Für Toro Rosso ist die Formel-1-Saison 2018 mit einem Dämpfer gestartet. Noch bei den Testfahrten überraschte das Nachwuchsteam von Red Bull Racing - oder vielmehr der neue Motorenpartner Honda. Wie? Mit perfekter Zuverlässigkeit. Nicht einen nennenswerten Defekt verbuchten die Power Units aus Sakura. Das kannte man von den Japanern in den vorherigen drei McLaren-Jahren so gut wie gar nicht.

Doch beim F1-Start in Australien schlug der Defektteufel plötzlich wieder zu: Ein Problem mit der MGU-H zwang Pierre Gasly, sein Rennen in Melbourne bereits nach 13 Runden zu beenden. Zuvor war Honda in Melbourne zumindest nicht dramatisch negativ aufgefallen. Das Qualifying lief zwar nicht prickelnd, doch (aufgrund mangelnder Power) war Toro Rosso nicht völlig chancenlos.

Gasly enttäuscht: Honda-Defekt dann doch lieber beim Test

Brendon Hartley scheiterte etwa nur um einen Wimpernschlag an Q2. Pierre Gasly qualifizierte sich zwar als Letzter, doch war das viel mehr auf die fahrerische Performance des jungen Franzosen zurückzuführen als seinen Boliden oder nur dessen Honda-Motor.

Ähnlicher Fall auch beim anderen Fahrer Toro Rossos im Rennen: Brendon Hartley beendete den Australien GP zwar auf P15 und damit als Letzter aller, die das Ziel sahen. Doch war das vor allem darauf zurückzuführen, dass der Neuseeländer sich gleich in der ersten Runde kapital verbremste, einen kolossalen Bremsplatten heraufbeschwor und sich durch den nötigen Reifenwechsel früh aller Chancen beraubte. Dass sich im Albert Park so gut wie nicht überholen lässt, tat sein Übriges.

Schon nach einem Rennen steigt Strafen-Risiko erheblich

Dennoch: Was vor allem anderen als Eindruck bleibt, ist der Defekt an Gaslys Power Unit. "Wir sind alle ziemlich enttäuscht, denn bei den Testfahrten lief es so gut, da hatten wir überhaupt keine Probleme und sahen gut aus. Und dann kommst du zum ersten Rennen und genau da haben wir unser erstes Problem. Es ist sehr schade, dass es jetzt passiert. Da hätte ich es lieber am letzten Testtag gehabt", sagt Gasly selbst.

"Ich werde keine Lügen erzählen, natürlich geht mir das richtig auf die Nerven. Aber so ist es jetzt und alle werden alles geben, damit es bei den nächsten Rennen so glatt läuft wie nur möglich", schildert der Franzose seinen Frust. Noch nicht fest stehen die Folgen des Defekts für Gasly. Stichwort Motorenstrafen.

Toro Rosso Optimismus bleibt: War nur ein Defekt

Nur zwei MGU-H's dürfen in der kompletten Formel-1-Saison 2018 je Fahrer straffrei genutzt werden. Ist das erste Element bereits in Australien irreparabel beschädigt worden, so kann sich Gasly bereits fest zu einer früher oder später erfolgenden Strafe gratulieren. "Die Regularien sind für alle ziemlich hart. Es wird nicht leicht. Vielleicht werden wir zu einem gewissen Zeitpunkt Strafen kassieren", weiß er selbst.

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Noch untersucht Honda, ob die MGU-H noch zu retten ist. Doch selbst wenn sie es nicht ist, will Gasly den Teufel nicht an die Wand malen. "Wir wussten, dass uns genau diese Situation bevorstehen könnte", so Gasly über den Wechsel Toro Rossos von Renault zu Honda-Motoren. "Aber natürlich waren wir nach den Testfahrten optimistisch", ergänzt Gasly.

Diesen Optimismus müsse man jetzt wegen eines einzelnen Defekts nicht gleich über Bord werfen. "Ich denke, das [optimistisch] sollten wir für diese Saison auch bleiben. Nur, weil wir jetzt an einem Wochenende ein Problem hatten, heißt das ja nicht, dass wir jetzt jedes Wochenende eins haben", erklärt Gasly. Als der Honda noch im McLaren brummte war jedoch genau das Regel statt Ausnahme, nicht anders herum. Doch galt das auch bei Testfahrten. Genau hier lief es bei Toro Rosso wie in einer anderen Welt. Genau das macht dem ganzen Team, nicht nur Gasly, Hoffnung.

Doch nicht nur das. Insgesamt zeigt man sich durchaus angetan von Honda - auch unter anderen Gesichtspunkten als Zuverlässigkeit. "Ich bin Ende vergangenen Jahres noch mit einem anderen Motor gefahren und ich denke, dass der Honda ganz schön flexibel ist und auch über Racecraft verfügt", vergleicht Hartley den Honda mit dem Renault.

Hartley: Honda-Fahrbarkeit & Racecraft passen

"Bislang fügt sich alles ganz gut zusammen. Aus Fahrersicht musst du nicht viel zu viel managen. Alles geht in die richtige Richtung, also keine echten Bedenken von meiner Seite", bestätigt Hartley Teamkollege Gasly. Noch dazu plane Honda einige Upgrades. "Keine Sorgen wegen Racecraft oder Fahrbarkeit", so Hartley.

Die Honda-Flatter geht Toro Rosso also nicht. Insgesamt hätte ohnehin ein turbulentes Wochenende die eigentlich bessere Performance verborgen. "Wir haben ein viel besseres Rennergebnis erwartet, aber es aus verschiedenen Gründen nicht zusammenbekommen", sagt Teamchef Franz Tost. "Wir müssen dieses enttäuschende Wochenende jetzt einfach abhaken, viel arbeiten und können in Bahrain dann hoffentlich ein besseres Resultat erzielen."

Möglich sei das absolut, meint Gasly: "Beim Test haben wir noch etwas besser ausgesehen als jetzt, aber das Potenzial ist da. Wir kämpfen mit Williams und Force India."