Porsche, Red Bull und Formel 1 - ein Deal, der 2022 an einem Punkt schon fast wie eine beschlossene Sache wirkte, ist auf der Ziellinie geplatzt. Nach wochenlangen Gerüchten ging der deutsche Autokonzern am 9. September mit einem kurzen Statement an die Öffentlichkeit. Porsche wird für 2026 keine Motoren-Partnerschaft mit Red Bull eingehen.
"Prämisse war immer eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die neben einer Motoren-Partnerschaft auch das Team umfasst", heißt es von Porsche-Seite. "Dies konnte nicht realisiert werden." Dass der Deal schwieriger war als anfangs angenommen, wurde aus genau diesem Grund in den letzten Wochen klar. Es war ein Kampf darum geworden, wer wie viel Kontrolle über das Formel-1-Team halten würde.
Porsche und Red Bull: Kampf um F1-Kontrolle
Auch nachdem das Motoren-Reglement für 2026 verabschiedet worden war und sich Konzernschwester Audi trotz noch fehlendem Partner-Team vor zwei Wochen bereits zu einem F1-Einstieg bekannt hatte, stockten auf Porsche-Seite die Verhandlungen. Davor war lange davon ausgegangen worden, dass der Deal zwischen Porsche und Red Bull eigentlich einfacher sei.
Beide Beteiligten hatten nie einen Hehl aus ihrem Interesse gemacht. Aber Ende Juli begann sich abzuzeichnen, dass der Deal doch nicht so einfach war wie ursprünglich angenommen. Reibepunkt war eine 50/50-Partnerschaft. "Der Schlüssel nach dem Honda-Ausstieg ist, dass wir unsere Zukunft selbst unter Kontrolle haben, sowohl bei der Power Unit als auch beim Chassis", so Red-Bull-Teamchef Christian Horner am Rande des Ungarn-Wochenendes.
50 Prozent für Porsche hätten 50 Prozent Kontrolle über das Team bedeutet. Red Bull schätzt aber die Unabhängigkeit. Das Porsche-Statement mit dem Verweis auf eine "Partnerschaft auf Augenhöhe" unterstreicht den Problembereich. Beide Seiten hatten unterschiedliche Vorstellungen davon, wer wie viel Einfluss und Kontrolle haben sollte. In Belgien hatte Horner noch erneuert: "Wir müssen das machen, was strategisch richtig ist für das Unternehmen. Das ist eine Frage für die Anteilseigner."
Red Bull hat in den letzten Monaten große Summen in die Formel 1 investiert, um unabhängig zu sein. Besonders in Sachen Power Unit. Nach den Problemen mit Langzeit-Partner Renault und dem plötzlichen Ausstieg von Honda Ende 2021 ist man hier ein gebranntes Kind. Eine Abhängigkeit von einem Werk ist genauso wenig attraktiv wie eine Abhängigkeit als Kunde von Ferrari, Mercedes oder Renault.
Daher wurde viel Geld in die Hand genommen, um sich auf Motorenseite Freiheiten zu verschaffen. Auf dem Fabriksgelände in Milton Keynes entsteht eine eigene Power-Unit-Anlage. Als Red Bull Powertrains will das Team für 2026 die Motoren selbst bauen. Tatsächlich läuft schon das erste Konzept auf dem Prüfstand. Porsche hätte technischer Partner für das Hybrid-System werden sollen, Red Bull Powertrains hätte die Verbrenner-Komponente geliefert.
Red Bull: Was kommt statt Porsche?
Mit dieser neuen Infrastruktur sieht sich Red Bull nicht in einer Position, wo eine Werks-Partnerschaft für das neue Motoren-Reglement zwingend nötig ist. Zumindest nicht so zwingend, dass man auf einen Porsche-Deal eingehen hätte müssen, mit dem man nicht vollends zufrieden war.
Gerüchte kamen zuletzt auf, wonach auch Honda Interesse hätte, 2026 wieder mit Red Bull zusammenzuspannen. Die Japaner waren von 2019 bis 2021 Werks-Partner gewesen, dann aus der Formel 1 ausgestiegen. Momentan setzt Red Bull den Honda-Motor offiziell als Red Bull Powertrains in Eigenregie ein, aber mit technischer Unterstützung aus Japan.
Red Bulls Motorsportchef Dr. Helmut Marko gab sich zuletzt vorsichtig, was Alternativen zu Porsche angeht. In Belgien auf eine Erneuerung der Honda-Partnerschaft angesprochen entgegnete er nur: "Wir sind immer gesprächsbereit."
Kommt Porsche auch ohne Red Bull?
Auf der anderen Seite versichert Porsche nun, dass es durchaus noch Absichten gibt, in die Formel 1 einzusteigen. "Mit den beschlossenen Reglementänderungen bleibt die Rennserie für Porsche jedoch ein attraktives Umfeld, das weiterhin beobachtet wird", heißt es aus Stuttgart.
Noch hält sich Porsche Optionen offen. Wie diese Optionen genau aussehen, ist aber gegenwärtig unklar. Fest steht: Sollte man schon 2026 als Motor-Hersteller einsteigen wollen, muss bis zum 15. Oktober eine offizielle Meldung erfolgen. Ein Problem ist, dass Red Bull in Milton Keynes wie angesprochen einen signifikanten Teil der technischen Anlangen gestellt hätte. Ohne einen Partner fehlt Porsche jetzt die Infrastruktur.
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