Max Verstappen machte Formel-1-Fans mit seinem Sieg in Silverstone Hoffnung. Sein Triumph über Mercedes lässt manch Zuschauer darauf hoffen, dass Lewis Hamilton und Valtteri Bottas 2020 nicht ohne jede Konkurrenz den nächsten Weltmeistertitel klar machen. Red Bulls Nummer eins glaubt daran noch nicht. RB16 immer noch zu langsam, Sieg nur Folge einer Mercedes-Schwäche - und ohne die wird es in Barcelona mit einer Wiederholung nichts.

"Ich habe mich über den Sieg letzte Woche sehr gefreut, aber jetzt haben wir eine neue Woche", so Verstappen, der mit einem Lachen anfügt: "Die Temperaturen sind wieder hoch und das ist gut. Wir müssen schauen wie die Reifen halten und ob sie wieder bei manchen Blasen werfen... Letzteres hoffe ich natürlich."

Der 22-Jährige gibt sich keinerlei Illusionen hin. Zwar war sein erster Saisonsieg einer aus eigener Kraft, doch das lag nicht an einer neuen Wunderwaffe im Hause Red Bull. "Es lag an den weicheren Reifenmischungen. Wir hatten keine Blasenbildung, andere Teams schon. Das ist der wahre Grund dafür", sagt er.

Verstappen der Reifenflüsterer: Eine Frage des Gefühls

Sein Red Bull war im Verhältnis nicht viel schneller als in den Rennen zuvor: "Wenn du auf die Performance der anderen Mittelfeldteams schaust, waren wir vielleicht ein bisschen besser, aber es war nichts Außergewöhnliches. Mercedes war durch die Probleme mit den Blasen einfach langsamer."

Verstappen machte sich diese Umstände nicht das erste Mal zunutze. 2018 gewann er in Spielberg und Mexiko ebenfalls mit perfektem Reifenmanagement in Kombination mit maximal möglicher Pace. "Das ist natürlich eine Frage des Gefühls, aber da spielt auch die Erfahrung eine Rolle und das Verständnis für die Pirelli-Reifen, und wie man sie behandeln muss", erklärt er.

Im Zweikampf und im Boxenfunk gerne mal heißblütig, springt Verstappen mit seinem Material gar nicht so wild um: "Über die Jahre wirst du darin einfach besser. Ich schaue mir vor dem Rennen an, wo ich pushen kann und wo nicht. Es geht darum, sanft und weich zu fahren. Das ist manchmal wichtig."

Red Bull muss weiter auf Mercedes aufholen

In der Weltmeisterschaft überholte er durch seinen Sieg Bottas. Auf WM-Leader Hamilton fehlen ihm als erster Verfolger 30 Punkte. "Natürlich freue ich mich darüber, wo ich in der WM stehe. Aber es kann immer noch besser sein, oder? Und da ist noch eine Position, die wir holen können", sagt Verstappen.

Die Aufgabenstellung zur Erreichung dieses Ziels bleibt für Red Bull auch nach dem ersten Erfolg des Jahres dieselbe: "Es ist alles noch so wie letzte Woche. Wir müssen immer noch Pace finden und uns verbessern, besonders im Qualifying. Wir wissen, dass das Auto besser sein muss und wir wissen auch, dass wir mehr Leistung brauchen."

Verstappen sieht auf harten Reifen kaum Chancen

Der Wetterbericht für Barcelona macht ihm zwar Hoffnung auf eine weitere Außenseiterchance, doch die Reifenwahl spricht dagegen. Pirelli hat wie am ersten Silverstone-Wochenende mit Compounds C1, C2 und C3 die drei härtesten verfügbaren Reifen mitgebracht. "Es ist zwar zum Glück warm, aber die Reifen sind sehr hart", sagt er.

Was ebenfalls gegen ein schlechtes Wochenende für Mercedes spricht, ist die Tatsache, dass der Circuit de Barcelona-Catalunya von den Wintertestfahrten jedem Team bis ins letzte Detail bekannt ist. "Ich bin hier schon ungefähr eine Million Runden gefahren", flachst Verstappen. "Aber natürlich ist jedes Wochenende etwas anders. Wir haben selbst in Silverstone gesehen, dass es sich von einer auf die andere Woche geändert hat."