Nico Rosberg übte noch während des Rennens in Zandvoort harte Kritik an Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Es hat 12,7 Sekunden gedauert, bis das linke Hinterrad von Carlos Sainz den Weg aus der Boxengasse an den Boliden aus Maranello fand. Laut dem Weltmeister von 2016 müssen Köpfe rollen.

"Selbst Formel-2- oder Formel-3-Teams machen bei der Strategie und beim Boxenstopp einen besseren Job als Ferrari", kommentierte der 37-Jährige bei Sky Sport F1. "Ich kenne Binotto nicht gut genug. Aber er muss in jedem Fall einige Personalveränderungen durchführen."

Die schweren Vorwürfe lassen den schweizerisch-italienischen Ingenieuren jedoch kalt. "Wenn ich mir das heute noch mal anschaue - ja, wir haben spät auf Lewis reagiert, wir haben Carlos zu spät reingerufen", gab Binotto den Fehler zu. "Es ist aber einfach als Außenstehender etwas zu sagen. Wir werden unsere Leute nicht austauschen, um eine direkte Antwort an Nico Rosberg zu geben."

Ferrari, Sainz: Passiert selbst den Besten

Ferrari-Pilot und Hauptleidtragender der vermasselten Strategie, Carlos Sainz, steht weiterhin hinter Binotto und seinem Team. "Wir haben das in den vergangenen Jahren schon bei Mercedes, bei Red Bull und vielen anderen Teams gesehen", relativierte der Spanier.

"Da wir schon ein paar andere Fehler über die Saison gemacht haben, wirkt das wie der nächste Fehler", so Sainz weiter. Es ist nicht das erste Mal, dass Kritik an dem Nachfolger von Maurizio Arrivabene ausgeübt wird. Schon zu Beginn seiner Karriere als Teamchef, damals noch in Doppelfunktion als Technischer Leiter, wurde an Binottos Kompetenz gezweifelt.

Zwar gelang es dem Ingenieur mit seinem Team nach zwei Flautenjahren einen WM-fähigen Boliden zu konstruieren, die strategischen Entscheidungen ließen jedoch über die bisherige Saison hinweg zu wünschen übrig. Zuletzt verspielten die Roten ihre Chancen, als sie Leclerc in Ungarn den falschen Reifen aufzogen, in Monaco beide Boliden gleichzeitig in die Box riefen und wertvolle Zeit verloren sowie in Silverstone als sie Charles Leclerc 'verhungern' ließen.

"Wir haben großartige Mitarbeiter. Was sich in diesem Sport als am wichtigsten erwiesen hat, ist Stabilität und sicher zu stellen, dass man sich von Tag zu Tag sowie Rennen zu Rennen verbessert", erklärte Binotto die langfristige Herangehensweise des Teams. "Alle Teams haben Jahre an Erfahrung gebraucht, um vorne dabei zu sein. Es gibt keinen Grund, weshalb das nicht auch für uns gilt."