Die Formel 1 erwacht aus der Sommerpause - und das von Alpine-Junior Oscar Piastri ausgelöste Fahrermarkt-Chaos geht in die nächste Runde. Mit einer offiziellen Stellungnahme von McLaren. Dort wurde mit Daniel Ricciardo, eigentlich bis einschließlich 2023 unter Vertrag, eine vorzeitige Trennung ausverhandelt.

Ricciardo wird noch die Saison 2022 für McLaren beenden, dann gehen er und das Team nach zwei enttäuschenden gemeinsamen Jahren getrennte Wege. Dass McLaren lieber Oscar Piastri 2023 im Auto haben möchte, ist seit Wochen kein Geheimnis mehr. Jedoch folgt auf die Ricciardo-Trennung keine weitere Ankündigung. Denn es gibt weiter rechtliche Hürden.

Ricciardo und McLaren trennen sich einvernehmlich

Rechtliche Hürden gab es auch bei der Trennung, aber die wurden ausgeräumt. "Nachdem wir es über mehrere Monate hinweg mit Zak [Brown, Motorsport-CEO] und Andreas [Seidl, Teamchef] besprochen haben, haben wir entschieden, den Vertrag im gegenseitigen Einvernehmen aufzulösen", wird Ricciardo am Mittwoch in einem ersten offiziellen Statement zitiert.

Es ist an und für sich keine Trennung im Schlechten. Beide Seiten gaben in den letzten eineinhalb Jahren alles, um in Fahrt zu kommen. "Er hat immer Kampfgeist gezeigt, war immer positiv, und hat dem Team immer geholfen, vorwärts zu kommen", bedankt sich McLaren-Teamchef Andreas Seidl. Er und Sportchef Zak Brown bedauern das Scheitern aufrichtig.

"Es ist kein Geheimnis, dass wir uns mehr erhofft haben, aber ihn als McLaren-Fahrer ganz oben auf dem Treppchen stehen zu sehen war ein Highlight", sagt Brown im Hinblick auf Ricciardos Sieg 2021 in Monza - der einzige für McLaren seit 2012. "Wir wünschen ihm nur das Beste für die Zukunft."

Ricciardo bei McLaren weg - aber Piastri noch nicht da

Fast kein Wort gibt es zu Ricciardos Nachfolger. "Zur gegebenen Zeit" sei eine Ankündigung zu erwarten, sagt McLaren nur. Rund um die Vertragssituation des anvisierten Oscar Piastri gibt es immer noch Unklarheiten bei der Frage, welche Verträge gültig sind, besonders im Hinblick auf Piastris Gönner und aktuelle Arbeitgeber Alpine. Alpine hatte am Dienstag nach dem Ungarn-GP Piastri als Einsatzpilot für 2023 verkündet und seither keine offizielle Stellungnahme mehr abgegeben.

Das Team sieht sich im Recht, sieht alle Verpflichtungen gegenüber Piastri als erfüllt an. Der Fall liegt gegenwärtig vor dem sogenannten "Contract Recognition Board" (CRB) der FIA. Diese Stelle überwacht alle Formel-1-Fahrerverträge und schlichtet etwaige Streitigkeiten. So auch den Fall Piastri. Zwar wurde Berichten zufolge der McLaren-Vertrag abgesegnet, doch Alpine ist weiter der Ansicht, dass ihr Deal mit Piastri gilt. Von der finalen Entscheidung des CRB wird abhängen, wo der 21-jährige Australier 2023 fahren darf.

Für McLaren ist Piastri aktuell Plan A, das Team will ihn 2023 mit dem langfristig verpflichteten Lando Norris zusammenspannen. Sollte die CRB-Entscheidung dies verhindern, wäre man natürlich aufgrund der fixen Entlassung Ricciardos ohne einen zweiten Fahrer. In dem Fall gilt es als wahrscheinlich, dass das Team einen seiner bereits vertraglich gebundenen IndyCar-Piloten in die Formel 1 befördert.

2023 bereits bei McLaren unterschrieben haben hier Pato O'Ward und Alexander Rossi. Beide haben in den letzten Jahren ausreichend Punkte für eine Superlizenz gesammelt, Rossi hat auch 2015 bereits fünf F1-GPs absolviert. O'Ward hat lediglich einen Test hinter sich. Weiters hat McLaren den amtierenden IndyCar-Meister Alex Palou unter Vertrag, befindet sich jedoch auch hier in einem Rechtsstreit - mit Palous gegenwärtigem Arbeitgeber Chip Ganassi Racing.

Wo fährt Daniel Ricciardo 2023?

Wie es für Daniel Ricciardo nach dem McLaren-Aus in der Formel 1 weitergeht ist unsicher. Trotz der zwei schwachen Jahre beschwört der Australier weiter: "Ich war noch nie motivierter, um weiterzukämpfen und Teil eines Sports zu sein, den ich so sehr liebe, und ich freue mich auf das, was als nächstes kommt." Was das ist, lässt er offen. Wie bei McLaren heißt es auch bei ihm: "Ich werde meine eigenen Zukunftspläne zur gegebenen Zeit verkünden."

McLarens Teamduell Norris vs. Ricciardo nach dem Ungarn-GP, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com
McLarens Teamduell Norris vs. Ricciardo nach dem Ungarn-GP, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com

Nach wie vor halten sich hartnäckige Gerüchte über ein Comeback bei Alpine, wo natürlich jetzt ein Platz frei ist. Ricciardo hatte dem Team 2020 einst nach zwei guten gemeinsamen Jahren den Rücken zugekehrt, um bei McLaren zu unterschreiben. In der Formel 1 ist noch bei Haas und Williams je ein Cockpit für die Saison 2023 offen. Zumindest Williams sucht aktiv nach einer Alternative für Nicholas Latifi. Offiziell haben auch Guanyu Zhou bei Alfa Romeo und Yuki Tsunoda bei AlphaTauri noch nicht verlängert, aber beide Teams implizierten zuletzt, mit ihnen weitermachen zu wollen.

Ob und wie andere F1-Teams Optionen wären, oder ob Ricciardo an einem Wechsel in eine andere Rennserie interessiert wäre, ist unklar. Der US-affine Ricciardo äußerte in der Vergangenheit Missfallen gegenüber Oval-Rennen, was ein Vollzeit-IndyCar-Cockpit in Zweifel stellt.