Pierre Gasly beginnt ein neues Kapitel in seiner Karriere. Der 27-jährige ist nach Jahren bei AlphaTauri, vormals Toro Rosso, und einem kurzen Stint bei Red Bull nun erstmals nicht mehr in Diensten des österreichischen Getränkeherstellers. Bei den Testfahrten in Bahrain sprach er nun darüber, was sein Wechsel zu Alpine nach so langer Zeit bei einer Mannschaft mit sich bringt: "Es gibt eine Menge neue Parameter für mich zu lernen durch den Teamwechsel und die für mich neuen Ingenieure. Es ist ein neues Auto und eine neue Umgebung. Das fängt schon an, wenn du im Raum für die Fahrer sitzt, da sind die Dinge etwas anders. Alles ist anders und ich muss mich an diese neue Umgebung gewöhnen, aber bis jetzt bin ich sehr glücklich damit, wie mich das Team aufgenommen hat und wie die ganze Vorbereitung über den Winter gelaufen ist."

Der Umstieg kann natürlich trotzdem nicht von heute auf morgen gelingen. Gasly nennt dafür ein naheliegendes Beispiel aus dem Cockpit: "Ich muss mich etwas mehr konzentrieren, wenn sie mich bitten einen Knopf zu drücken, denn ich war fünf Jahre lang an dasselbe Lenkrad gewöhnt. Immer wenn sie mich anfunkten wegen eines Fehlerschalters oder ähnlichem, dann will ich unterbewusst erstmal etwas anderes drücken. Bis jetzt habe ich da keinen Fehler gemacht, darüber bin ich sehr glücklich."

Pierre Gasly hat erstmals keine Red-Bull-Klamotten an, Foto: LAT Images
Pierre Gasly hat erstmals keine Red-Bull-Klamotten an, Foto: LAT Images

Zufrieden war der Franzose auch mit seinem neuen Dienstwagen: "Ich fühle mich großartig. Das Auto reagiert auf mich. Wenn ich um eine Änderung bitte, dann kann ich sofort den Unterschied spüren. Das ist also ein gutes Zeichen, dass wir verschiedene Richtungen beim Setup entdecken könnten." Die Anpassung an den A523 scheint also gut vonstattenzugehen.

Hersteller wie Alpine ohne Limitierungen

Doch ist mit dem Renault-Werksrennstall wirklich deutlich mehr möglich als mit AlphaTauri? Gasly ist davon überzeugt: "Die Arbeit mit einem Hersteller öffnet dir viel mehr Türen. Ihr Potential ist größer als das von AlphaTauri. Es gibt keine Limits, nur die, die wir uns als Team selbst setzen. Bei AlphaTauri hat uns Red Bull Limits gesetzt. Deswegen sehe ich hier deutlich mehr Potential. Es geht um die Größe des Unternehmens, die Anzahl an Leuten und die Strukturen. Außerdem haben sie mehr Erfahrung. Es stehen mehr Ressourcen zur Verfügung, das macht es so aufregend und motiviert mich."

Bei AlphaTauri war alles eine Nummer kleiner für Gasly, Foto: LAT Images
Bei AlphaTauri war alles eine Nummer kleiner für Gasly, Foto: LAT Images

Für den Sieger des Italien Grand Prix von 2020 kann es angesichts der Voraussetzungen bei Alpine nur Richtung Spitze gehen: "Bisher bin ich vom Team sehr beeindruckt: In Sachen Infrastruktur, Fabrik, dem Personal, besonders der Technikabteilung. Da sind so viele erfahrene Leute im Team. Das zeigt mir, wie viel Potential da ist. Für mich ist es keine Überraschung, dass sie letztes Jahr eine so gute Saison hatten, selbst wenn man die Ausfälle und die dadurch verlorenen Punkte in Betracht zieht. Das gibt mir Hoffnung noch weiter zu gehen. Das Potential näher an die Top 3 zu kommen ist da. Es ist wirklich vielversprechend." Langfristig sollen also Red Bull, Ferrari und Mercedes angegriffen werden.

Gasly fühlt sich besser denn je: Alpine lässt mir Freiheit

Gasly sprach jedoch nicht nur über den Unterschied in den technischen Möglichkeiten zwischen Enstone und Faenza. Auch der Umgang mit ihm als Person war früher anders: "Als ich zu Red Bull kam, war ich in der Formel Renault. Sie haben mich also als ein Kind, das gerade aufwächst, gesehen. Da musste ich erst die Karriereleiter hochsteigen, das war völlig anders. Da waren die Kommunikation und auch das Arbeitsverhältnis ganz anders." Jetzt sei die Situation und sein Status verändert: "Es ist ein komplett neues Projekt für mich mit neuen Leuten und neuem Management. Es ist auch eine neue Herangehensweise. Ich komme zu diesem Team für mein sechstes Jahr in der Formel 1."

Doch woran lässt sich dies festmachen? Der Alpine-Neuzugang nannte einen Faktor, der auch als ein Seitenhieb gegen AlphaTauri gewertet werden könnte: "Ich fühle mich jetzt sehr wohl. Das Team hat auch verstanden, welchen Freiraum und welche Freiheiten ich brauche. Dann kann ich mein Potential abrufen und deswegen fühle ich mich gut. Ich fühle mich so, dass ich gleich von Beginn an die starken Leistungen bringen kann, die das Team von mir erwartet." Deswegen geht der Franzose voller Selbstvertrauen in die neue Formel-1-Saison: "Es ist mit Sicherheit das beste Gefühl, dass ich je zu Saisonbeginn hatte."