Am Donnerstag gingen schon die Gerüchte im Formel-1-Fahrerlager von Monza um, und als es am Freitag mit dem ersten Training losging, bestätigte die FIA bei nicht weniger als sechs Fahrern Grid-Strafen aufgrund von Motor- oder Getriebewechseln. Zu den bereits erwarteten Fällen von Lewis Hamilton und Carlos Sainz kamen auch noch die Red Bulls von Max Verstappen und Sergio Perez hinzu.

Verstappen bekommt in Monza seinen fünften Verbrennungsmotor - wechselt aber nur diese Komponente. Das und die Tatsache, dass es bereits die zweite Übertretung des Limits ist (3 sind erlaubt), bedeutet, dass er nur fünf Plätze Strafe erhält. Bei Sergio Perez wird ebenfalls nur der Verbrennungsmotor ersetzt. Bei ihm ist es allerdings der vierte, daher werden zehn Strafplätze fällig.

Bei Lewis Hamilton wird im Gegenzug fast die ganze Power Unit gewechselt. Verbrennungsmotor, Turbo, MGU-H und MGU-K überschreiten das Limit, damit muss er von ganz hinten losfahren. Yuki Tsunoda bekommt ebenfalls eine neue Power Unit, seine sechste, sowie die fünfte von vier erlaubten Getriebewellen. Er hätte am Sonntag ohnehin schon von 10 Plätzen weiter hinten losfahren müssen, da er für seine fünfte Verwarnung in Zandvoort eine Grid-Strafe erhielt.

Ferrari wechselt Motor-Teile bei Sainz

Ferrari nimmt bei Carlos Sainz weitere Strafen. Beim gegenwärtigen Stand würde Sainz aber vor Hamilton und Tsunoda starten, denn er hat die fünfte MGU-K (+ 5) und den dritten Energiespeicher (+ 10) eingebaut, sowie das fünfte Getriebe. In Summe macht das zwar 25 Strafplätze, aber da nur 15 davon auf Motor-Komponenten entfallen, wird die Strafe nicht auf "ans Ende der Startaufstellung" umgewandelt.

Erst wenn ein Fahrer mehr als 15 Plätze für Motor-Komponenten angesammelt hat, muss er ans Ende der Startaufstellung. Alfa zieht ebenfalls Vorteile aus den komplizierten Regeln für mehrfache Wechsel. Valtteri Bottas bekommt den sechsten Verbrennungsmotor, den siebten Turbo und die siebte MGU-H. Das ergibt genau 15 Plätze.

Entsprechend sieht es nun wie folgt aus: Verstappen muss um 5, Perez um 10 Plätze zurück. Am Ende des Feldes wird dann folgendermaßen sortiert: Bottas auf P17 (+ 15), Sainz auf P18 (+ 15 für Motor, + 10 für Getriebe), und Hamilton und Tsunoda in der letzten Reihe, geordnet nach dem Qualifying-Ergebnis.

Es kann jedoch gut sein, dass weitere Teile getauscht werden. Haas kündigte am Donnerstag bereits an, bei Mick Schumacher einen Getriebewechsel zu planen, war dann aber am Freitag nicht in der offiziellen FIA-Liste zu finden. Womöglich reagieren außerdem weitere Teams, jetzt, da sie wissen, wie genau die Konkurrenz ihre Strafen angelegt hat.

Update - 2. Freies Training: Wie angekündigt folgt mehr. Ferrari baute in der freitäglichen Trainings-Pause die vierte Kontroll-Elektronik bei Carlos Sainz ein. Die zusätzlichen 5 Strafplätze lassen Sainz die 15-Platz-Grenze überschreiten, damit muss er wie Hamilton und Tsunoda von ganz hinten losfahren. Es ist zu erwarten, dass Ferrari bis zum 3. Training die restlichen Teile noch austauscht.

Update - 3. Freies Training: Esteban Ocon ergänzt als siebter Fahrer die Straf-Liste, Alpine baut den fünften Verbrennungsmotor ein. Das macht fünf Strafplätze. Kevin Magnussen baut den fünften Verbrennungsmotor, Turbo und die fünfte MGU-H ein. Mick Schumacher den fünften Motor und das sechste Getriebe. Carlos Sainz ergänzt noch die bislang nicht getauschten Komponenten: Verbrennungsmotor, Turbo und MGU-H. Damit sollte die Liste jetzt komplett sein.

Formel 1 Monza: Alle Strafen - Stand 3. Training

FahrerTeamStrafen wegen:Strafplätze
VerstappenRed Bull5. ICE+ 5
OconAlpine5. ICE+ 5
PerezRed Bull4. ICE+ 10
BottasAlfa Romeo6. ICE, 7. TC, 7. MGU-H+ 15
SchumacherHaas5. ICE, 6. Getriebe-Kassette, 6. Getriebewelle+ 15
MagnussenHaas5. ICE, 5. TC, 5. MGU-H+ 15
SainzFerrari5. ICE, 5. TC, 5. MGU-H, 5. MGU-K, 6. MGU-K, 3. ES, 4. CE, 5. GetriebeEnde des Feldes
HamiltonMercedes4. ICE, 4. TC, 4. MGU-H, 4. MGU-KEnde des Feldes
TsunodaAlphaTauri6. ICE, 6. TC, 6. MGU-H, 6. MGU-K, 5. Verwarnung, gelbe Flaggen missachtetEnde des Feldes

Straf-Unterschiede bei Komponenten erklärt

Mehrere Faktoren spielen in die finalen Strafen hinein:

  • 1. Übertretung eines Motor-Komponenten-Limits: + 10 Plätze pro Teil
  • ab der 2. Übertretung eines Motor-Komponenten-Limits: + 5 Plätze pro Teil
  • mehr als 15 Strafplätze durch Motor-Wechsel an einem Wochenende: Ende des Feldes
  • Übertretung eines Getriebe-Komponenten-Limits: + 5 Plätze pro Teil

Motor- und Getriebestrafen sind separat zu betrachten. Wenn ein Fahrer also beide Getriebe-Komponenten wechselt und zusätzlich 15 Motor-Strafplätze hat, überschreitet er zwar insgesamt die 15-Plätze-Marke, aber da 10 davon auf das Getriebe entfallen, wird die Strafe nicht auf "Ende des Feldes" umgewandelt.

Wer vom "Ende des Feldes" starten muss, der wird automatisch hinter allen anderen gereiht. Untereinander werden diese Fahrer dann nach dem Qualifying-Ergebnis gereiht.