Zum zweiten Mal in drei Jahren provoziert das Formel-1-Team von Aston Martin mit einer Kopier-Affäre. Diesmal hat das in Barcelona erstmals gezeigte Upgrade des Teams eine starke Ähnlichkeit mit dem Red Bull RB18. Die Kopierten fühlten sich dadurch nicht unbedingt nur geschmeichelt. Red Bull äußert am Freitag wiederholt Zweifel, ob es wirklich möglich wäre, eine so detaillierte Kopie des RB18 anzufertigen, wie das die Aston-Martin-Techniker geschafft hatten.

Red Bulls Motorsportchef Dr. Helmut Marko sorgte gleich einmal mit Aufmerksamkeit, als er in mehreren Interviews anmerkte, es seien Daten von Red Bull heruntergeladen worden. Haben die den Weg zu Aston Martin geschafft? Bei sieben ehemaligen Red-Bull-Angestellten, die in der jüngeren Vergangenheit dorthin gewechselt sind, hat das Team jedenfalls Interesse an einer genauen Untersuchung.

Der Red Bull RB18 vs. dem Aston Martin AMR22, Foto: Motorsport-Magazin.com
Der Red Bull RB18 vs. dem Aston Martin AMR22, Foto: Motorsport-Magazin.com

Eine erste Untersuchung hatte es vonseiten der FIA-Techniker bereits gegeben, als die erstmals den Aston Martin in Red-Bull-Optik zum Check vor sich hatten. An dem Punkt hatte die FIA auch sofort Red Bull informiert, und Daten von den Kopierten und den Kopierern requiriert. Man wollte direkt prüfen, ob Aston Martin das ohne die Daten von Red Bull hatte bauen können. Einfach gesagt ist Kopieren schließlich erlaubt, solange man es ohne Unterlagen schafft. Laut einem FIA-Statement vom Freitag waren die Techniker mit ihrer Analyse zufrieden, und erklärten das Auto für legal.

Red Bull will Aston Martin unter Beobachtung sehen

Bei Red Bull hingegen lösten die Umstände eine eigene interne Untersuchung aus, wie Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com angibt. Dabei stellte man offenbar fest, dass an irgendeinem Punkt relevante Daten zu diesem Thema heruntergeladen wurden. "Wir wissen nur, dass Daten heruntergeladen wurden - was damit passiert ist, können wir nicht sagen", bleibt Marko vage. "Wir können nicht beweisen, dass sie verwendet wurden."

Ob das, was Aston Martin abgeliefert hat, ohne Daten möglich ist, kann Marko nicht sagen. Aber bei Red Bull sollen weitere interne Ermittlungen folgen. "Wir untersuchen, und wenn wir etwas finden, das gegen die Regeln ist - da geht es ja um die Integrität des Sports", fügt er später im ORF-Interview an. "Das ist die zweite Kopie von diesem Team. Da ist es Zeit für eine Klarstellung." 2020 hatte Aston Martin, damals noch Racing Point, Mercedes kopiert. Da die beiden Teams aber technische Partner sind, gab es von Mercedes-Seite damals keine Klagen.

Aston Martin sieht Barcelona-Upgrade als völlig legal

Ohne konkrete Informationen plant Red Bull aktuell keine weiteren Schritte. Und da es sich um Aston Martin handelt - das Team lag in Barcelona am Freitag noch immer fast sieben Zehntel weiter hinten - fühlt Marko auch keinen großen Druck: "Uns tangiert das ja nicht so sehr, auch mit der Kopie kommen die nicht näher. Aber ich würde sagen, McLaren, die da sonst immer schreien, die müssten da etwas besorgt sein. AlphaTauri, Alpine, alle die im Mittelfeld, wo die plötzlich enteilen."

Bei Aston Martin will man auf die Suggestionen nicht weiter eingehen. "Ich verstehe ehrlich gesagt die Aufregung nicht", wehrt Teamchef Mike Krack gegenüber dem ORF ab. "Wir haben eine ganz normale Entwicklung von Rennen zu Rennen. Von daher - wir haben mit der FIA gesprochen, es gab ja ein Statement heute. Für uns ist das kein Thema." Von Datenmitnahme will er nichts wissen: "Da müssen Sie Red Bull und Dr. Marko fragen."