Dass Ferrari noch immer von einem Tabak-Konzern finanziell unterstützt wird, obwohl dessen Logo gar nicht mehr auf den Autos erscheinen darf, ist bekannt. Macht Ferrari deshalb jetzt Schleichwerbung und lässt Rauch aus dem Heck austreten? Natürlich nicht, aber die Frage, weshalb über dem Diffusor regelmäßig Rauch aufsteigt, hat viele Leser interessiert. Schon beim Test fiel der Rauch auf, nun beim Formel-1-Saisonauftakt 2018 in Australien erneut.

Formel-1-Technik: Wieso sendet der Ferrari-Motor Rauchzeichen?: (04:44 Min.)

Motorsport-Magazin.com hat sich den Ferrari deshalb genauer angeschaut und weiß, was hinter den Rauchzeichen steckt. Genau genommen raucht nicht nur der Ferrari, sondern alle Ferrari-betriebenen Fahrzeuge, also auch Sauber und Haas. Vor allem bei langsamer Fahrt oder im Stand qualmt es ordentlich.

Der Rauch tritt dabei unterhalb des Auspuffs aus, weshalb man bei flüchtigem Hinsehen auch meinen könnte, es rauch aus dem Auspuff. Tatsächlich aber befinden sich am Ende der hinteren Crash-Struktur Schlitze über und unter dem LED-Blinklicht. Genau aus diesen Öffnungen strömt der Rauch. Ferrari, Haas und Sauber haben solche Schlitze - die anderen Teams nicht.

Auch der Sauber hat zwei Schlitze an der Crashbox, Foto: Sauber
Auch der Sauber hat zwei Schlitze an der Crashbox, Foto: Sauber

Doch woher kommt der Rauch? Er kommt von der sogenannten Catch-Can, oftmals auch Catch-Tank bezeichnet. Die sitzt am Motor und fängt, wie der Name schon sagt, etwas ein - nämlich Öl. Zu diesem Öl gleich mehr. Gekühlt muss dieses Öl nicht werden, weil es nicht mehr benötigt wird. Allerdings will man die Abwärme und heiße Luft ableiten und das erfolgt über einen Schlauch zur hinteren Crash-Struktur. Das Öl wird dabei nicht verbrannt.

Nun wäre geklärt, woher der Rauch kommt. Aber warum fängt der Ferrari-Motor erst in diesem Jahr damit an? Schließlich blieb das Motorenreglement stabil. Nicht ganz. Die FIA hat über den Winter versucht, Lücken zu schließen. Konkret geht es um die unerlaubte Ölverbrennung.

Formel-1-Autos 2018 mit Catch-Can

Ferrari und Mercedes standen im Verdacht, absichtlich Öl in den Verbrennungstrakt befördert zu haben, um mehr Leistung zu erzielen. Neben einem Maximalverbrauch für Öl hat die FIA auch technische Änderungen veranlasst. Aktive Ventile zwischen Öltank und Ansaugtrakt sind verboten.

Öffnungen am Haas, Foto: Sutton
Öffnungen am Haas, Foto: Sutton

Um zu verstehen, was genau passiert, muss man sich die Arbeitsschritte eines Viertakt-Verbrennungsmotors ansehen. Zuerst wird Luft angesaugt und mit dem Benzin vermischt. Dann wird das Gemisch verdichtet. Erst im dritten Arbeitsschritt wird gezündet.

Das Problem liegt am Verdichten: Die Kräfte sind so hoch, dass die Dichtringe nicht zu einhundert Prozent zwischen Kolben und Laufbuchse im Motorblock abdichten können. Dadurch entweicht ein geringer Teil des Gemisches. Das Gemisch verschwindet aber nicht einfach, sondern wandert an den Pleuel vorbei Richtung Kurbelgehäuse.

Gut zu erkennen: Der Red Bull hat keine Auslässe an der Crashbox, Foto: Sutton
Gut zu erkennen: Der Red Bull hat keine Auslässe an der Crashbox, Foto: Sutton

Überdruck im Ölkreislauf verhindern

Im Kurbelgehäuse befindet sich Öl, um Lager zu schmieren und die Teile zu kühlen. Weil durch das eintretende Benzin-Luftgemisch Druck entsteht, gibt es eine Entlüftung. Durch diese Öffnung entweichen geringe Mengen an Öl und Luft. Dieses Öl wird eigentlich wieder direkt in den Ansaugtrakt befördert und anschließend verbrannt.

Weil bei einigen Motoren ein unnatürlich hoher Ölverbrauch beobachtet wurde, lag der Schluss nahe, dass man hier absichtlich nachgeholfen hat und Öl Richtung Ansaugtrakt beförderte. Deshalb ist diese Pipeline verboten. Damit das Öl nicht das Heck einsaut, gibt es die sogenannte Catch-Can. Dabei handelt es sich um einen profanen Behälter, der dieses ausgeschiedene Öl auffängt. Ein Schlauch leitet die überschüssige Luft vom Kurbelgehäuse nach hinten zum Diffusor.

Dieser Artikel erschien bereits während der Testfahren der Formel 1 im Winter.

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