Max Verstappens Weg zum zweiten Sieg in der Formel-1-Saison 2023 war in Australien am Sonntag ein Drama in drei Akten. Der Weltmeister musste sich am Start zunächst Mercedes geschlagen geben, bevor er das Rennen unter seine Kontrolle bringen konnte. Auf dem Weg zu seinem scheinbar unangefochtenen Sieg grätschte ihm kurz vor dem Ziel die rote Flagge dazwischen. Der Red-Bull-Fahrer meisterte auch diese Hürde, war aber vom Drama auf den letzten Metern alles andere als begeistert.

"Ich denke, die Sache ist ziemlich klar. Ich habe einfach nicht verstanden, wozu diese rote Flagge nötig war", so Verstappen, der in Melbourne erstmals ganz oben auf dem Podest stand und dabei den 37. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere feierte. In der Schlussphase durfte er sich mit knapp zehn Sekunden Vorsprung seines Sieges schon so gut wie sicher gefühlt haben. Als Kevin Magnussen vier Runden vor dem Ziel die Wand touchierte und mit dem Wrack seines Haas eine zweie rote Flagge im Grand Prix verursachte, wurde die Luft für den Titelverteidiger plötzlich dünn.

Beim entscheidenden Restart setzte er sich von Platz eins uns gegen Lewis Hamilton durch, während hinter ihm das Drama seinen Lauf nahm. "Ich bin etwa besser als zuvor weggekommen, worüber ich in Anbetracht der kalten Reifen sehr froh war. Nach Kurve eins sah ich hinter mir riesen Abstände und dachte mir schon, dass da irgendetwas passiert ist. Im Replay habe ich dann gesehen, wie hinter mir das Chaos losbrach", erklärt der Niederländer.

Safety Car für Verstappen völlig ausreichend

Für ihn war der Sieg in diesem Moment praktisch in trockenen Tüchern. Die Rennleitung stellte die Reihenfolge von vor dem Restart wieder her, was für Verstappen jedoch keinen Unterschied machte, da er sowohl vor als auch nach dem Chaos an der Spitze gelegen hatte. Dass er sich den Stress inklusive des finalen Restarts mit Zieleinlauf unter Gelb geben musste, störte ihn dennoch.

"Wenn wir ein Safety Car und einen normalen fliegenden Start gehabt hätten, wären all diese Unfälle nicht passiert und wir hätten einen normalen Zieleinlauf gehabt. Sie haben sich die Probleme letztendlich selbst eingebrockt!", kritisiert Verstappen die Entscheidung der Rennleitung. Diese hatte bereits in Runde sieben nach dem Unfall von Williams-Pilot Alex Albon eine Unterbrechung angeordnet.

"Diese ganzen roten Flaggen, die erste davon ist vielleicht noch machbar aber die zweite habe ich wirklich nicht verstanden", so der 25-Jährige. "Natürlich bin ich über den Sieg sehr glücklich aber das Rennen selbst war am Ende mit diesen Entscheidungen etwas wild. Die zweite rote Flagge hat niemand gebraucht und das hätte mit einem VSC oder im schlimmsten Fall einem Safety Car geregelt werden können. Wir werden darüber sprechen, weil glaube ich einige Fahrer verwirrt waren."

Mercedes attackiert Verstappen

Abgesehen von dem späten Drama war der Sonntag für Verstappen über weite Strecken eine Paradefahrt. Zu Beginn wurde es für ihn allerdings unverhofft nervenaufreibend. Am Start zog George Russell gnadenlos vorbei. In Kurve drei machte Lewis Hamilton mit ihm kurzen Prozess. "Wir hatten einen sehr schwachen Start und ich war in Runde eins vorsichtig, weil ich viel zu verlieren und sie viel zu gewinnen hatten", sagt er.

Als sich Hamilton vorbeipresste, schimpfte Verstappen im Funk zunächst darüber, dass der Brite ihn abgedrängt habe. Mit dem Rennausgang auf seiner Seite machte er sich aus dem Manöver im Nachhinein nicht mehr allzu viel: "Ich hätte etwas aggressiver sein können, aber ich wollte mein Auto nicht beschädigen, weil ich wusste, dass wir ein schnelles Auto haben und es nicht das Ende der Welt ist, wenn ich eine oder zwei Positionen verliere."

Auf Platz drei übte er unermüdlich Druck auf das Mercedes-Duo aus, bis Albon für die erste rote Flagge sorgte. Im Zuge dessen war Russell durch einen strategischen Reifenwechsel hinter ihn zurückgefallen, sodass er sich beim Restart nur noch mit Hamilton auseinandersetzen musste. "Meine Pace war danach sehr schnell, das konnten wir sofort sehen. Wir waren immer dran und haben auf das DRS gewartet, um die Chance zum Überholmanöver zu bekommen", so Verstappen, der in Runde 13 die Führung übernahm.

Verstappen mäht die Wiese

An der Spitze setzte er sich kontinuierlich ab. In der 48. Runde leistete er sich einen Fahrfehler, als er in der vorletzten Kurve den Scheitelpunkt verpasste und durch die Wiese musste. "Ich hatte nur einen kleinen Verbremser, wollte dem Reifen aber keinen Bremsplatten verpassen. Ich bin deshalb weit gegangen und habe ein bisschen den Rasen gemäht, um der Stadt Melbourne das Geld zu sparen", flachst der Rennsieger.

Nach dem Grand Prix kamen kurzzeitig Spekulationen darüber auf, ob er beim letzten Restart seinen Gridspot korrekt eingenommen hatte. Eine Bestrafung stand allerdings nie im Raum. "Ich habe etwas spät abgebremst und dabei meinen Referenzpunkt verloren. Dann sah ich, dass ich noch etwas Platz habe, und rollte vor. Ich war am Limit, nicht über dem Limit. Darüber hinaus stand die Sonne sehr tief, was es vor den Kurven eins und drei ziemlich schwierig machte", erklärt er.