Ein Albtraum-Nachmittag für Red Bull beim Formel-1-Auftakt in Österreich endet mit null Punkten und sorgt im blauen Lager für schlechte Stimmung. Nicht nur, weil beide Autos mit technischen Gebrechen ausrollten - zum zweiten Mal in drei Rennen kollidierte Alex Albon im Kampf um einen Podiums-Platz mit dem Mercedes von Lewis Hamilton.

Vor einem halben Jahr in Brasilien war er es gewesen, der sich gegen Hamilton verteidigt hatte und von der Strecke geschoben wurde. In Spielberg war Albon der Angreifer, er hatte in der Schlussphase Hamilton außen in Kurve vier versucht den zweiten Platz abzunehmen. Vorbei war er schon, dann berührte Hamilton mit dem linken Vorderrad Albons rechtes Hinterrad und drehte ihn ins Kies.

Albon zähmt sich, aber: Hamilton hat Sieg gekostet

"Der Typ ist so ein schlechter Verlierer!", fluchte Albon in der Hitze des Gefechts noch am Boxenfunk. Nach dem Rennen bremste er sich beim Sky-Interview etwas ein: "Es fühlt sich noch etwas frisch an, ich passe besser auf, was ich sage."

Er ist sich fast sicher, dass er das Rennen gewonnen hätte. Red Bull hatte ihn in der späten Safety-Car-Phase an die Box geholt und ihm Soft-Reifen gegeben. Das warf ihn zwar auf Platz vier zurück, doch die Mercedes von Hamilton und Valtteri Bottas sowie der Racing Point von Sergio Perez waren auf der Strecke geblieben.

"Sobald sich das alles sortiert hatte, sah es richtig stark für uns aus", meint Albon. Perez fertigte er schnell ab, dann wollte er das auch mit Hamilton und Bottas machen. "Ich wusste, sie waren auf den harten Reifen, also musste ich auf den ersten Runden die Manöver machen."

Beim Restart hatte Albon Reifen-Vorteil, Foto: LAT Images
Beim Restart hatte Albon Reifen-Vorteil, Foto: LAT Images

In Albons Augen war Hamiltons Manöver schlimmer als die Aktion in Brasilien: "Brasilien war eher fünfzig-fünfzig, hier hatte ich den Move für mich schon durch und mich auf das vor mir konzentriert. Ich denke, außen zu überholen ist immer riskant, aber ich habe so viel Platz gelassen wie ich konnte. Ich war ganz außen, und ich wusste - solange ich ihm allen Platz geben würde, liegt es an ihm, nicht zu crashen. Das ist alles."

Marko sauer: Rennen komplett ruiniert

Hamilton driftete gerade um ein paar Zentimeter zu weit nach außen und berührte Albons Hinterrad, damit waren seine Siegchancen dahin. Die Stewards straften das Manöver ab: Fünf Strafsekunden verwandelten Hamiltons zweiten in einen vierten Platz, außerdem bekam er zwei Strafpunkte auf seine Lizenz und hält dort jetzt bei sieben.

Hamilton spricht nach dem Rennen von einem "unglückliches Szenario" und einem Rennunfall, nimmt die Strafe aber an. Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko reicht die Strafe aber nicht. "Ob er jetzt Zweiter oder Vierter wird? Was ist der Unterschied?", ärgert er sich am ORF-Mikrofon. "Und unser Rennen hat er komplett ruiniert."

"Wenn jemand schuldig ist und dann nur fünf Sekunden kriegt, also in den Punkten bleibt, dann ist die Relation zum Schaden nicht ganz gerecht", so Marko. "Ähnlich wie Brasilien, da war es auch Platz zwei, da hat auch Hamilton einen Rammstoß versetzt. Ich glaube, man sollte das System etwas überdenken."

Albons Rennen war nach dem Crash ohnehin schon zum Vergessen, dann beendete ein Defekt es endgültig. Vonseiten Red Bulls ist noch nicht klar, was den Ausfall verschuldet hat. Man vermutet ein Problem an der Power Unit, die schaltete aus Sicherheitsgründen ab. Ob es eine Konsequenz der Kollision war, ist noch nicht sicher.