Die Formel-1-Rennleitung sorgte in Australien einmal mehr für Kontroversen im Rennen. Diesmal mit einer Abbruch-Serie. Fahrer und Teamchefs äußerten nach dem Rennen prompt Zweifel über die Richtung der Formel 1.

Schnelle Abbrüche und stehende Restarts, im zweiten Fall nur mehr für die letzten zwei Rennrunden, hinterlassen bei vielen einen bitteren Beigeschmack. "Es ist ein bisschen die US-Entertainment-Ebene", urteilt Nico Hülkenberg nach dem Rennen. Schön für die Fans, aber: "Für uns, die sehr viel Zeit, Energie und Geld investieren, ist das eine Variable, mit der nicht so einfach umzugehen ist."

Harte Kritik an der FIA! Chaotischstes Rennen der Geschichte? (22:48 Min.)

Schotter und Trümmer? Formel-1-Fahrer zweifeln an FIA-Begründungen

Schon die zwei Abbruch-Entscheidungen selbst sorgen für Zweifel. Nach dem Unfall von Alex Albon wurde für Schotter auf der Strecke abgebrochen, nach dem Unfall von Kevin Magnussen für Trümmerteile. "Ich dachte, Rot war da komplett unnötig", beklagt George Russell sich über den Albon-Abbruch. "Da habe ich in der Vergangenheit viel Schlimmeres gesehen."

Russells Meinung ist natürlich beeinflusst. Er wurde durch den Abbruch strategisch benachteiligt. Aber auch Fernando Alonso will zumindest Antworten von der Rennleitung: "Wenn Rot kommt, dann muss es einen Grund geben. Wir werden wohl in Baku fragen. Was war der Grund für die zweite? Ich weiß, da war ein Trümmerteil auf der ersten Geraden, aber das Auto war innen in Kurve vier. Das fühlte sich ziemlich sicher an."

Die erste rote Flagge, um den über die Strecke verteilten Schotter schnell zu reinigen, ist für die Fahrer teils noch nachvollziehbar. Die zweite für die Magnussen-Trümmer sehen viele nur mehr als Show-Abbruch. "Ich habe nicht alles aus dem Auto gesehen, aber ich denke nicht, dass es nötig war", so Lando Norris. "Es waren nur mehr vier Runden. So ein 'Wir wollen nicht hinter dem Safety Car ins Ziel fahren'-Ding."

Formel-1-Fahrer gegen Abbruch-Shootouts

"Das hat bloß ein böses Ende des Rennens verursacht", urteilt Norris, obwohl er vom Chaos beim folgenden Restart profitierte. Abbrüche sind das eine, aber obendrauf kommt, dass die Formel 1 auch noch stehende Starts macht. In Australien am Ende für nur zwei Runden. Norris will zumindest in der zweiten Rennhälfte keine stehenden Starts mehr sehen.

"Du fährst 50 Runden, und dann macht einer was Dummes, verbremst sich, und dein Rennen ist vorbei", kritisiert er. "Nur, weil sie die Show aufregender machen wollen. Ich weiß, am Ende des Tages ist es eine Show, aber wir sind nicht nur für eine gute Show hier. Wir wollen fair gegeneinander Rennen fahren. Das ist denke ich kein faires Rennfahren."

Das Safety Car führt das Feld nach einem Abbruch zurück in die Boxengasse, Foto: LAT Images
Das Safety Car führt das Feld nach einem Abbruch zurück in die Boxengasse, Foto: LAT Images

Norris kann dem Argument nichts abgewinnen, dass am Ende die Fahrer mit Aggressivität die Unfälle verursachen: "Nichts gegen sie, aber die Leute, die Entscheidungen treffen, wissen nicht, was im Auto los ist." Es war schwierig, selbst die Soft-Reifen ins Arbeitsfenster zu bekommen. Das provoziere Unfälle: "Deswegen fährt jeder geradeaus und verbremst sich. Da war einfach kein Grip. Du musst früh bremsen, und das löst Unfälle aus."

"Sie haben sich die Probleme letztendlich selbst eingebrockt", meinte Max Verstappen nach dem Rennen in Richtung Rennleitung. Norris ergänzt: "Hätten wir Grip, würdest du denke ich ein gutes Rennen sehen, ohne dem Chaos und der Tollpatschigkeit. Aber es ist einfach schwierig. Ich würde nicht sagen, dass jeder tollpatschig ist. Du fährst einfach, und dann ist da kein Grip."

Formel-1-Teams hoffen auf mehr Regel-Klarheit

Die Teamchefs sind hingegen kaum gegen Abbrüche oder stehende Starts. "Wenn ein Abbruch hilft, aufzuräumen und das Rennen richtig zu beenden, dann ist das der richtige Weg", findet Christian Horner, und Toto Wolff fügt an: "Ich denke, die Restarts sind mega." Nur wenn Fahrer, Teams und Experten hinter den roten Flaggen offen Show-Motive vermuten, die FIA aber stets nur von Sicherheits-Fragen spricht, dann wirft das kein gutes Licht auf den Prozess.

"Generell stehe ich dahinter, gute Unterhaltung zu liefern, aber das Regelwerk ist der Schlüssel", so Wolff. "Setzen wir uns hin und definieren alle zusammen was ein Virtuelles Safety Car braucht, was ein Safety Car und was eine rote Flagge."