Ferraris Fehlleistungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Formel-1-Saison 2022. In Zandvoort lieferte die Scuderia bei Carlos Sainz einen regelrechten Horror-Boxenstopp ab, der dem Spanier in diesem Moment jede Chance auf ein Podium nahm. Für den Pitstop-Flop ernteten die Roten jede Menge Hohn und Spott - und auch harte Kritik. Nico Rosberg ließ am Mikrofon von Sky Sports F1 kein gutes Haar an den Italienern.

"Um Gottes Willen!", leitete der Formel-1-Weltmeister von 2016 seine Kritik am 12,7 Sekunden langen Boxenstopp bei Sainz ein. Beim Service in der 15. Runde fehlte erst das linke Hinterrad, dann ließ die Crew einen Schlagschrauber im Weg liegen. Das Werkzeug wurde daraufhin von Sergio Perez überfahren, der vom Boxenplatz unmittelbar davor nach seinem Reifenwechsel losfuhr.

Für Rosberg ist all das Grund genug, um Ferrari in seiner derzeitigen Verfassung die Formel-1-Tauglichkeit abzusprechen. "Selbst Formel-2- oder Formel-3-Teams machen bei der Strategie und beim Boxenstopp einen besseren Job als Ferrari", so die scharfzüngige Kritik des 37-jährigen TV-Experten.

Rosberg reagiert mit Unverständnis auf Ferrari-Kommunikation

Die Odyssee von Sainz war mit diesem Zwischenfall noch nicht zu Ende. Beim letzten Boxenstopp ließ ihn das Team in den Weg von Fernando Alonso los. Für den Unsafe Release gab es hinterher eine Zeitstrafe. Auf die Rennzeit wurden fünf Sekunden addiert, wodurch Sainz vom fünften auf den achten Platz zurückfiel.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hielt bisher stets seine schützende Hand über das Team. "Mattia Binotto sagt immer wieder: Nein, wir müssen keine Änderungen vornehmen, alles läuft gut", so Rosberg, für den nun langsam Schluss mit diesen Rechtfertigungen sein muss. "Wann kommt denn der Tag? Das ist doch nicht möglich!"

Für ihn war der Fauxpas in den Niederlanden der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen muss. "Du bist in der Box und in einem ganz normalen Rennen fehlt ein Reifen. An irgendeinem Punkt müssen sie wirklich beginnen, etwas zu ändern", lautet seine Forderung. Darüber hinaus ist für ihn die in Spa und Zandvoort fehlende Konkurrenzfähigkeit der Autos ein alarmierendes Signal.

Rosberg nimmt Binotto in die Pflicht

"Sie fangen an, den Anschluss zu verlieren. Sie müssen sicherstellen, dass sie das Auto auch weiter in die richtige Richtung entwickeln", so Rosberg. Er vermutet, dass Binotto in seiner Rolle als Teamchef überfordert ist: "Die Leute sagen häufig, dass Binotto ein Techniker ist. Manchmal musst du vielleicht eine gemeinsame Teamführung andenken, mit jemandem als Techniker und jemandem, der das Geschäft und die Leute managt. Das wurde von manchen Leuten schon vorgeschlagen."

Zwar will er Binotto damit nicht zu nahe treten, doch unabhängig von einer Arbeitsteilung in der Ferrari-Chefetage, muss für Rosberg bald eine Reaktion aus den Reihen der Scuderia kommen: "Ich kenne Binotto nicht gut genug. Aber er muss in jedem Fall einige Personalveränderungen durchführen. Ich habe das Gefühl, dass da einfach zu viel verkehrt läuft. Wenn wir kommentieren, warten wir eigentlich nur auf den Moment, denn wir wissen, dass der nächste Ferrari-Fehler nicht weit ist."