Die Formel 1 kehrt am Wochenende für ihren siebten Saisonlauf 2022 zurück auf eine ihrer traditionsreichsten Strecken, den berühmt-berüchtigten Circuit de Monaco in Monte Carlo. Die 68. Ausgabe des mit einer Distanz von 260,286 Kilometern gewohnt kürzesten Rennens im Formel-1-Kalender 2022 stellt die Fahrer und Teams in diesem vor eine noch speziellere Herausforderung als in Monaco (Formel 1 2022: Monaco-Zeitplan, TV-Programm & Live-Stream-Optionen) ohnehin üblich. Grund dafür sind die völlig neuen Charakteristika der Boliden-Generation 2022.

So legten die Autos im Vergleich zum Vorjahr um ganze 46 Kilogramm zu, das Mindestgewicht stieg von 752 auf nun 798 Kilogramm. Die meisten Teams befinden sich allerdings noch immer sogar einige Kilogramm über dieser Marke. Ein Großteil dieser Zunahme ist den neuen 18-Zoll-Rädern geschuldet. Der Abschied von den alten Niederquerschnittsreifen geht zudem mit einem deutlich größeren Außendurchmesser des Reifens von nun 725 Millimetern (zuvor 670) einher.

Lewis Hamilton hofft: Monaco zu langsam für Bouncing

Noch dazu setzt die Formel 1 wegen der 2022 zur Verbesserung des Racings beschnittenen Aerodynamik erstmals seit mehr als 30 Jahren wieder auf den Ground Effect. So soll der verlorene Abtrieb fehlender Flügel und anderer Restriktionen, etwa am Diffusor und Unterboden, kompensiert werden. Um durch diesen Effekt maximal stark auf den Boden gesaugt zu werden, ist allerdings eine noch geringere Bodenfreiheit nötig als ohnehin schon Im unebenen Monaco gilt es hier einen Kompromiss zu finden.

Der Ground Effect wiederum führte bei Fast allen Teams zu dem sogenannten Porpoising, jenem Effekt, bei dem das Auto bei hoher Geschwindigkeit unbequem zu springen beginnt. Gerade im engen Monaco wäre das ein besonders unangenehmes Phänomen. "Aber wir fahren dort langsamer, ich erwarte damit keine so großen Probleme", beruhigt Lewis Hamilton, bei Mercedes bislang von allen Teams mit am meisten von einem hüpfenden Boliden geplagt.

Formel 1 erwartet in Monaco deutlich langsamere Rundenzeiten

Andere Probleme werden in Monaco allerdings mit großer Sicherheit zuschlagen. Zum einen wären da das hohe Gewicht und die steifen Aufhängungen. Bereits bei den Testfahrten in Barcelona wurden durch extremes Untersteuern in engen Kurven Truck- und Lkw-Vergleiche laut. Hinzu kommt die bereits genannte geringere Bodenfreiheit anno 2022. Damit nicht genug: Noch dazu erschweren die größeren Räder die Sicht. Alles zusammengenommen, lässt so manche Fahrer von der vielleicht größten Herausforderung Monaco denn je sprechen - obwohl deutlich langsamere Rundenzeiten erwartet werden.

"Ich denke, es wird eine jener Strecke, auf der wir sehr viel langsamer sind als in den Vorjahren", sagt Alexander Albon. Erst 2021 hatte Max Verstappen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 157,833 km/h den schnellsten Monaco-GP der Geschichte bestritten. Der absolute Streckenrekord im Qualifying liegt bei 1:10.166 (Hamilton, 2019). Generell war die Formel 1 2022 bislang nicht allzu weit von ihren Rekorden entfernt, jedenfalls keine fünf Sekunden wie bei Herausgabe der neuen Regeln ursprünglich befürchtet wurde. In Monaco könnte das nun erstmals der Fall sein. "Aber es wird trotzdem interessant", ergänzt Albon. "Denn ich denke, dass du etwas mehr wissen musst, wie du die Kurven fährst, noch mehr Rhythmus brauchst und die Unebenheiten finden musst."

Kerbs, Wellen, Übergewicht: Fahrer erwarten hartes Monaco

Lando Norris freut sich dennoch auf Monaco, erwartet allerdings ebenfalls ein kniffliges Wochenende. "Es wird vielleicht eine der größten Herausforderungen bisher, wenn es darum geht, wie du das Auto fahren musst", sagt der McLaren-Fahrer. "Es wird eine große Herausforderung", bestätigt Carlos Sainz. "Schon in Miami haben sich die Kerbs mit diesen Autos ziemlich aggressiv angefühlt, auch in Imola gab es ein paar Wellen, die ziemlich hart auf den Körper geschlagen haben", berichtet der Ferrari-Pilot.

Überholen in Monaco dank neuer Formel-1-Regeln? Fahrer zweifeln stark

Den Vorteil der neuen Boliden - dichteres Folgen ermöglicht besseres Racing - wird die Formel 1 in Monaco allerdings kaum ausspielen können, da sind sich die meisten Fahrer einig. "Dieses Jahr, mit diesen derart breiten Autos, könnte es sogar fast unmöglich sein, zu überholen", fürchtet Pierre Gasly. "Ja, mit diesen Autos kannst du leichter folgen, aber Monaco ist eine Strecke, auf der du einfach nicht überholen kannst. Und diese Autos sind auch noch schwerer. Sie sind vor allem für Highspeed mit dem Ground Effect gemacht", ergänzt Mick Schumacher. Haas-Teamkollege Kevin Magnussen stimmt zu. "Ich denke, dass Monaco noch immer ein kniffliger Ort sein wird - und vielleicht sehen wir dort keinen so großen Unterschied", sagt der Däne mit Blick auf das große Ziel besseren Racings.

Die 2022 schlechtere Sicht bereitet den Fahrern vor Monaco unterdessen weniger Sorgen als man nach großen ersten Klagen bei den Shakedowns noch hätte annehmen können. "Die Sicht in diesen Autos ist schlechter als in der Vergangenheit, aber ich denke nicht, dass das ein riesiges Problem sein wird", sagt Magnussen. "Es wird etwas schwerer, den Scheitelpunkt zu sehen, aber es wird schon okay sein."

Schlechte Sicht in Monaco großes Problem? Schon dran gewöhnt

Lance Stroll stimmt zu "Die Sicht ist auf jeden Fall schlechter. Aber das ist etwas, woran du dich gewöhnst. Deshalb wird es sicher eine größere Herausforderung als in den Vorjahren, aber ja, ich denke, das ist etwas, woran wir uns in den ersten paar Rennen sowieso schon gewöhnt haben", sagt der Aston-Martin-Pilot. "Jeddah war ja schon vergleichbar", ergänzt Albon. "Und da hatte ich etwas mit der Sicht zu kämpfen. Es ist nicht leicht, vor allem wenn du an manchen Stellen noch anfängst zu bouncen, aber wir gewöhnen uns allmählich daran. Ein so großes Problem ist das auch wieder nicht."