Die Aufregung im Fahrerlager war groß, als Aston Martin sein großes Update-Paket in Barcelona enthüllte. 'Sie haben es schon wieder getan', mag sich der ein oder andere hinter mehr oder minder vorgehaltener Hand gedacht haben. Das Team, das 2020 schon den 2019er Mercedes kopierte, hatte nun anscheinend den Red Bull der diesjährigen Saison nachgeahmt. Eine Nachahmung oder Inspiration ist auch erlaubt. Am Samstagvormittag musste Technikchef Andy Green bei der FIA-Pressekonferenz aber auch vehement dementieren, eine illegale Kopie angefertigt zu haben.

2020 katapultierte sich das Team, damals noch unter dem Namen Racing Point, in der Hackordnung der Formel 1 nach vorne. Nun stellte sich die Frage, ob dies auch mit dem AM22 in seiner B-Version möglich sein würde. Die ersten Trainingsergebnisse schienen vielversprechend und entfachten den Ärger der Konkurrenz umso mehr.

Im Qualifying folgte jedoch die kalte Dusche: Beide Autos raus im Q1, Platz 16 für Sebastian Vettel, Platz 18 für Lance Stroll. Die Piloten zeigten sich ratlos. "Ich habe wirklich mit der Balance des Autos gekämpft. Ich wurde daraus nicht schlau. Das Ganze war sehr herausfordernd", gab Stroll seine Enttäuschung zum Ausdruck. Auch Sebastian Vettel erkannte sein Auto nicht wieder: "Bis zum Qualifying hatten wir gute Sessions, aber dann hatte ich Schwierigkeiten mit Übersteuern und der Balance. Ich konnte nicht den Speed in die Kurve mitnehmen, den ich eigentlich wollte."

Keine Erklärung für Absturz nach starkem Freitag

Die Gründe für das mangelhafte Fahrverhalten ihres Dienstwagens konnten beide Piloten noch nicht ausmachen. "Wir müssen dieses neue Auto erst verstehen lernen und sehen, ob wir etwas übersehen oder falsch eingeschätzt haben. Wir haben bei Fahrzeughöhe und Setup einiges verändert, also müssen wir uns das ansehen", kündigte Stroll einen Aufarbeitungsprozess an.

Beide Piloten des Teams wussten nicht, wohin die Balance des Vortages verschwunden war., Foto: LAT Images
Beide Piloten des Teams wussten nicht, wohin die Balance des Vortages verschwunden war., Foto: LAT Images

Für Sebastian Vettel steht Aston mit dem Update erst am Anfang eines Prozesses: "Wenn man auf die Zeitentabelle blickt, ist das neue Auto nicht viel anders. Wir wussten, dass es uns nicht sofort einen massiven Zeitgewinn bringen wird. Wir glauben trotzdem an das Konzept und es wird noch mehr Performance kommen." Zumindest eine Verbesserung konnte der Heppenheimer definitiv ausmachen: "Wir haben immerhin kein Porpoising, das ist schonmal ein guter Anfang."

Um im Rennen noch Zählbares zu holen, müsse das Team laut Vettel clever mit den Reifen umgehen, um die schlechte Startposition zu kompensieren. Geplant war das jedoch auf keinen Fall. "Ich bin wirklich überrascht, ich hatte in etwa Platz 10 erwartet", gab Vettel zu.

Die Seitenkästen des Red Bull haben dem Aston Martin noch keine Flügel verliehen., Foto: Motorsport-Magazin.com
Die Seitenkästen des Red Bull haben dem Aston Martin noch keine Flügel verliehen., Foto: Motorsport-Magazin.com

Sein kanadischer Teamkollege versuchte mit einer Prise Galgenhumor zumindest aus einem Problem für Aston Martin die Luft herauszunehmen: "Wo ist Red Bull gerade? Wenn es eine Kopie wäre, dann wären wir zwei Sekunden schneller." Glücklich sind sie mit diesem 'Beweis' aber sicherlich nicht.