Bitteres Ende eines fast schon gekrönten Formel-1-Rennens in Brasilien für Red-Bull-Youngster Alexander Albon. Zwei Runden vor Rennende liegt der Thai-Brite in Sao Paulo auf Platz zwei, hat Kurs gesetzt, Max Verstappens Triumphfahrt zum Doppelsieg für die Bullen zu machen. Dann kommt Lewis Hamilton.

In Kurve zehn, der Bico do Pato, sticht der Weltmeister, gerade während einer letzten Safety-Car-Phase an der Box gewesen, und auf Soft jetzt in Angriffslaune, mit einem zu gewagten Manöver - Hamilton wird später fünf Sekunden Zeitstrafe kassieren, im Ergebnis von P3 auf P7 durchgereicht werden - innen rein, trifft Albon dabei hinten rechts an seinem Boliden. Der Youngster ist nur noch Passagier, dreht sich einfach weg. Ins Aus. Keine Punkte statt Platz zwei - oder zumindest P3.

Albon verärgert: Hamilton hätte mich sowieso geschnappt

Für Albon wäre es dazu nämlich höchstwahrscheinlich ohnehin gekommen. Er glaubt nicht, dass er Hamilton noch sehr viel länger hätte halten können. "Es war echt schade, denn ich denke, dass er mich sowieso in Kurve eins überholt hätte. Er hatte ja frische Reifen und sah stark aus", klagt der Youngster.

Einen großen Vorwurf strickt er dem Weltmeister aus der Aktion jedoch nicht. "Natürlich bin ich frustriert - aber nicht wütend, ich bin einfach verärgert. Ich wollte dieses Podium und ich habe es auch verdient, denn es war erarbeitet. Natürlich hat er es nicht absichtlich gemacht, es war einfach eines dieser Dinge und heute sollte es einfach nicht sein", sagt Albon.

Horner tadelt Hamilton: halbherziger Versuch

Härter ins Gericht mit Hamilton geht Red Bulls Teamchef Christian Horner. "Alex hat die Rennlinie genommen, es sah nach einem halbherzigen Versuch von Lewis aus", so der Brite bei Sky UK. Da hilft es auch nicht, dass Hamilton die Schuld voll auf seine Kappe nahm. "Lewis hat sich zwar entschuldigt, aber leider bringt Alex das das Podium nicht zurück", sagt Horner.

"Lewis ist da in eine Lücke gestoßen, die sich rasend schnell geschlossen hat und es kam zur Berührung. Da wurde dem Team ein Doppelsieg und Alex der zweite Platz genommen", wettert Horner. Hamilton bestätigt diese Version sogar selbst. "Ich sah die Tür offen, habe es so halb versucht, und dann ging sie schnell zu", so der Weltmeister.

Für Albon kam der Unfall wie in Zeitlupe

Albon hingegen war in der Situation völlig überrascht. "Ich muss es erst noch einmal ansehen. Wir kamen aus Kurve neun und es fühlte sich so an, als hätte ich einen gewissen Vorsprung auf Lewis. Ich dachte, dass ich, da wo ich war, ok war und dachte, noch etwas schärfer einzulenken, um ihn zu covern, sodass er erst auf gar keine Gedanken kommt", berichtet er.

"Sobald du dann reinstichst hast du einen gewissen toten Winkel und du weißt nicht, wie weit er neben dir ist. Ich dachte 'Ok, er ist weit genug weg, ich lasse ihm etwas Platz'. Ich habe es nicht erwartet. Es kam zur Berührung und dann ist es als hättest du drauf gewartet, wie in Zeitlupe", schildert Albon.

Red Bull von Albon-Manöver gegen Vettel beeindruckt

Nun bleibt ihm nicht mehr, als sich die Laune durch seine bis dahin starke Vorstellung selbst zu retten. Albon: "Ich versuche das Positive zu sehen. Ich war nicht du allzu viel Glück überhaupt in dieser Position. Wir hatten etwas Glück mit dem Safety Car, ja. Aber der Kampf mit den Ferrari hat da echt Spaß gemacht. Das Überholmanöver fühlte sich gut an! Es fühlt sich an, als hätte ich verdient, da zu sein. Aber sollte eben nicht sein. Nächstes Rennen dann!"

Albon. Sekunden vor dem Manöver gegen Vettel, Foto: LAT Images
Albon. Sekunden vor dem Manöver gegen Vettel, Foto: LAT Images

Vor allem die Aktion beim einem der Re-Starts gegen Sebastian Vettel, Albon drängelte sich im Senna-S vorbei am Ferrari-Star, beeindruckte seinen Teamchef. "Sein Überholmanöver gegen Sebastian zeigt, dass er keine Angst hat, auch Champions und erfahrenere Fahrer zu überholen", lobt Horner.

Generell habe Albon einmal mehr geglänzt "Alex ist ein weiteres sehr starkes Rennen gefahren, war Rad an Rad mit Ferrari und Mercedes. Er hat es geschafft, Sebastian außen in Kurve eins zu überholen und war auch in der Lage, vor Lewis zu kommen, der beim letzten Safety Car an der Box war", lobt Horner.

"Er ist einen großartigen Grand Prix gefahren und kann Brasilien erhobenen Hauptes verlassen. Das ganze Team war von seiner Performance beeindruckt - und das ist auch schon für kommendes Jahr ein ermutigendes Zeichen."