Sprechen wir über die Entscheidung von gestern, als der Red-Bull-Protest gegen die Strafe von Hamilton abgewiesen wurde. Können sie es nachvollziehen?
Dr. Helmut Marko: Die Argumentation ist eine andere als unsere und wir akzeptieren das.

Nach Red Bull Protest: Von FIA & Mercedes abgewatscht! (09:16 Min.)

Akzeptieren Sie auch was die Stewards am Ende ihrer Erklärung noch geschrieben haben, bezüglich 'gewisser Anschuldigungen Red Bulls'?
Dr. Helmut Marko: Nein, das ist etwas mysteriös. Ich kann mir nur vorstellen, dass es sich darauf bezieht: Wir haben moniert, dass der Toto Wolff zu den Stewards gegangen ist mit mehr als mysteriösen Unterlagen. Vielleicht meinten sie das damit. Wir haben das als eine Art versuchter Einflussnahme verstanden.

Wir hören im Hintergrund, dass Red Bull der FIA auch vorgeworfen hat, dass man sehr auf Seiten von Mercedes stehe?
Dr. Helmut Marko: Wir haben das als Beispiel genommen.

Sie sagten schon öfters, dass die FIA Mercedes sehr nahestehen soll?
Dr. Helmut Marko: Ja, das ist ja ein Beispiel dafür. Er ist dort hineingegangen mit einem internen Arbeitspapier von der FIA, mit dem er präsentierte, wie und wer wann und wo in einer Kurve Vorfahrtsrecht hat. Das ist schon etwas komisch. Aber gut, wir nehmen das zur Kenntnis.

Das Statement zu Mercedes hat man auch zur Kenntnis genommen, fühlen Sie sich persönlich angegriffen, weil es heißt 'Senior Management' von Red Bull.
Dr. Helmut Marko: Das kommentieren wir gar nicht.

Sie haben relativ großen Aufwand betrieben, um das irgendwie umzuwenden. Alexander Albon hat man noch extra fahren die Linie nachfahren lassen. Bereuen Sie es im Nachhinein, dass Sie so einen Riesenaufwand betrieben haben?
Dr. Helmut Marko: Nein, das bereuen wir nicht. Denn nach so einem Unfall muss man alles tun, um die eigenen Team- und Fahrerinteressen zu schützen. Dass es so ausgegangen ist, müssen wir zur Kenntnis nehmen.

Aber auch etwas zur öffentlichen Darstellung: Zuvor war Red Bull der moralische Sieger, weil man unverschuldet ausgeschieden ist, viel verloren hat und Mercedes dann noch entsprechend gefeiert hat. Jetzt scheint es fast noch ein bisschen umgekehrt nach den Statements, die da noch rausgekommen sind?
Dr. Helmut Marko: Naja, was da jetzt politisch daraus gemacht wird, [ist etwas anderes]. Aber wir hätten jeden anderen Fahrer genauso kommentiert, wie wir das mit Hamilton getan haben. Das hat nichts mit Hamilton zu tun. Egal welcher Fahrer, wir hätten genauso agiert.

Ist die Sache jetzt für Sie ein- für allemal geschlossen oder gibt es da noch ein Nachspiel?
Dr. Helmut Marko: Nein, da gibt es kein Nachspiel. Man muss es so auf sich beruhen lassen.

Schauen wir uns heute das Training an. War es ein bisschen überraschend, dass Max im zweiten Freien Training drei Zehntel hinten war?
Dr. Helmut Marko: Wir hatten in P2 plötzlich massivstes Untersteuern, von dem wir nicht wussten, wo es herkommt, wo wir jetzt auch noch nicht wissen wo es herkommt. Wir werden alles durchprüfen, ob die Arbeiten, die durchgeführt wurden, irgendwo zu diesem Untersteuern geführt haben. Aber es war sehr massiv und auf die Einstellungs-Veränderungen, die wir gemacht haben, hat das Auto nicht mehr reagiert.

Es war ja nicht das erste Mal. Wir haben jetzt öfters darüber gesprochen, dass von FP1 auf FP2 Setup-Änderungen vorgenommen werden, die dann nicht so gut funktionieren.
Dr. Helmut Marko: Es sind nicht nur Setupänderungen, es sind auch Teile gekommen. Aber vielleicht gab es irgendwo nur eine Falscheinstellung, sodass nicht die vorgegebenen Clicks, Daten und dergleichen eingestellt wurde. Aber das werden wir jetzt untersuchen.

Eine gute Nachricht ist wahrscheinlich, dass der Crash-Motor funktioniert?
Dr. Helmut Marko: Ja, das ist eine sehr angenehme Nachricht, dass das jetzt bestätigt ist. In Japan wurde das schon auf dem Prüfstand mit diesem Ergebnis getestet. Dass er jetzt in der Praxis funktioniert, das ist angenehm. Er läuft tadellos. Wir hatten zwei Trainings ohne Probleme.

Wie schaut es performance-technisch aus, wenn man die Balance wieder hinkriegt?
Dr. Helmut Marko: Dann sind wir dabei.

Heißt "dabei sein", ihr seid auf Augenhöhe mit Mercedes? Denn normalerweise hätte man Red Bull auf dieser Strecke vorne erwartet.
Dr. Helmut Marko: Es kommt dazu, dass wir nicht mit den gleichen Motoreinstellungen gefahren sind. Ich würde das [Ergebnis] noch nicht als aussagekräftig beurteilen.

War auf den Long Runs das Untersteuern auch das Problem, oder sah es auf diesen besser aus?
Dr. Helmut Marko: Nein, es war auf den Long Runs immer noch da.