Eine Formel 1 ohne Monaco? Für viele Beobachter war dies jahrzehntelang absolut unvorstellbar. Der Grand Prix in den Straßen von Monte Carlo war der glamouröse und gleichzeitig absurde Höhenpunkt einer jeden Formel-1-Saison. Im aktuellen Boom der Formel 1 wurde die Tradition allerdings öfter als zuvor in Frage gestellt. Monaco gilt für viele als nicht mehr zeitgemäß. Die Autos seien den engen Straßen entwachsen und das Rennen sei nur eine langweilige Prozession, so die häufig formulierte Kritik. Dazu gesellten sich zuletzt auch finanzielle Probleme der Veranstaltung.
Für die Fahrer ist Monaco trotz aller Unkenrufe etwas Besonderes. "Monaco ist einzigartig und meiner Ansicht nach wird es immer einen Platz im Rennkalender haben. Aus Fahrersicht ist das von allen Strecken diejenige, die bei mir am meisten Adrenalin produziert. Deswegen liebe ich es, dort zu fahren. Du musst innerhalb so enger Parameter agieren, es ist wirklich schwierig zu beschreiben", zeigt Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly seine Begeisterung.
Formel 1 in Monaco: Speed-Rausch wird zur Gewohnheit
Auch auf Haas-Youngster Mick Schumacher übt die Häuserschlucht im Fürstentum eine besondere Faszination aus: "Du kommst den Mauern so schnell so nahe. Für mich zeigt Monaco auf, wie unglaublich gut sich Menschen an die Gegebenheiten anpassen können, weil du dich mit der Zeit so wohl dabei fühlst, mit irrer Geschwindigkeit an den Mauern vorbeizufahren."
Aus Sicht des Deutschen erzeugen diese Umstände ein einzigartiges Geschwindigkeitsgefühl: "Wenn du beispielsweise von Monaco nach Paul Ricard, wo die Auslaufzonen riesig sind, gehst, dann fühlt es sich auf einmal viel langsamer an." Die Spitzengeschwindigkeiten auf der französischen Rennstrecke sind in Wirklichkeit viel höher auf dem Straßenkurs durch das Fürstentum.
Pierre Gasly zieht den Vergleich zum letzten Grand Prix in Spanien: "Die Herausforderung dort [in Monaco, Anm. d. Red.] schnell zu sein, ist völlig anders als beispielsweise in Barcelona. Das Risiko, das du gehen musst, und die Unvorhersehbarkeit der Bedingungen macht die Aufregung für einen Fahrer aus."
Formel 1 in Monaco: Kritik an der Rennstrecke
Der Franzose kann allerdings auch die Kritik am Event an der Côte d’Azur verstehen: "Ich kann nicht verhehlen, dass das Rennen selbst nicht so viel Unterhaltung bietet wie andere Grand Prix. Vielleicht müssen wir also etwas tun, um das zu ändern. Unser Wechsel von 1,80 m breiten zu 2 m breiten Autos vor einigen Jahren hat sicher nicht geholfen. Wenn du nebeneinander fahren wolltest, war es ohnehin schon schwer genug." Für eine Lösung des Problems gibt es laut Gasly kaum Optionen: "Im Moment könnten wir nur eine Änderung an der Strecke vornehmen, aber die verläuft zwischen den Gebäuden. Ich denke nicht, dass sie für den Grand Prix ganze Häuser versetzen wollen."
Für den Franzosen darf die Formel 1 ihr Kronjuwel nicht verlieren: "Es ist kein einfaches Thema, aber ich hoffe wirklich, dass wir weiterhin einen Monaco Grand Prix sehen werden. Es geht nicht nur um das Rennen, sondern um das ganze Wochenende mit seiner besonderen Atmosphäre. Für mich ist es eines der ikonischsten Wochenenden im Kalender."
Monaco: Warum fährt die Formel 1 nicht mehr am Donnerstag?
An einer Tradition des Klassikers wurde jedoch schon gerüttelt, denn die Trainings finden nicht mehr donnerstags, sondern, wie sonst üblich, freitags statt. Für manche mag dies wie ein weiterer Schritt gegen die Tradition der Formel 1 wirken, doch für Schumachers Teamchef Günther Steiner ist es angesichts des engen Terminkalenders nur rational: "Wenn wir bei der Tradition geblieben wären, am Donnerstag zu fahren und den Freitag frei zu haben, dann hätte es nicht geklappt, back-to-back zu fahren. Oder es wäre zumindest sehr schwer geworden."
Die logistische Herausforderung wurde also durch den neuen Terminplan entschärft. Die fahrerische Herausforderung bleibt jedoch, zumindest in diesem Jahr, bestehen. Nach der Saison 2022 läuft der Vertrag des Monaco Grand Prix aus. Schumacher und Gasly würden einer Verlängerung sicher nicht im Wege stehen.
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