Lewis Hamilton reagiert mit einer eindeutigen Theorie auf die aktuell das meiste Aufsehen erregenden Nachrichten in der Formel 1: Bereits ab dem kommenden Rennen in Spa will die FIA die Vielfalt der Motormodi beschränken und für den Verbrennungsmotor nur noch eine einheitliche Einstellung für Qualifying und Rennen erlauben.

Damit finden die besonders leistungsstarken Modi für das Zeittraining, umgangssprachlich auch als ‚Party-Mode’ bezeichnet, ein Ende. Mercedes’ verfügt in der Formel-1-2020 auf diesem Feld über die wohl schärfste Waffe aller Motorenhersteller - zumindest legten das an den bisherigen Rennwochenenden diverse Aussagen der Fahrer und astronomische Rückstände sämtlicher Konkurrenzen auf Mercedes im Qualifying mehr als nahe.

Lewis Hamilton: Einbremsversuch wird nichts bringen

Für Hamilton kommen die schon kurzfristig über Technische Direktiven geplanten Änderungen deshalb alles andere als überraschend. „Sie versuchen immer, uns einzubremsen“, stichelt Hamilton am Donnerstag in Barcelona. Echte Verärgerung lässt sich der Weltmeister allerdings nur marginal anmerken. „Es ändert für uns sowieso nicht viel, kein Problem“, sagt Hamilton.

Formel 1: Verliert Mercedes seinen Qualifying-Vorteil? (15:48 Min.)

Der Brite gibt sich ganz betont entspannt. Hat Mercedes durch die Einschränkung mehr zu verlieren als die anderen? „Nein“, sagt Hamilton wie aus der Pistole geschossen. „Ich denke nicht, dass sie damit das Ergebnis bekommen, das sie haben wollen. Es ist völlig okay, dass sie es tun.“

Valtteri Bottas: Mercedes wegen Motor-Regel nicht in Panik

Am meisten stört Hamilton noch die zerstörte Entwicklungsarbeit der klugen Köpfe in Brixworth. „Unter dem Strich haben die Jungs, also unser Team mit diesem Motor einen so tollen Job gemacht“, sagt Hamilton. „Und, wie schon gesagt, das soll uns jetzt einbremsen.“

Teamkollege Valtteri Bottas begibt sich weniger offensichtlich auf das politische Parkett. „Man kann unmöglich wissen, wie viel die anderen Motorhersteller im Qualifying gewinnen, wenn sie alles herausholen und ob wir da mehr gewinnen oder nicht“, sagt der Finne. „Wir schieben deshalb keine Panik wenn diese Regel kommt. Dann ist es für alle gleich.“

Bottas warnt: Weniger Überholmanöver

Eine Mahnung spricht Bottas allerdings aus. Doch die bezieht sich auf das Rennen. „Da verfügt jedes Team über verschiedene Modi, wie viel sie mit Blick auf den Verschleiß des Motors riskieren wollen“, erinnert Bottas. „Wir sparen manchmal auch den Motor wenn wir Vorsprung haben.“ Für Bottas könnte die Änderung dem konstanten Streben nach besserer Haltbarkeit in der Formel 1 also zuwiderlaufen.

Damit nicht genug. Bottas warnt: „Dann gibt es noch strategische Dinge im Rennen für die Fahrer. Wir nutzen oft verschiedene Modi zum Verteidigen oder Angreifen. Für mich fühlt es sich an, als könnte es weniger Überholmanöver geben, sollten wir alle in denselben Motormodus für das ganze Rennen versetzen.“

Pace-Differenzen durch Taktieren mit der Motorleistung würde es dann nicht mehr geben, so Bottas. „Dann fahren alle nur den gleichen Modus statt damit zu spielen und zu versuchen, aus jeder Situation alles herauszuholen, indem du mal mehr, mal weniger Power nutzt“, sagt Bottas und fügt lachend an: „Aber am Ende haben wir dann beim Fahren immerhin weniger zu tun!“

Ganz korrekt ist das jedoch nicht. Die neue Einschränkung bezieht sich nur auf den Verbrennungsmotor. Die gesamte Power Unit kann sehr wohl noch in unterschiedlichen Modi gefahren werden. Im Qualifying steht weiter die volle Elektro-Power zur Verfügung, im Rennen müssen die Piloten hingegen mit der Batterie haushalten.

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