Die Formel 1 steuerte in Barcelona erneut auf einen Qualifying-Showdown zwischen Max Verstappen und Charles Leclerc zu. Verstappen hatte nach dem ersten Schlagabtausch in Q3 auch geführt, während Leclerc nach einem Dreher noch gar keine Zeit stehen hatte. Doch in der letzten Minute ging bei Red Bull alles den Bach runter.

Während Leclerc mit einer 1:18,750 die Pole an sich riss und Verstappen auf den zweiten Platz verdrängte, setzte dieser nämlich nicht einmal zum Konter an. "Keine Leistung!", funkte er entnervt am Funk und brach die Runde schon nach zwei Kurven ab. Ein deutliches Topspeed-Defizit mache den Versuch sinnlos, der zweite Platz sicher.

Verstappen von DRS-Problem aus Pole-Kampf gerissen

"Mein DRS hat sich nicht geöffnet!", erklärt Verstappen kurz darauf in der Pressekonferenz. "Das hat sich natürlich angefühlt, als ob ich Leistung verlieren würde, weil ich mehr Luftwiderstand hatte."

Der Frust bei Red Bull ist groß. "Schade, die Pole war drin", ärgert sich Motorsportchef Dr. Helmut Marko im ORF-Interview. Verstappen ist sich nicht sicher, aber kann es sich ebenfalls vorstellen: "Viele haben sich im zweiten Anlauf verbessert, das ist ganz normal." Die Strecke wird im Qualifying immer von Runde zu Runde besser, daher werden die Zeiten stets schneller. Verstappen wurde vom Defekt die Chance verwehrt, bei besten Bedingungen noch einen Angriff zu setzen.

Red Bull muss zwar jetzt nach dem Qualifying das DRS-System noch untersuchen, aber das Team geht davon aus, dass es nichts Gravierendes sein wird. "Es ist was Mechanisches", vermutet Marko. Defekte Teile darf man auch zwischen Qualifying und Rennen tauschen, solange die Version nicht verändert wird. Strafe droht also keine.

Red-Bull-Vertrauen auf Barcelona-Pace schrumpft

Auch ohne Defekt hatte Verstappen in Barcelona bislang gegen Leclerc allerdings einen schweren Stand. Der Ferrari-Pilot holte sich bislang alle Bestzeiten, während Red Bull besonders auf eine Runde mit dem Setup haderte. In den Trainings hatte er noch Probleme damit gehabt, das Auto auf schnellen Runden in die Kurven zu bekommen. Obendrauf hatte Ferrari mehr Upgrades gebracht, wie Verstappen anmerkt: "Für uns, die nicht wirklich was gebracht haben, war es etwas schwieriger."

Erst im Qualifying fand Verstappen die Balance zufriedenstellend: "Zumindest war es ein bisschen stabiler und besser ausbalanciert." Hingegen war die Rennpace bislang an diesem Wochenende die Stärke bei Red Bull gewesen, und durch die Setup-Änderungen für das Qualifying sollte die auch nicht schlechter werden, glaubt Verstappen. Doch bessere Ferrari-Zeiten aus dem dritten Freien Training machen Sorgen.

"Es spitzt sich der Dreikampf zu", prognostiziert Helmut Marko, der am Vortag noch einen deutlichen Red-Bull-Vorteil gesehen hatte. Von dem will er am Samstag nicht mehr sprechen, und weder Ferrari noch Mercedes ausschließen. "Zwei Stopps, drei Stopps, es wird spannend."