Die Formel 1 hat auf der Strecke einen packenden Saisonstart 2018 geboten. Gutes Racing, spannende Rennen, Strategien und regelrechte Dramen gab es auch mit Halo, auch mit Diskussionen um Vorteile mancher F1-Teams durch vermeintlich irregulär angeblasene Heckflügel durch spezielle Motormodi.

Zu genau diesen Themen kommt es englischen Medienberichten zufolge nun jedoch zu einer Klarstellung seitens der FIA: Zum einen will der Weltverband des Automobils die angebliche Nutzung spezieller Motor-Modi zu aerodynamischen Zwecken strenger kontrollieren bzw. einschränken. Zum anderen will die FIA den Formel-1-Teams künftig die Montage der Rückspiegel am Cockpitschutz Halo gewähren.

Motor-Modi für aerodynamische Vorteile

Durch die Abgase angeblasene Flügel oder Diffusoren, Stichwort 'Blown Diffusor', zur Optimierung des Abtriebs sind in der Formel 1 nichts Neues. Genauso wenig jedoch das Bestreben, eben jenen Effekt durch Restriktionen im Reglement zu beschränken.

So waren mit dem neuen Reglement anno 2014 bereits angeblasene Diffusoren in der F1 untersagt worden, um jedweden Einfluss von Abgasen auf die Aerodynamik zu unterbinden.

Als sich 2017 die aerodynamischen Regeln erneut massiv änderten, der Heckflügel wieder breiter wurde und nach unten wanderte, öffnete das den Teams jedoch neue Chancen, um mit den Abgasen nachzuhelfen. Diese wurden eingeschränkt durch genaue Vorgaben, wie die Auspuffrohre positioniert werden dürfen, in der aktuellen Saison 2018 zusätzlich durch ein Verbot der sogenannten 'Monkey Seats' unter dem Heckflügel.

Doch wäre die Formel 1 nicht die Formel 1, würden die Teams nicht erneut nach Auswegen suchen, um ein Schlupfloch in den Regeln zu finden. So wurde bereits bei den Testfahrten der Heckflügel Renaults kritisch beäugt, hatten die Franzosen ein Platte darunter installiert - offenbar um von ihn vor heißen Abgasen zu schützen, die letztlich zwar nicht widerregulär direkt auf den Flügel zielten, aber direkt darunter entlangströmten, so dennoch zumindest thermische Effekte erzielten.

Damit nicht genug. Jetzt sollen auch noch die Motor-Mappings helfen. Insbesondere auf Ferrari richteten sich zuletzt kritische Blicke wegen eines zusätzlichen Hebels am Lenkrad von Sebastian Vettel. Dient dieser dazu, in den Kurven die Motor-Modi so zu adaptieren, dass die Abgase einen aerodynamischen Effekt erzielen? Nur eine Theorie.

Unabhängig davon will die FIA das Thema nun jedoch schärfer kontrollieren, reagiert so auf "zahlreiche Anfragen" bezüglich dieses Themas, zitiert Autosport aus einem Schreiben von Nikolas Tombazis, FIA-Chef für alle technischen Belange im Bereich Single Seater, an die Teams vor dem Formel-1-Rennen in Baku, Aserbaidschan.

"Wir akzeptieren nicht, dass Motor-Modi, speziell dafür entwickelt, den Abgasstrom in den Kurven zu verbessern, zulässig sind. Solche Motor-Modi können sowohl spezifisch für ein Kompressor-Turbinen-By-Pass-System sein als auch beim Durchfluss durch die Zylinder. Um zulässig zu sein, sollten solche Strömungen das Ergebnis der Einstellungen sein, die generell die Performance oder Zuverlässigkeit der Power Unit erhöhen, und nicht nur dazu dienen, den Abgasstrom zu verbessern", so Tombazis.

Eine allgemeingültige Regel dafür aufzusetzen sei jedoch weder praktikabel noch leicht. Deshalb wolle man die Kontrolle der Motor-Modi für jeden Fall individuell vornehmen und entsprechende Anfragen an die Teams stellen, ob wirklich alle Limits und die genannte Vorgabe eingehalten werde.

"Das ist ganz klar nicht absolut zufriedenstellend, aber wir denken, dass es der bestmögliche Weg ist, um der Situation für 2018 zu begegnen - zumal die Effekte ohnehin in keinem Fall groß sind", so Tombazis weiter. Für 2019 will die FIA das Thema grundlegender angehen und fest im Reglement verankern. Dazu sollen die Vorschriften zur Positionierung der Abgasendrohre weiter angepasst werden.

Technik erklärt: Formel-1-Cockpitschutz Halo im Detail (23:34 Min.)

Rückspiegel am Formel-1-Cockpitschutz Halo

Der Halo erhitzte in der Formel 1 schon so manche Gemüter. Doch groß ein Thema war er beim Saisonstart 2018 letztlich nicht. Alle redeten über die Mercedes-Probleme, Boxendramen, den neuen Dreikampf von Ferrari, Mercedes und Red Bull. Allenfalls die aerodynamischen Feinheiten am Cockpitschutz der einzelnen Teams wurden zumindest in Australien noch kurz beäugt: Immerhin dürfen sich die F1-Teams innerhalb von 20 Millimetern um den Halo herum aerodynamisch austoben, also Flügel anbringen.

Doch jetzt könnten sehr viel größere Teile ihren Weg an den Halo mancher Formel-1-Boliden finden: die Rückspiegel. Wie ebenfalls aus einer FIA-Mitteilung an die Teams seitens Tombazis hervorgeht, so der Bericht, erlaubt der Automobilweltverband ab sofort deren Anbringen nicht nur - wie üblich - an der Sicherheitszelle, sondern genauso am Halo.

Damit reagiert die FIA auf Kritik mancher Fahrer an der Sicht nach hinten - nicht wegen Halo, sondern vielmehr der breiten Heckflügel. Vorgaben: Die Spiegel müssen dabei alle Vorschriften für die Montage am Monocoque auch bei Anbringung am Cockpitbügel erfüllen, sprich Positionierung, Größe (min. 150mm x 50mm), Sicht nach hinten (spezieller Fahrer-Sichttest durch die FIA) und das für den Halo selbst geltende 20-Millimeter-Fenster für Aero-Teile.

Noch dazu muss die Installation die FIA überzeugen, stabil genug zu sein. Auch Vibrationen dürfen nicht überhandnehmen. "Das würde die Fahrersicht wieder einschränken", so Tombazis. Gleichzeit an Halo als auch Monocoque anbringen dürfen die Teams die Spiegel jedoch nicht. "Das könnte im Notfall zu Verzögerungen beim Entfernen des Halo führen", erklärt Tombazis.

Ebenfalls nicht ausgestattet werden dürfen die Spiegel bei einer Montage am Halo mit Kameras. Die FIA würde die dazu nötigen über den Halo geführten Kabel nicht akzeptieren. Sollte der kommerzielle Rechteinhaber künftig also Kameras in den Rückspiegeln installieren wollen, so sei das nur bei Installation am Auto gestattet.

Formel-1-Regeln 2019 & 2021: Das soll sich ändern (10:24 Min.)