Alpine lieferte heute den Abschluss der Launch-Saison in der Formel 1 2023. Nachdem Mercedes am Mittwoch einen beinahe komplett schwarzen Boliden vorstellte und Ferrari einen Tag zuvor die F1-Welt mit einem Live-Shakedown im Rahmen der Präsentation begeisterte, ging der Launch mit einer Überraschung für die deutsche Motorsport-Welt über die Bühne.

Sophia Flörsch wurde gemeinsam mit der Einführung eines neuen Förderungsprogrammes für Frauen im Motorsport als neue Alpine-Juniorin vorgestellt. Sie ist neben Abbi Pulling nun eine von zwei weiblichen Mitgliedern in der Academy der Formel-1-Mannschaft aus Enstone. Die Rolle als Testfahrer wird aber von einem männlichen Junior besetzt: Jack Doohan beerbt Oscar Piastri als Ersatz- und Testfahrer.

Bei der Veranstaltung in London wurde auch wieder eine Spezial-Lackierung vorgestellt. Es wiederholt sich das Spiel aus dem letzten Jahr: Ein pinkes Design feiert bei den ersten Rennen der Saison sein Comeback. Doch wie das 'normale' Livery hat auch diese Lackierung eine Evolution seit letztem Jahr durchgemacht.

Alpine: Ähnliche Lackierung mit karbonschwarzem Update

Optisch unterscheidet sich der neue Wagen aus Enstone vor allem in der Seitenansicht von seinem letztjährigen Vorgänger. Der größte Unterschied beläuft sich auf einige zusätzliche schwarze Flächen auf den Seiten des Fahrzeugs. Laut Technik-Chef Matt Harman gelang es dennoch, das Auto unter der Gewichtsgrenze zu halten, wodurch man Ballast-Gewichte einsetzen kann. Auch am Heck wurde das Design bei beiden Lackierungen etwas angepasst.

Technisch hat sich der A523 im Vergleich zu seinem Vorgänger bedeutend verändert. Die markantesten Veränderungen zeigten sich an einem veränderten Profil des Seitenkastens. Dazu kommen noch kleinere Veränderungen an der Motorabdeckung. Auch an der Front ändert sich einiges. Die Nase und der Frontflügel heben sich deutlich vom Design des Vorjahres ab. Die Größe der Kühlungseinlässe wurde verringert, was laut Alpine durch eine effizientere Kühlung ermöglicht wurde. Die Hinterradaufhängung wurde von Pullrod (Zugstrebe) auf Pushrod (Druckstrebe) umgestellt.

Rosa Alpine für Saisonstart

Wie schon im Vorjahr startet Alpine auch 2023 mit einem speziellen Design in die Saison. Bei den ersten drei Rennen kommt aufgrund von Hauptsponsor BWT eine rosafarbene Lackierung zum Einsatz. 2022 wurden schon die ersten beiden Rennen mit einer ähnlichen Lackierung bestritten. Dieses Jahr betrifft das die Grands Prix in Bahrain, Saudi-Arabien und Australien.

Sophia Flörsch Formel-1-Juniorin bei Alpine

Die - vor allem aus deutscher Sicht - größte Überraschung lieferte Alpine mit einer Ankündigung für das Nachwuchsprogramm. Im Rahmen der Präsentation wurde Sophia Flörsch als neues Mitglied der Alpine Academy bekanntgegeben. Flörsch, die 2023 in der Formel 3 an den Start gehen wird, war noch nie Teil eines Junior-Programmes in der Formel 1.

Die Ankündigung erfolgte im Rahmen des neu eingeführten 'Rac(h)er'-Programmes, einem Förderprogramm für weibliche Pilotinnen. Die restlichen acht Mitglieder der Nachwuchsschmiede in Enstone wurden bereits am Dienstag bekanntgegeben, darunter befinden sich mit Victor Martins und Jack Doohan auch zwei Formel-2-Piloten.

Alpine: Gelingt der Anschluss an die Topteams?

In der Formel 1 will Alpine 2023 den nächsten Schritt in der Konstrukteurs-WM machen. Im Vorjahr zeigte der Trend nach oben, trotz einer Reihe von Defekten überholte man in der Weltmeisterschaft McLaren und konnte sich zum 'Best of the Rest' küren. Ein Umstand, der allerdings auch durch den schwachen Saisonstart und die fehlende Konstanz der Truppe aus Woking ermöglicht wurde. Den Anschluss zu den Top-3 konnte die französische Mannschaft nicht herstellen.

Dennoch zog Teamchef Otmar Szafnauer ein positives Fazit zur vergangenen Saison. "Es war ein fantastisches Gefühl, unsere Ziele für 2022 zu erreichen, indem wir einen wohlverdienten vierten Platz in der Konstrukteursmeisterschaft belegten; ein gesunder und bedeutender Meilenstein auf unserem 100-Rennen-Plan, den Laurent zu Beginn der Saison skizziert hatte", behauptete Szafnauer.

Laut diesem Plan gab sich die Renault-Marke 100 Grands Prix Zeit, um wieder an der Spitze des Feldes mitzukämpfen. Entgegen der Aussage des Teamchefs wurde der 100-Rennen-Plan allerdings bereits 2021 formuliert. Demnach sind je nach Zählweise zwischen 28 und 44 dieser 100 Rennen bereits abgespult. Spätestens für 2024 stehen regelmäßige Podiumsplatzierungen als Ziel auf dem Entwicklungsplan. 2023 ist also als Brückenjahr eingeplant, um näher an diese Regionen heranzufahren. Alpine-CEO Laurent Rossi gab im Rahmen des Launches den vierten Platz in der Konstrukteurs-WM als Hauptziel aus.

"Es ist immer ein Gefühl von großem Stolz, wenn wir unser Auto für die kommende Saison offiziell vorstellen. Seit dem Einstieg von Alpine in die Formel 1 im Jahr 2021 bin ich gespannt auf die weiteren Fortschritte und darauf, jede Saison und jeden Meilenstein abzuhaken", freute sich Rossi über die Auto-Präsentation.

Alpine-Paarung geschwächt? Gasly statt Alonso

In der Off-Season musste Alpine den Abgang von Fernando Alonso verkraften, der im Sommer mit dem ihm angebotenen Vertrag nicht zufrieden war und stattdessen zu Aston Martin wechselte. Pierre Gasly wurde nach dem Drama um Oscar Piasti zu seinem Nachfolger auserkoren. Für den ehemaligen AlphaTauri-Piloten beginnt ein vollkommen neuer Karriereabschnitt, erstmals verlässt er innerhalb der Königsklasse den Red-Bull-Kosmos. Jetzt muss er sich gegen Landsmann Esteban Ocon beweisen.

2023 hofft Alpine auf eine konstantere Performance des defektanfälligen Motors. Aufgrund des Engine-Freeze 2022 opferte man in Viry-Chatillon die Zuverlässigkeit des Renault-Aggregats, um langfristig bessere Leistung aus der Power Unit quetschen zu können. 2023 wird zeigen, ob es der Truppe unter der Leitung von Bruno Famin gelungen ist, die Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Wenige überraschend wurde bei der Präsentation auch als Ziel ausgegeben, die technisch bedingten Ausfälle zu minimieren.

Alpine spulte den Shakedown vor der Formel-1-Saison bereits am Montag ab. Bei der etwa 100 Kilometer langen Ausfahrt auf dem Silverstone Circuit wurden keine Probleme vermeldet. Neun der insgesamt 17 Runden drehte Ocon, Alpine-Neuzugang Gasly kam auf insgesamt acht Runden auf der Strecke des Großbritannien-GPs.

Technische Daten Alpine A523 - Chassis

  • Monocoque: Karbon, Aluminium-Honigwaben
  • Sicherheit: Titan-Halo, Überrollbügel, Crash-Strukturen vorne, seitlich und hinten, Eindringungsschutz
  • Verkleidung: Karbon
  • Gewicht (einschl. Kühlflüssigkeit, Öl, Fahrer): 798 kg (per Reglement)
  • Benzinsystem: ATL mit kevlarverstärkter Gummiblase
  • Vorderradaufhängung: Druckstrebe
  • Hinterradaufhängung: Druckstrebe
  • Lenkung: Servounterstützte Zahnstange und Getriebeanordnung
  • Bremssystem: Karbonscheiben und Beläge, Brake-by-Wire
  • Bremszangen: Brembo
  • Räder: 18 Zoll, BBS, geschmiedetes Magnesium
  • Elektronik: Einheitssteuergerät nach FIA-Standard von McLaren

Technische Daten Alpine A523 - Getriebe

  • Hersteller: Alpine
  • Aufbau: Karbon-Gehäuse, längsseitig installiert
  • Gänge: 8 vorwärts, 1 rückwärts
  • Gangwechsel: Sequenzielle Halbautomatik, hydraulische Aktivierung
  • Kupplung: Karbonplatte

Technische Daten Alpine A523 - Motor

  • Modell: Renault E-Tech RE23
  • Mindestgewicht: 150 kg
  • Hubraum: 1,6 Liter
  • Zylinder: 6 in 90-Grad-V (per Reglement)
  • Ventile: 4 pro Zylinder (per Reglement)
  • Drehzahl: 15.000 U/min (per Reglement)
  • Aufladung: 1 Turbolader
  • Hybridsystem: Motor-Generator-Einheit
  • Hybrid-Batterie: Lithium-Ion, 20 kg Mindestgewicht
  • Batterie-Kapazität: 4 Megajoule/Runde (per Reglement)
  • MGU-K Leistung: 120 kW bzw. 163 PS (per Reglement)
  • MGU-K Drehzahl: max. 50.000 U/min (per Reglement)
  • MGU-H Leistung: unbegrenzt
  • MGU-H Drehzahl: max. 125.000 U/min (per Reglement)