Wie wirkt sich die neue FIA-Direktive zu den Einstellungen der Formel-1-Motoren auf das Kräfteverhältnis in der Königsklasse aus? Diese Frage beschäftigt das Fahrerlager vor dem achten Saisonrennen im Kalender 2020 mehr als alle anderen Themen.

Ab dem Italien GP in Monza sind unterschiedliche Einstellungen für den Verbrennungsmodus verboten. Die Teams müssen laut der neuen Direktive TD/037-20 im Qualifying mit demselben Modus fahren wie im Rennen. Eigentlich sollte diese Klarstellung zum Reglement bereits am dem Belgien GP gelten. Der Automobilweltverband gestand den Motorenherstellern allerdings noch eine Woche Gnadenfrist zu, um für die Zukunft den richtigen Kompromiss zu finden.

Formel 1: Williams-Schock - Was wird jetzt aus dem Team?: (09:52 Min.)

Formel 1 verbietet Motor-Partymodus: Mercedes wirklich Verlierer?

Diese Schonfrist ist nun abgelaufen. Jetzt warten alle auf das Ergebnis. Ist Mercedes wirklich der große Verlierer, weil die Weltmeister so um ihren berüchtigten Partymodus gebracht werden? Oder geht der Schuss nach hinten los, weil der jetzt nötige Kompromiss zwischen Qualifying- und Rennmodus Mercedes sogar helfen wird? Genau damit droht am Donnerstag vor dem Italien GP in Monza Mercedes-Junior und Williams-Pilot George Russell der Konkurrenz.

„Leider betrifft es uns und Racing Point vielleicht mehr als Mercedes - einfach, weil Mercedes im Qualifying sowieso so weit vorne ist“, sagt Russell zunächst über die Aussichten für Williams in der Qualifikation. Sowohl für Williams als auch die anderen Boliden mit Mercedes-Power werde sich das Blatt im Rennen jedoch über Gebühr wenden, sagt Russell.

Mercedes-Junior: Kleiner Verlust im Qualifying, großer Sprung im Rennen

„Wenn überhaupt, dann wird es ihnen [Mercedes] im Rennen nur noch mehr helfen. Die ganze Idee, sie einzubremsen, wird in die völlig andere Richtung gehen und ihre Performance sogar fördern“, amüsiert sich der Brite über das, was so mancher als wahren Hintergrund der neuen Direktive erachtet. Offiziell geht es der FIA darum, durch die bisherige Vielfalt an Motoreinstellung schlicht kaum noch die Legalität kontrollieren zu können.

„An einem Samstag wird es uns vielleicht eine oder zwei Zehntel kosten“, sagt Russell, stellvertretend für alle mit Mercedes-Antrieb. „Aber wir erwarten, dass es auch die anderen Hersteller eine oder zwei Zehntel kosten wird. Uns kostet es Samstag vielleicht eine Zehntel, aber an einem Sonntag werden wir auf jeden Fall einen großen Sprung machen“, sagt Russell voller Überzeugung.

George Russell: Mercedes‘ neuer Motor-Modus für Rennen beeindruckend

Der neue Rennmodus Mercedes‘ sei jedenfalls eine Wucht, so der Youngster. „Was Mercedes getan hat, um den Motor zu verbessern und uns zu erlauben, einen sehr hohen Motor-Modus im Rennen zu fahren, ist echt beeindruckend“, schwärmt Russell.

Teamkollege Nicholas Latifi erhielt bereits dieselben Informationen wie der Mercedes-Junior und stimmt zu. „Im Rennen wird es uns nur helfen, wir werden mehr Runden mit einem höheren Motor-Modus haben, den wir sonst nicht so lange fahren können“, sagt der Kanadier.

Williams nicht mehr im Qualifying 2?

Einzig im Qualifying sehe es anders aus. „Es wird ein paar Zehntel ausmachen und uns im Qualifying etwas schmerzen“, sagt Latifi. „Da geht es für George ja gerade immer darum, ob er es so gerade in Q2 schafft oder nicht. Da kann eine Zehntel schon den Unterschied ausmachen. Und die hat er jetzt vielleicht nicht mehr.“