Zum vierten Mal im sechsten Rennen der Formel-1-Saison 2022 startet Charles Leclerc in Barcelona von der Pole Position. Der WM-Führende fuhr nach Bestzeiten in allen Trainingssitzungen auch im F1-Qualifying zum Spanien-GP Bestzeit und ließ Weltmeister Max Verstappen und Teamkollege Carlos Sainz hinter sich.

Obwohl der Vorsprung von drei Zehntelsekunden am Ende recht deutlich war, war es alles andere als ein Durchmarsch für Leclerc. Ausgerechnet im finalen Q3 drehte sich der Monegasse am Ende seines ersten Versuchs. "Ich habe das Heck verloren, die Hinterräder haben etwas überbremst und ich habe mich gedreht", so Leclerc.

Der Fehler kam nicht von ungefähr. Die gesamte Runde über war der Ferrari-Pilot mit zwei Reifen auf Pole, mit zwei Reifen in der Mauer. Leclerc fehlte die Referenz, weil er im Q2 nur auf gebrauchten Reifen auf die Strecke gegangen war. "Die Strecke hatte sich ziemlich verbessert in der Zwischenzeit", erklärt er.

Leclerc bleibt nach Qualifying-Dreher cool

"Dazu waren auch die Hinterreifen schon ganz schön überhitzt, aber das ist alles keine Entschuldigung. Ich habe einfach das Auto verloren", gibt sich der WM-Leader selbstkritisch. Anschließend hatte er nur noch einen Versuch. Ein erneuter Fehler hätte Startplatz zehn bedeutet. Aber Leclerc blieb cool und fuhr Bestzeit.

"Ich wollte exakt die gleiche Runde noch einmal fahren - nur ohne Fehler. Es war eine ziemlich gute Runde. In Highspeed-Kurven hatte ich ein paar Momente, aber in langsamen und mittelschnellen Kurven war das Auto gut", so Leclerc.

Die erste Runde als neue Referenz half ihm: "Ich wusste, wo ich das Heck im ersten Versuch verloren habe, davon habe ich gelernt. Ich hatte es besser unter Kontrolle. Und in der letzten Schikane habe ich einfach ein bisschen früher gebremst, aber viel Zeit habe ich dadurch nicht verloren."

Steht Leclercs Reifen-Strategie fürs Rennen schon?

Warum aber verzichtete Leclerc auf die Generalprobe in Q2? Genügend frische Reifen hätte er auch so noch für zwei Versuche im Q3 gehabt. "Ich wollte nur neue Reifen, um das Rennen zu starten", erklärte er. Als er wenige Sekunden später bemerkte, dass er damit die Strategie verraten hatte, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und scherzte mit Teamkollege Carlos Sainz, der neben ihm in der Pressekonferenz saß.

Die Strategen rechnen beim Spanien-GP mit einem klaren Zweistopp-Rennen. Dabei ist ein Stint auf Soft durchaus vorstellbar. Ferrari kalkuliert offenbar damit, um die Position am Start nicht zu verlieren.

Nach den starken Vorstellungen in den Trainingssitzungen war die Pole fast Pflichtaufgabe für die Scuderia. Das große Zittern gibt es aber vor dem Rennen. Die Longruns am Freitag sahen Ferrari deutlich hinter Red Bull. "Wir haben etwas am Setup gemacht und die Longruns im 3. Training sahen besser aus. Aber wir haben keine Referenz, weil wir die einzigen waren, die da Longruns gefahren sind. Das Gefühl ist aber besser", versichert Leclerc.