Lewis Hamiltons Brasilien-Podium ist wieder weg - keine Stunde nach dem Zieleinlauf der Formel 1 sprechen die Stewards in Sao Paulo eine Fünf-Sekunden-Strafe gegen den Mercedes-Piloten aus, weil er den Red Bull von Alex Albon abgeschossen hatte. Freuen darf sich aber vor allem Carlos Sainz - der McLaren-Pilot erbt somit den dritten Podiums-Platz hinter Max Verstappen und Pierre Gasly.

Hamilton hatte kurz nach dem zweiten Safety-Car-Restart mit neuen Reifen eine Attacke gegen den vor ihn fahrenden, da auf Rang zwei liegenden Albon geritten und sich dabei verschätzt. Der Mercedes war nicht weit genug vorne, Hamilton berührte in der engen Rechts Kurve 10 das rechte Hinterrad von Albon und drehte ihn um.

Die Stewards sehen daher die Hauptschuld ganz klar bei Hamilton. "[Albon] war auf seiner normalen Rennlinie. [Hamilton] versuchte innen zu überholen, kam aber nicht weit genug daneben", schreiben sie in der offiziellen Entscheidung. Neben fünf Strafsekunden bekommt Hamilton auch noch zwei Strafpunkte. Die Zeitstrafe wirft ihn nicht nur hinter Sainz, sondern auch hinter Kimi Räikkönen, Antonio Giovinazzi und Daniel Ricciardo zurück. Macht Platz sieben.

Hamilton gesteht Schuld am Albon-Crash ein

Eine danach folgende Untersuchung gegen Sainz ergab keine weiteren Strafen. Für ihn ist es das erste Podium seiner Formel-1-Karriere, und für McLaren zugleich das erste Podium seit 2014. Nur blieb ihm der eigentliche Auftritt auf dem Podium oder der Auftritt in der Pressekonferenz der Top drei verwehrt, dieses Programm durfte noch Hamilton absolvieren.

Der wusste aber zumindest gleich, dass er Mist gebaut hatte. "Ich akzeptiere die volle Verantwortung", gab sich Hamilton in eben dieser Pressekonferenz reuig. "Ich kam von hinten, ich bin derjenige, der ihn berührt hat, nicht anders herum. Ich habe den Unfall zwar noch nicht gesehen, aber ich dachte, dass die Chance da wäre." Ein seltener Fehltritt des sechsfachen Weltmeisters. "Rückblickend hätte ich bis zur Zielgeraden warten können."

"Ich bin ein großes Risiko eingegangen", erklärt Hamilton. Das hatte er schon zu Beginn des Wochenendes angekündigt, schließlich sind er und Mercedes befreit von WM-Sorgen. Nach einem schwierigen Rennen, in dem er nie ganz die Pace von Max Verstappen hatte, versuchte Hamilton mit einem dritten Stopp zu Rennende noch eine letzte Attacke, fiel dadurch aber auf Platz vier zurück.

Da waren nur mehr zwei Runden zu fahren, also musste Risiko sein, um nach vorne zu kommen. "Ich sah die Tür offen, habe es so halb versucht, und dann ging sie schnell zu", beschreibt es Hamilton, und fügt an: "Ich bin direkt nach dem Rennen zu ihm, um mich zu entschuldigen."

Hamilton ohne Chance gegen Verstappen: Verzweiflungs-Strategie

Davor hatte Hamilton fast das ganze Rennen hinter Max Verstappen verbracht, als ewiger Zweiter kam er nie wirklich in Angriffsreichweite. Nur ein Undercut beim ersten Boxenstopp brachte ihn kurz vorbei, aber Verstappen überholte ihn gleich wieder, als Hamilton auf die Ferraris auflief. Beim zweiten Stopp blieb Hamilton erneut hinter Verstappen. Als dann das Safety Car zum ersten von zwei Mal ausrückte, entschloss sich Mercedes zu einem Gamble und ließ Hamilton auf der Strecke, während Verstappen stoppte.

Die Entscheidung stellte sich als falsch heraus, auf alten Medium-Reifen wurde Hamilton für Verstappen ein leichtes Opfer und verlor schon beim Neustart die Führung erneut. Um noch irgendetwas zu retten, entschloss sich Hamilton selbst zum dritten Stopp, als das Safety Car erneut auf die Strecke kam. "Sie haben es mir als Option geboten", erklärt er. "Ich dachte, es wäre nicht so schlimm, einen Platz zu verlieren."

Allerdings hatte sich das Team verrechnet, Hamilton verlor zwei Plätze und kam hinter Albon und Pierre Gasly wieder auf die Strecke. Gasly holte er sich gleich beim Neustart, doch an Albon kam er nicht vorbei. Da nur mehr eineinhalb Runden zu fahren waren, entschloss er sich zum fehlgeleiteten Angriff.

An die Chance, Verstappen da noch einmal einzuholen, glaubte Hamilton aber eigentlich ohnehin nicht mehr. Mercedes hatte seinen Augen im Rennen sowieso nie die Pace. "Nein, glaube ich nicht", meint er. "Am Ende war es ein sehr hartes Wochenende, ein hartes Rennen, die Red Bulls hatten gute Renn-Pace."