben die Bullen gewonnen. In der Saison 2023 ist das Weltmeisterteam nach fünf Grands Prix sogar noch ungeschlagen.

Die Verfolger von Ferrari und Mercedes haben den Anschluss an den Klassenprimus verloren. Stattdessen müssen sie sich mit Aston Martin herumschlagen, die von 2022 auf 2023 einen großen Schritt nach vorne gemacht haben und in der WM-Wertung sogar auf Rang 2 liegen. Das Team von Lawrence Stroll warb einige Red-Bull-Leute ab, wodurch der Vorwurf entstand, dass der AMR23 der Saison 2023 eine Kopie des Brause-Renners darstelle. Schon 2020 fiel das Team, damals noch unter dem Namen Racing Point, mit einer Kopie des Vorjahres-Mercedes auf. Der Analyse von Motorsport-Magazin.com nach geht diese Sichtweise aber zu weit, zumal Aston Martin eine Menge Bauteile von Motorenpartner Mercedes bezieht.

Fallows nicht überrascht, dass Mercedes und Ferrari an Konzepten festhielten

Eine der von Red Bull verpflichteten Kräfte ist Dan Fallows. Der Brite wurde zum technischen Direktor von Aston Martin und ist damit an leitender Stelle für den Erfolg des AMR23 mitverantwortlich. Die Mannschaft aus Silverstone entschied sich früh in der Saison 2022, das ursprüngliche Konzept des Autos aufzugeben und in Richtung des Red-Bull-Weges zu gehen. Damals sahen die Seitenkästen des Barcelona-Updates wirklich wie eine Kopie des RB18 aus.

Im Gegensatz zu Aston blieben Ferrari und Mercedes bis heute ihren Konzepten treu. Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com konnte Fallows dieses Vorgehen nachvollziehen: "Ich bin darüber nicht überrascht. Sobald du einen Weg bei einem aerodynamischen Konzept einschlägst, dann ist es sehr schwer, noch etwas Fundamentales daran zu ändern. Du musst daran glauben, dass es sich um den richtigen Weg handelt."

Aston Martin ist der Aufsteiger der Saison 2023, Foto: LAT Images
Aston Martin ist der Aufsteiger der Saison 2023, Foto: LAT Images

Ähnliche Pace von Aston, Ferrari und Mercedes zeigt: Gibt kein 'richtiges' Konzept

Der Ferrari wartet weiterhin mit tiefen Wannen auf den Seitenkästen auf, die auch am Aston Martin weniger stark ausgeprägt und abfallend zu sehen sind. Der Mercedes setzt weiterhin auf extrem schmale Seitenkästen und muss dafür weiter oben breiter bauen. Für Fallows gibt es keinen 'richtigen' Weg, er führt die aktuelle Situation als Beweis dafür an: "Es gibt Konzeptunterschiede zwischen uns, Ferrari und Mercedes, aber wir haben momentan eine ziemlich ähnliche Pace. Es wäre schwierig, über diese beiden Teams zu sagen, dass sie in die falsche Richtung gegangen sind und etwas verändern müssen."

Fallows' Vergleich lässt allerdings das dominierende Red-Bull-Team außen vor. Kommt vielleicht ein Punkt, an dem auch die Top-Teams doch lieber das Konzept aus Milton Keynes kopieren wollen? Für der 49-Jährigen ist dies eine spannende Frage, denn die Uhr tickt: "Es wird interessant zu beobachten, ob jemand tatsächlich das Konzept wechseln wird. Je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird das."