Ein Wunder hatte Sebastian Vettel ohnehin nicht erwartet. So jedenfalls äußerte sich der viermalige Formel-1-Weltmeister trotz eines soliden Auftakts in den Top-10 im Freitagstraining zum Spanien Grand Prix - dem ersten Tag in einem generalüberholten Aston Martin AMR22.

Zahlreiche Upgrades hatte das Team aus Silverstone an seinen Boliden geschraubt. Große Ähnlichkeiten der neuen Seitenkästen, Motorabdeckung und des neuen Unterbodens zum Red Bull RB18 sorgten sofort für große Aufregung im Fahrerlager. Red Bull hegte die wohl größten Zweifel an der vermeintlichen Kopie Aston Martins, fürchtete sogar ein Datenleck. Aston Martin widersprach in dem sich anbahnenden Kopierstreit mit Red Bull vehement.

Sebastian Vettel trotz Upgrade chancenlos in Qualifying und Rennen

Daraufhin ausbleibende sportliche Erfolge beruhigten die Gemüter vorerst. Im Qualifying schieden Vettel und Teamkollege Lance Stroll geschlossen schon im Q1 aus. Im Rennen verpassten beide die Punkteränge mit klarem Rückstand. Ist das Upgrade bei all der Aufregung also nicht einmal ein Erfolg?

"Es gibt mit dem neuen Paket noch viel Arbeit zu tun. Wir wissen, dass es nicht direkt ein massiver Schritt nach vorne ist", gesteht Vettel. "Wir glauben aber, dass es für die Zukunft die bessere Richtung ist." Was auch nach einer reinen PR-Aussage klingen kann, bekräftigt Teamchef Mike Krack im Detail - und wird trotz des frühen Zeitpunkts nach nur einem Wochenende noch deutlicher.

Aston-Martin-Teamchef trotz Ergebnissen: Upgrade sehr vielversprechend

"Den Daten nach war das sehr vielversprechend", sagt der Luxemburger auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Damit verweist Krack auf umfangreiche Vergleichstests mit dem alten Paket im Training am Freitag. "Aber im Qualifying konnten wir aus dem dann Auto nicht das herausholen, was wir wollten. Aber es ist ein Schritt nach vorne", beteuert Krack.

Im Freitagstraining fuhr Aston Martin Vergleichstests mit einem großen Aero-Rake am Heck, Foto: LAT Images
Im Freitagstraining fuhr Aston Martin Vergleichstests mit einem großen Aero-Rake am Heck, Foto: LAT Images

So habe man bereits umfangreiche Daten für Low-, Medium- und Highspeed gesammelt und analysiert. Mit positivem Ergebnis, versichert Krack. "Wir wissen ja, wo wir vorher waren. Ich denke, wir haben einen kleinen Schritt gemacht und können der Zukunft jetzt optimistisch entgegenblicken" Klein soll der allerdings nicht bleiben. Aston Martin sieht nun noch einiges an Optimierungspotenzial. "Wir haben jetzt die Richtung etwas geändert", erinnert Krack. "Und von diesem Punkt entwickeln wir jetzt weiter. Es ist ja nicht so, dass du das dranschraubst, und das war es dann. Wir müssen lernen, wie wir es einsetzen. Denn es ist eine andere Charakteristik."

Aston Martin erklärt: Qualifying wegen mehreren Problemen so schwach

Das habe sich bereits anhand des Einbruchs im Qualifying gezeigt. "Da hatten wir verschiedene Probleme", berichtet Krack. "Wir mussten zwei oder drei aerodynamische Teile verstärken und wir mussten die Kühlung anpassen, weil es heißer wurde als vorhergesagt. Also sind wir in die Mitte [der verfügbaren Kühloptionen] gegangen und dafür hatten wir noch keine Daten. Da haben wir etwas im Trüben gefischt. Da kommt dann auch dieses neue Bodywork ins Spiel, bei dem du noch nicht hundertprozentig weißt, wo du stehst", schildert der Luxemburger.

Von Red Bull geklaut?! Aston Martin AMR22 eine illegale Kopie? (09:10 Min.)

So falle man dann eben schnell zurück. "Wenn du dir ansiehst, wie dicht das Mittelfeld von P7 etwa bis P15 zusammenliegt, dann reicht ein Fehler oder ein kleines Problem, um sofort rauszufliegen", sagt Krack. "Wenn du das nicht hast, kommst du in Q2 und dann fährst du bis in Q3 während du dich über die längere Fahrzeit an das Auto gewöhnst. Uns hat es da erwischt, wir hatten zwei oder drei kleine Probleme am Auto, die mehr Übersteuern produziert haben als wir erwarten konnten."

Aston Martin sieht mit neuem Konzept selbst in Monaco Potential

Ohne die genannten Probleme oder Fehleinschätzungen hätte es also bereits im Qualifying besser aussehen können. Mit diesen ersten Lehren will Aston Martin nun gleich dieses Wochenende in Monaco (Formel 1 2022: Monaco-Zeitplan, TV-Programm & Live-Stream-Optionen) besser aussehen - und vor allem besser, als man vor nicht allzu langer Zeit speziell bei einem Einsatz im Fürstentum noch fürchtete.

"Einer der Gründe, warum wir unsere Richtung geändert haben, ist, weil wir super steif fahren mussten und mit dem anderen Ansatz nicht einmal wirklich tief fahren konnten", verweist Krack auf die - schon mit bloßem Auge erkennbare - hohe Bodenfreiheit der ersten Version. Gerade in Monaco mit seinen zahlreichen Bodenwellen und engen Kurven wäre das pures Gift für den AMR22 gewesen. Krack: "Aber jetzt können wir das. Vor Monaco haben wir jetzt keine Angst mehr. Was wir vor ein paar Wochen vielleicht noch hatten ..."