Nachdem McLaren bei den ersten Tests in Barcelona einen guten Eindruck hinterließ, kam das Team aufgrund massiver Bremsprobleme an der Vorderachse in Bahrain kaum zum Fahren. Die ersten sechs Rennen der Saison bedeuten für die Truppe aus Woking daher einen aufwändigen Nachholprozess.
Lando Norris und Daniel Ricciardo mussten im ersten Rennen in Bahrain schon von Runde zwei an auf die Bremstemperatur achten, um überhaupt die Renndistanz zu schaffen. Daraufhin brachte das Team mit Titanbauteilen aus dem 3D-Drucker zunächst eine provisorische Lösung. Erst in Barcelona kamen dann endlich die neu entwickelten Bremshutzen aus Carbon. Technik-Chef James Key gab sich zuversichtlich: "Ich glaube, wir haben das Problem gelöst. Die neuen Teile haben die Kühlung an der Front des Autos verbessert."
McLaren stand im Wald: Lösung der Probleme nicht offensichtlich
Den Grund für das Problem, welchen das Team zunächst nicht ausmachen konnte, erläutert Key: "Es lag an einer Unausgeglichenheit des Luftdrucks im Bremssystem, die wir weder in der Theorie noch in unseren Testfahrten erkannt hatten. Dabei kam es in einem bestimmen Temperaturbereich zu einem Gegendruck in der Bremshutze, der manchmal sogar stärker war als der Luftzufluss in die Bremse. Also kam es entweder zu einem Stopp des Kühlzuflusses oder es gab sogar eine Umkehrung des Luftstroms, was effektiv bedeutete die Bremsscheibe mit heißer Luft zu kühlen."
Das Ingenieursteam von McLaren konnte zur Lösung des Problems auf keinerlei Erfahrungswerte zurückgreifen: "Es war ein wirklich merkwürdiges Phänomen, das keiner von uns zuvor erlebt hatte." Laut Key kam es nur unter speziellen Bedingungen zur Blockade des Luftstroms, weswegen man auch so unvorbereitet darauf stieß. "Barcelona hat diese Umstände nicht hervorgerufen, aber Bahrain tat es und das war wirklich wie ein Schlag ins Gesicht für uns", erinnert sich der britische Ingenieur.
Den Durchbruch zur Behebung des Problems fanden die Aerodynamiker am Computer: "Du musstet die speziellen Bedingungen simulieren, um das Phänomen zu erkennen. Am Ende haben wir das mit unserem CFD-Programm geschafft, denn davor hatte nichts an unseren Daten Sinn ergeben. Mit der Simulation im CFD haben wir dann das neue Design der Bremsen erstellen können."
McLaren mit Problem in langsamen Kurven? Key dementiert
Das zweite große Problem der ersten Rennen war die Geschwindigkeit in langsamen Kurven. Schon das Vorjahresmodell galt als ein Auto für Highspeed-Passagen, siehe der Doppelsieg in Monza. Dafür zeigte sich der MCL35M in langsameren und engen Kurven weniger konkurrenzfähig. Das McLaren auch unter dem neuen Reglement einfach die Eigenschaften des Vorgängers übernommen hat, dementiert Key: "Es ist aus völlig anderen Gründen, warum unser Auto erneut diese Charakteristiken zeigt."
Im Gegensatz zum letztjährigen Auto sieht er diesmal eine Möglichkeit hin zur Entwicklung eines Allrounders: "Wir haben gelernt, wie wir Änderungen im mechanischen Bereich vornehmen können, um das Auto besser auszubalancieren. Seitdem haben wir unsere Kurvengeschwindigkeiten angeglichen. Wir sind immer noch gut in mittelschnellen Kurven. In den schnellen Passagen sind wir vielleicht nur noch Durchschnitt, aber dafür machen uns die langsamen Ecken nicht mehr so große Schwierigkeiten wie zuvor."
Diese Anpassung war auch nötig, da die neuen Autos mit Venturi-Kanälen sowieso schnell in Highspeed-Passagen sind. "Das Abtriebslevel wird immer höher, deswegen werden langsame Kurven immer wichtiger für die Rundenzeit", weiß Key um die Eigenschaften der aktuellen Fahrzeuggeneration. Deswegen beteuert er die Fortschritte in der einstigen Problemzone: "Langsame Kurven sind zwar immer noch ein Thema für uns, aber sie sind nicht mehr das unüberwindbare Hindernis der letzten Jahre."
Ob Key mit seiner Einschätzung recht behält, wird sich sehr bald zeigen. Mit Monaco steht am Wochenende die langsamste Strecke des Formel-1-Kalenders auf dem Programm. Auch die zwei folgenden Strecken in Baku und Montréal haben, neben langen Geraden, enge Kurven und Schikanen zu bieten. Dem MCL36 steht also die Nagelprobe bevor.
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