Zum zweiten Mal in Folge erlebt Red Bulls Formel-1-Team beim Belgien-GP in Spa ein verregnetes Qualifying, und zum zweiten Mal in Folge gehen Max Verstappen und Daniel Ricciardo sprichwörtlich unter. Nach dem verregneten Ungarn-Debakel schaffen die beiden Red-Bull-Fahrer im Regenwetter von Spa wieder nur die Plätze sieben und acht, wo sie im Regen doch sonst dank gutem Chassis vorne mitspielen wollen.

Im Ungarn-Qualifying lag die Schuld noch beim Auto, aber das erneute Regen-Debakel in Spa ist auf eine falsche Strategie zurückzuführen. Während Vettel, Hamilton, aber auch Force India und Haas bei ablaufender Uhr im dritten Qualifying-Teil schnellste Runden in den abtrocknenden Asphalt brannten, standen Verstappen und Ricciardo an der Box und schauten zu. Das Benzin war alle.

Das Problem, das beim Ungarn-GP im Qualifying aufgetreten war, hat Red Bull nämlich schon behoben. "Wir hatten ein Problem mit dem Auto, das haben wir gelöst", bestätigt Max Verstappen am Samstag in Belgien. Hier waren die Probleme diesmal tatsächlich nur auf strategische Fehlentscheidungen zurückzuführen.

Red Bull mit falscher Prognose: Mehr Regen erwartet

Der Grund für Red Bulls falsche Qualifying-Strategie lag in Spa an einer falschen Wetter-Prognose. "Wir hatten genug Benzin in den Autos um ein paar Runden zu fahren", erklärt Teamchef Christian Horner. "Nachdem der Regen schlimmer zu werden schien, haben wir uns entschlossen, die Autos möglichst schnell wieder auf die Strecke zu bringen." Verstappen und Ricciardo kamen sofort auf Intermediates wieder raus, Kimi Räikkönen ebenfalls.

Andere Fahrer, wie etwa Hamilton und Vettel, blieben länger an der Box, um nicht nur die Reifen zu wechseln, sondern auch nachzutanken. Sie konnten dann für den Rest des Qualifyings ohne Stopp durchfahren, was nötig war. Denn der Regen ließ nach, und die Strecke trocknete schnell auf. Dadurch waren bessere Runden leicht möglich.

Auf dem Weg zurück zur Box realisierten die Red-Bull-Piloten den Fehler. "Die Strecke war da praktisch trocken", meint Verstappen danach. Aber die Zeit war zu knapp, Nachtanken ging sich nicht mehr aus. "Du musst zurück, hinein in die Garage, das dauert ein bisschen", erklärt Verstappen. "So zwei, drei Minuten."

Verstappen, Ricciardo verteidigen Red Bull: Entscheidung schien richtig

Obwohl sie sich am Ende nach dem Fehler im Mittelfeld der Formel 1 wiederfinden, haben Ricciardo und Verstappen keine Beschwerden über die Team-Strategie. "Sicher, das Timing hat uns wehgetan. Zu Beginn schien es die richtige Entscheidung", so Ricciardo. "Wenn du schaust, was Sebastian in Budapest gemacht hat - als erster draußen sein, bevor die Strecke zu nass wird." Genau das hat Red Bull mit dem schnellen Reifenwechsel versucht, nur: es ging diesmal nach hinten los.

Ricciardo räumt schließlich auch ein, dass eine Wetterprognose in Spa gewohnt schwierig ist. Red Bull hatte an der Strecke auch Personal platziert, welches nach Regen Ausschau hielt - sie waren bestens vorbereitet, aber trotzdem ging es schief. "Unsere Vorhersage war, dass es weiter regnen sollte, oder zumindest nass bleiben würde. Da ist es natürlich gut, sofort rauszufahren", meint Verstappen.

Red Bulls verpasste Spa-Chance: Regen-Pole nicht unmöglich

Die verhaute Qualifying-Strategie von Spa kostete Red Bull auf jeden Fall Plätze. Wie viel, das ist schwer zu sagen. Verstappen meint auf die Frage von Motorsport-Magazin.com nach einer möglichen Pole nur: "Vielleicht. Als wir draußen waren, zugleich mit den Ferraris, da sahen wir nicht schlecht aus."

Teamkollege Ricciardo rechnete sich keine Pole-Chancen aus, er hatte schon das ganze Wochenende zu kämpfen. Heute wäre er in Q1 schon fast rausgeflogen. "Zeitweise war ich bis zu eine Sekunde weg, keine Ahnung warum", zeigt er sich beim Vergleich mit Verstappen ratlos. In jedem Sektor verlor er etwas Zeit, das summiert sich natürlich. Sein Fazit: "Sicher, es hätte besser sein können, aber Pole ist optimistisch."

Red Bull für Rennen: Überholen möglich, aber Podest schwer

Der Ausblick auf das Rennen in Spa fällt bei Red Bull dennoch optimistisch aus. Obwohl vor ihnen Kundenteams von Ferrari und Mercedes stehen, glauben Verstappen und Ricciardo an Überholmöglichkeiten. Nicht zuletzt dank des extra schmalen Heckflügels, den Red Bull schon in Spa am Auto montiert hat.

"Ich glaube, wir haben einen brauchbaren Topspeed", vermutet Verstappen. "Nicht gut genug für Ferrari und Mercedes, aber wir müssen die drei Autos vor uns überholen." Mehr erwarten er und Ricciardo nicht, wenn diese beiden Teams keine Probleme im Rennen erleiden.