Beim Brasilien GP 2019 war Alex Albon nur mehr eineinhalb Runden von seinem ersten Podium in der Formel 1 entfernt, bevor er von Lewis Hamilton umgedreht wurde. Aber selbst wenn ihm die Top drei verwehrt blieben - seine Teamchefs bei Red Bull waren mit diesem Rennen erneut zufrieden, wie mit allen von Albons Rennen seit seiner Beförderung von Toro Rosso zu Red Bull.

Irgendwie sieht der Platztausch von Albon mit Pierre Gasly wie eine Win-Win-Situation für Red Bull aus. Mit Gasly als Teamkollege von Max Verstappen ging im ersten Halbjahr gar nichts - Gasly hatte sogar Probleme damit, sich vor dem Mittelfeld zu halten. Fünf von zwölf Rennen beendete er gar eine Runde hinter Verstappen. In der Sommerpause zog Red Bull die Reißleine - aber jetzt hat auch Gasly, bei Toro Rosso befreit vom Druck eines Top-Cockpits, wieder Form gefunden.

Red Bull mag Albons Potential

Obwohl Albon in den letzten Rennen von 2019 noch nicht mit Red-Bull-Benchmark Max Verstappen mithalten kann, ist das Team mit ihm zufrieden. "Natürlich hat Alex in seiner ersten Formel-1-Saison sehr gute Arbeit geleistet", lobt Christian Horner. "Er ist außergewöhnlich gut gefahren. Er gibt großartiges Feedback, seine Pace wird immer besser, auf Strecken, die er noch nie gefahren ist, wie hier in Brasilien an diesem Wochenende."

Albon scheint alle Erwartungen von Red Bull erfüllt zu haben, nachdem sie den F1-Neuling zu Testzwecken in der Sommerpause ins Hauptteam befördert hatten. Die Evaluierung war nach Mexiko positiv abgeschlossen, als Belohnung darf er das Cockpit 2020 behalten. Albon hatte in jedem Rennen für Red Bull zuvor die Top sechs erreicht, und hatte anders als Gasly kaum Probleme mit Überholmanövern im Mittelfeld, wie er bei Aufholjagden nach Motorstrafen und Reifenschäden unter Beweis stellte.

"Er hat sich diesen Platz ehrlich verdient", sagt Horner. "Er hat sich diesen Platz redlich verdient, und sein Potential für die Zukunft begeistert uns. Es war eine relativ einfache Entscheidung." Albon scheint vor allem damit zu punkten, dass er sich von großem Druck und schwierigen Situationen nicht kleinkriegen lässt. Dinge wie fehlende Streckenkenntnis oder auch Trainingsunfälle steckt er bis zum Sonntag weg. 2020 sollte es er dann, wenn er alle Strecken kennt, leichter haben. Und mehr als nur Platz sechs abliefern.

Albons Weg in die Formel 1 stimmt Red Bull zuversichtlich, dass er das schafft. 2012 war er eigentlich aus dem Red-Bull-Nachwuchskader geflogen, hatte sich aber in den Folgejahren in den Nachwuchsserien von der Degradierung erholt. Ein dritter Meisterschaftsplatz in der Formel 2 überzeugte Red Bull schließlich, ihn zurückzuholen. "Das zeigt nur, dass du die Wende schaffen kannst, wenn du darauf hinarbeitest und den richtigen Ansatz hast", sagt Horner.

Red Bull befreit Pierre Gasly erfolgreich vom Druck

Wäre das auch für Pierre Gasly möglich? Ausgerechnet er hat in Brasilien sein erstes Podium eingefahren, im achten Rennen nach der Degradierung. Seit seiner Rückkehr zum B-Team Toro Rosso hat er zu alter Form zurückgefunden. "Ich glaube, es war sehr hart für Pierre, die Saison nach den zwei Unfällen bei den Tests zu starten", erinnert sich Horner zurück. "Das hat definitiv sein Selbstvertrauen beeinflusst, denke ich. Und dann ist es natürlich ein harter Job, Teamkollege von Max Verstappen zu sein."

Gasly schien mit diesem Druck nicht zurechtzukommen. "Mit dem Druck, dem öffentlichen Druck, den Medien, da dachten wir, dass es besser wäre, ihn da rauszunehmen und ihn in die etwas weniger angespannte Umgebung von Toro Rosso zu versetzen", sagt Horner. "Und seit diesem Wechsel ist er denke ich herausragend gefahren." Nicht nur das Podium von Brasilien kann Gasly vorweisen, er hat Teamkollege Daniil Kvyat im Qualifying und im Rennen klar im Griff.

Vielleicht schafft auch Gasly - wie Albon - also noch einmal die Wende. "Man sieht, dass sein Vertrauen wächst", schließt Horner. "Er ist ein paar starke Rennen gefahren, und seine Pace wird besser und besser. In diesem Umfeld sieht er glücklicher aus, das ist gut zu sehen."