Für Nico Hülkenberg endete die Achterbahnfahrt im Formel-1-Rennen in Australien am Sonntag auf einem Höhepunkt. Der Haas-Pilot feierte im dritten Grand Prix nach seinem Comeback als Siebter die ersten WM-Punkte. Im Chaos vor dem Finish sah es einen Moment lang sogar nach einer noch größeren Sensation für ihn aus, als er beinahe schon eine Hand am Podium hatte. Am Ende zählte für den Rückkehrer aber nur, an einem turbulenten Tag zu den wohlverdienten Siegern zu gehören.

"Ich bin mit dem Rennen sehr zufrieden. Wir sind drei Mal gestartet, ich bin drei Mal gut gestartet und der dritte war sogar ultra gut", freut sich der 35-Jährige am Mikrofon von ServusTV. Am Samstag hatte er mit einem starken Qualifying und Startplatz zehn den Grundstein gelegt. Als der Unfall von Teamkollege Kevin Magnussen das Rennen vier Runden vor Schluss auf den Kopf stellte, lag er auf Position acht.

Beim Restart für zwei Runden manövrierte er sein Auto zielsicher durch das Chaos und war zum Zeitpunkt des erneuten Abbruchs Vierter. "Dann kam 500 Meter später leider Rot, sonst wäre das heute nochmal ein richtiger Knaller geworden", so Hülkenberg, der in diesem Moment hinter Carlos Sainz lag. Der Ferrari-Pilot erhielt für seine Kollision mit Aston Martin eine 5-Sekunden-Strafe, was Hülkenberg in diesem Szenario tatsächlich das erste Podest seiner Karriere beschert hätte.

Hülkenberg fühlt sich bestätigt: Lasse mir nicht reinreden!

Zu seinem Leidwesen durfte er die beim Restart erkämpfte Position nicht behalten. Das Feld hatte noch nicht den ersten Sektormesspunkt passiert, weshalb die Rennleitung für den letzten Restart samt Finish unter Gelb die Reihenfolge von vor dem Chaos wiederherstellte. Hülkenberg brachte den geordneten Zieleinlauf dementsprechend als Achter über die Bühne und profitierte dann noch von der Strafe für Sainz, um als Siebter gewertet zu werden.

Die Trauer über die verpasste Sensation hielt sich bei ihm in Grenzen. Vor dem Hintergrund der chaotischen Zustände hätte es auch ganz anders laufen können. "Ich habe dadurch nichts verloren. Du kannst dir auch den Arsch aus der Hose fahren für 50 Runden und dann kommt die rote Flagge und du wirst unschuldig rausgekegelt", sagt er im Gespräch mit Sky.

Die sechs Punkte sah er nicht nur als verdienten Lohn für die harte Arbeit in seinem 184. Grand Prix, sondern auch als Bestätigung für seine Entscheidung, zurückzukehren. "Ich habe hier Spaß. Die drei Jahre Abstand waren gut, um den Kopf freizubekommen und generell hat sich meine Perspektive verschoben. Es hat sich einiges verändert, auch familiär etwas getan", so der Familienvater. "Ich bin auf allen Ebenen gut eingestellt, genieße es, habe Spaß und eine dicke Haut. Ich lasse mir nicht so einfach reinreden!"

Horrorszenario mit Albon lässt Hülkenbergs Puls rasen

Sein dickes Fell brauchte der Routinier auch in der Anfangsphase des Rennens schon. Als in Runde sieben unmittelbar vor ihm Alex Albon in Kurve sechs abflog, wurde es eng. "Es ging zivilisiert los, bis Alex das Auto verloren hat. Das war das Horrorszenario für einen Rennfahrer. Die Kurve ist blind, du siehst es nicht einmal und bist mit ungefähr 250 km/h brutal schnell", erklärt Hülkenberg.

Der Williams-Pilot hatte das Auto am Kurveneingang verloren, war eingeschlagen und nach dem Abprall am Ausgang der Passage stehengeblieben. "Das hätte richtig übel ausgehen können. Zum Glück ist nichts passiert. Man sieht das Auto ganz spät und ich hatte da wirklich kurzzeitig die Hosen voll. Ich habe in den Funk geschrien, weil mein Puls kurzzeitig in die Höhe geschnellt ist", so der Emmericher weiter.

Durch den vor ihm fahrenden Gasly war die Situation für ihn besonders kritisch: "Pierre war vor mir, ich habe nur eine riesen Staubwolke gesehen und dann wie Pierre verzieht. Ich verzog auch und hab den Williams dann aus der Staubwolke Richtung Strecke kommen sehen und ihn um einen Meter verpasst. So schnell kann kein Marshal reagieren, das ist unmenschlich. Das hätte richtig ins Auge gehen können, einen Frontalaufprall will ich mir gar nicht vorstellen."

Hülkenberg freut sich über Duell mit Norris

Nach dem Schreckmoment richtete er sich in den Top-10 ein und nahm Kurs auf die Punkte. Unmittelbar vor dem Chaos lieferte er sich einen sehenswerten Zweikampf mit Lando Norris. "Lando hat gedrückt und ich konnte es nicht ganz verteidigen. Es war gut und hat Spaß gemacht. Wenn du den Kürzeren ziehst, ist es ein bisschen nervig, aber nach drei Jahren wieder etwas Rad-an-Rad-Action zu haben ist gut", so Hülkenberg.

Ein beinharter Zweikampf war gewissermaßen die letzte Herausforderung, die Hülkenberg nach seinem Comeback noch zu meistern hatte. Gegenüber Magnussen hat er bei Haas bisher klar die Oberhand. Sein Fazit nach den ersten drei Rennen, um den Rost abzuschütteln, fällt positiv aus: "Wir haben wieder viel gelernt und das Maximum herausgeholt, wie ich glaube. Ich bin sehr froh und zufrieden. Insgesamt waren wir jetzt schon zwei Mal im Q3, dazu einmal Platz zwölf und Punkte im dritten Rennen nach drei Jahren Abstinenz ist okay."

Haas rollt nach dem Ziel aus

Einen letzten Schreckmoment gab es für ihn noch nach der Zielflagge, als er es mit dem Auto nicht aus eigener Kraft zurück ins Parc Ferme schaffte. "Das war ehrlich gesagt nur unter Vorbehalt. Keine Ahnung, was passiert ist. Aus Kurve elf heraus hatte ich vor dem Restart kurz Leistung verloren. Im Getriebe waren auf einmal alle Gänge weg, es war nicht mehr synchronisiert. Dann kam die Leistung wieder und mir wurde über Funk gesagt, dass ich sofort abstellen soll. Ich gehe vom Besten aus", erklärt Hülkenberg, dass er sich keine Sorgen um sein Resultat macht.