Crash im Q3. Abflug direkt nach dem Rennstart. Crash im FP2. Mercedes wirbelte zu Beginn des vorletzten Triple-Headers der Formel-1 -Saison 2024 nicht nur jede Menge Kies auf, sondern fabrizierte auch teuren Karbonschrott. Das jüngste Opfer der Silberpfeil-Unfallserie ist erneut George Russell, der schon im Qualifying in Austin in die Streckenbegrenzung gekracht war. „Es scheint momentan so, dass ein Ding nach dem anderen kommt“, gab er selbst zu.
Beim Großen Preis von Mexiko erwischte es ihn in Kurve 8 des Autódromo Hermanos Rodríguez. Russell überfuhr auf seiner fünften Runde im 2. Training den inneren Kerb, verlor das Auto und krachte in die gegenüberliegende TecPro-Barriere, die danach ausgetauscht werden musste.
George Russell: Harter Einschlag mit 35g
„Es war ein harter Einschlag, und mir blieb zunächst etwas die Luft weg“, gestand Russell, der mit 35g eingeschlagen war. „Das war also ein richtiger Shunt“, betonte Teamchef Toto Wolff. Russell kam mit dem Schrecken davon. Er konnte aus eigener Kraft aus dem Wrack seines W15 aussteigen und die Checks im Medical Center ergaben keine Verletzungen. Nur eine leichte Verwirrung, wie es zu diesem Unfall kommen konnte.
„Ich weiß nicht genau, was passiert ist“, so Russell. „Ich lenkte in die Kurve ein und versuchte, eine ähnliche Linie wie im FP1 zu fahren. Ich bin mir nicht sicher, ob es der Kerb war oder ob das Auto aufsetzte, aber es sprang ein wenig und bevor ich es abfangen konnte, habe ich mich schon gedreht und war in der Mauer.“
Bis dahin war es für Russell gut gelaufen. Im ersten Training fuhr er sogar die Bestzeit. „Es ist frustrierend, denn im FP1 waren wir stark“, trauerte er dem Unfall hinterher. „Im zweiten Freien Training haben wir viele Runden verloren, daher wird das dritte Training für uns wichtig sein.“
Mercedes türmt Karbonschrott auf: Reichen die Ersatzteile im Budget Cap?
Zuvor wartet jedoch viel Arbeit auf seine Mechaniker, die das schwer beschädigte Auto reparieren müssen. „Nach letzter Woche ist das auch etwas, was nicht lustig ist im Cost Cap“, gab Wolff gegenüber Sky zu bedenken. „Was sogar so weit geht: haben wir die Teile?“
Russell war nach seinem Qualifying-Unfall in Austin, Texas ohnehin nicht mit dem neuen Update-Paket unterwegs, sondern mit der älteren Spezifikation. Das Chassis muss laut dem Teamboss wohl nicht getauscht werden, aber alles andere muss ausgebaut und kontrolliert werden. „Zwei Ecken sind ganz weg, es ist ein schwerer Schaden“, so der frustrierte Österreicher. „Wir sind schwer angezählt.“
Seit der Sommerpause ist den Silberpfeilen nicht nur die Form der siegreichen Sommermonate verloren gegangen. Gleichzeitig gab es drei heftige Unfälle. Zuerst Kimi Antonelli in Monza, dann zwei Mal Russell innerhalb einer Woche in Austin und nun Mexiko. „Der einzige Wermutstropfen ist, dass wir nicht um die Meisterschaft fahren. Da geht es nicht immer darum, das neueste Teil am Wagen zu haben“, nahm Wolff die Situation mit Galgenhumor.
Drei schwere und vor allem kostspielige Unfälle seit der Sommerpause. Drei Abflüge innerhalb von sieben Tagen. Mercedes erlebt eine Horrorwoche. Unser F1-Experte Christian Danner beurteilt die Situation so:
Kimi Antonelli: Nach Monza-Unfall diesmal vorsichtiger unterwegs
Wäre Russell nach seinem heftigen Abflug am Samstag nicht fahrtüchtig gewesen, hätte Mercedes seinen Ersatz direkt parat gehabt. Der nächstjährige Stammfahrer und Noch-Junior-Pilot Kimi Antonelli durfte im 1. Training zum zweiten Mal in diesem Jahr Rennwochenend-Luft schnuppern. Diesmal nahm er im Silberpfeil von Lewis Hamilton Platz. Bei seinem ersten FP1-Einsatz in Monza hatte er Anfang September selbst einen heftigen Unfall zu verzeichnen. Damals ausgerechnet im Auto von George Russell.
„Ich bin zum ersten Mal auf dieser Strecke gefahren, also bin ich nicht zu sehr ans Limit gegangen und habe mir Runde für Runde Selbstvertrauen geholt“, gestand der junge Italiener. „Ich glaube, er ist es heute Morgen ein bisschen vorsichtig angegangen“, bestätigte Toto Wolff. „Gerade in den schnellen Ecken. Aber er hat einen super Job gemacht.“
Ein Problem gab es allerdings doch: Antonelli überfuhr ein Teil, das auf der Strecke lag und beschädigte sich dabei den Unterboden (ebenso wie Max Verstappen). Der Schaden kostete den Mercedes-Junior ein, zwei Zehntelsekunden. „Er hatte ein Aero-Defizit, weil er ein Loch im Unterboden hatte wegen diesem Alu-Teil“, so Wolff. Das Team konnte die Beschädigung während der Session notdürftig flicken und das Auto bis zum FP2 komplett reparieren.
In diesem 2. Training kehrte Lewis Hamilton in seinen W15 zurück. Sein Hauptaugenmerk lag auf den vorgeschriebenen Reifentests für Pirelli. Durch die lange Unterbrechung wegen des Unfalls seines Teamkollegen kam der Co-Rekordweltmeister jedoch nur in den Schlussminuten in den Genuss eines Extra-Reifensatzes für die eigenen Zwecke. Entsprechend wenig konnte er an der Abstimmung seines Autos arbeiten. „Es ist nicht immer einfach, gleich in Schwung zu kommen, wenn man das erste Training verpasst hat, aber im zweiten Training hatte ich ein gutes Gefühl im Auto“, bilanzierte Hamilton.
Kann Mercedes die Abwärtsspirale mit Strafen, Unfällen und Formtief in Mexiko aufhalten? Verrate uns deinen Tipp in den Kommentaren!
diese Formel 1 Nachricht