Die Formel 1 erlebte in diesem Sommer bereits jetzt eine der verrücktesten Silly Seasons der letzten Jahre. Innerhalb weniger als zwei Monaten blieb auf dem Fahrermarkt im Mittelfeld kein Stein auf dem alten. Nun könnte die Saga rund um das zweite Alpine-Cockpit zu einer Entscheidung kommen.

Demnach würde Pierre Gasly trotz seines offiziell noch laufenden AlphaTauri-Vertrages bei dem französischen Rennstall andocken - mit Genehmigung von Red Bull. RB-Motorsportchef Dr. Helmut Marko bestätigte das gegenüber Speedcity Broadcasting. "Erstaunlicherweise haben alle beteiligten Parteien und Teams eine Einigung erzielt", sagte Marko.

FIA: Ausnahme für Colton Herta?

Allerdings ist der Wechsel noch nicht durch. Demnach hängt bei Red Bull die Entscheidung darüber, ob man Gasly ziehen lässt, von einer Personalie ab: Colton Herta. Der US-Amerikaner ist als Nachfolgekandidat des Franzosen eingeplant, aber er hat ein Problem. Herta hat in der Indycar-Serie nicht ausreichend Superlizenz-Punkte gesammelt, um die Starterlaubnis für die Formel 1 zu erhalten.

Dennoch könnte Herta über die Hintertür noch die Superlizenz erhalten. Er sammelte zwar nicht die vorgeschriebenen 40 Zähler im Superlizenz-Punktesystem der FIA, steht aber bei 32 Punkten. Bei über 30 Zählern liegt es in der Hand der FIA eine Ausnahmegenehmigung zu erteilten. Laut Reglement müsste in diesem Fall eigentlich "höhere Gewalt" oder "Umstände, außerhalb seiner Kontrolle", gegeben sein. Da es noch keinen Präzedenzfall gibt, ist es schwer nachvollziehbar, wie diese Begriffe ausgelegt werden.

Die Initiative liegt nun bei der FIA. "Zuerst müssen wir eine definitive Antwort [von der FIA] bekommen und ich denke, das sollte bis Monza geschehen", rechnete Marko. Der Grazer geht davon aus, dass Herta ausreichend Talent für die Formel 1 mitbringt. "Es ist nicht unvernünftig. Er hat sieben Indycar-Rennen gewonnen, und das ist vergleichbar mit einem Grand Prix. Es wäre also schade, wenn er keine Superlizenz bekommen würde."

Das Vertrauen von Red Bull in Herta ist also ungebrochen. Und das, obwohl der Sohn von CART-Ikone Bryan Herta 2022 positionsmäßig die schlechteste Indycar-Saison seiner bisherigen Karriere fährt. Vor dem letzten Meisterschafts-Rennen in Laguna Seca ist für den Andretti-Pilot nicht mehr als die achte Position möglich. Sein Teamkollege, Ex-Formel-1-Fahrer Alexander Rossi, liegt nur einen Punkt hinter ihm. In den letzten beiden Jahren hatte Herta den bislang letzten US-amerikanischen Formel-1-Fahrer im internen Duell jeweils im Griff.