1. Was war bei Oscar Piastri am Start los?

Der WM-Führende der Formel 1 machte den ersten Fehler schon vor dem Start. Oscar Piastri ließ die Kupplung schon kommen, ehe die Lichter der Startampel erloschen waren. Als er seinen Fehler bemerkte, versuchte er zu retten, was nicht mehr zu retten war. Nach dem ersten Satz ging er sofort auf die Bremse und triggerte damit den Anti-Stall-Modus, der verhindert, dass der Motor abstirbt. Dadurch verlor er jegliches Momentum und fiel von Startplatz neun auf den letzten Platz zurück.

2. Warum zieht Piastri seine Strafe nicht nach Singapur mit?

Für den Frühstart bekam Piastri die Standard-Strafe von 5 Sekunden. Weil er sein Rennen wenige Meter nach dem Start in der Tecpro-Barriere von Kurve 5 beendet hatte, konnte er die Strafe nicht mehr absitzen. Glück für den McLaren-Piloten: Die Teams einigten sich im letzten Jahr darauf, dass eine einzelne 5-Sekunden-Strafe nicht in eine Strafversetzung für das nächste Rennen umgewandelt wird.

Der Passus verbirgt sich in Notiz 8 auf der letzten der 13 Seiten der Penalty Guidelines. Bei mehreren 5-Sekunden-Strafen oder bei härteren Strafen gibt es weiterhin Strafversetzungen für den nächsten Grand Prix. Glück im Unglück so für Piastri: Immerhin bleibt ihm die Strafversetzung in Singapur erspart.

3. Wofür kassierte Fernando Alonso seine Strafe?

Oscar Piastri war nicht der einzige Pilot mit einem Frühstart. Fernando Alonso startete eine Reihe hinter dem Australier und ließ sich vom Piastri-Fehlstart mitreißen. Auch er ging noch einmal kurz auf die Bremse, konnte dann aber sauber hochbeschleunigen. Einen Vorteil hatte er nicht, doch das Reglement kennt keine Gnade. Alonso saß seine 5-Sekunden-Strafe beim Boxenstopp ab.

Keine Lust auf lange Texte? Kein Problem, Christian beantwortet euch auch im Video die wichtigsten Fragen zum Formel-1-Rennen in Baku!

F1-Regel rettet Piastri vor Strafe! Hamilton verpennt Teamorder (14:36 Min.)

4. Warum konnte Lando Norris nicht mehr Punkte aufholen?

Die Gelegenheit für Big Points in der Fahrer-WM wurde Lando Norris auf dem Silbertablett serviert. Doch wie schon in der Qualifikation nutzte Norris den Patzer seines ärgsten Konkurrenten nicht. Norris startete auf Platz sieben und kam ebenda ins Ziel. Der Brite will sich das aber nicht ankreiden lassen: "Ich war heute nah dran, das Maximum herauszuholen, auch wenn das von außen nicht so aussah."

Rückendeckung erhält er von Teamchef Andrea Stella: "Lando hat heute ein starkes Rennen gezeigt, er hat das Limit des Autos ausgereizt. Kein anderer Fahrer hätte in diesem Auto mehr Punkte holen können." Stimmt das? Ein Problem beim Boxenstopp kostete Norris zwei wertvolle Sekunden, die ihn möglicherweise einige Positionen kosteten.

Aber Norris muss sich auch an der eigenen Nase packen: In der Startrunde verlor er eine Position an Isack Hadjar, beim Restart nach dem Safety Car verlor er gleich noch eine Position an Charles Leclerc. Allerdings war der McLaren in Baku nicht so überlegen wie über weite Strecken der Formel-1-Saison 2025 und Überholen erwies sich in Aserbaidschan in den DRS-Trains erneut als schwierige Aufgabe.

5. Warum verschlief Norris den Restart?

Norris verlor beim Safety-Car-Restart eine Position an Charles Leclerc - aber warum reagierte der Brite so langsam, als Max Verstappen an der Spitze das Tempo anzog? Vor Norris ging sichtlich eine Lücke auf. "Ich hatte Probleme mit meinen Bremstemperaturen und wollte nicht mit kalten Bremsen in die erste Kurve fahren. Ich habe mich mehr damit beschäftigt, als mit allem anderen", erklärte Norris nach dem Rennen.

Dank der McLaren-Schwäche ist Max Verstappen wieder zurück im Titelkampf, oder? Das sagt Verstappen selbst zu seinen WM-Chancen:

6. Was ging bei Norris' Boxenstopp schief?

Wie schon beim letzten Rennen in Monza gab es auch in Baku ein Problem beim Reifenwechsel von Lando Norris. Diesmal dauerte es vorne links rund zwei Sekunden länger, bis der Mechaniker mit dem Schlagschrauber die Radmutter fixiert hatte. "Es war aber ein anderes Problem als in Monza", verrät Andrea Stella. Details wollte der Italiener nicht geben aber: "Unsere Mechaniker haben nicht die beste Hardware zur Verfügung, da müssen wir nachbessern."

Wie ein Formel-1-Boxenstopp im Detail funktioniert, erklären wir euch im Video:

Formel 1 Boxenstopp erklärt: 22 Leute, 1,8 Sekunden, 1 Ziel! (14:42 Min.)

7. Warum stoppte Esteban Ocon zweimal direkt hintereinander?

Während der Safety-Car-Phase kam Esteban Ocon gleich zweimal an die Box. Der Haas-Pilot wechselte von Hard auf Medium und eine Runde später von Medium zurück auf Hard. Das konnte sich Ocon erlauben, weil er sich ohnehin weit hinten im Feld befand. Haas versuchte strategisch angesichts der aussichstlosen Situation wieder etwas Riskantes.

Durch die eine Runde auf den Medium-Reifen hatte Ocon dem Reglement genüge getan und zwei unterschiedliche Reifenmischungen benutzt. Anschließend fuhr er auf dem harten Reifen bis ins Ziel und sparte sich so einen Boxenstopp unter normalen Rennbedingungen. Die Strategie ging nicht nach hinten los, doch große Sprünge machte Ocon nicht: Der Franzose beendete das Rennen auf Rang 14.

8. Warum wechselte Alexander Albon von Medium auf Medium?

Neben Ocon kam noch ein zweiter Fahrer während der Safety-Car-Phase zum Reifenwechsel an die Box. Alex Albon wechselte aber von Medium auf Medium. Warum? In der Startaufstellung hatte es Probleme mit seinen Heizdecken gegeben. Dadurch waren seine Pneus am Start nicht auf Temperatur und er zog sich gleich einen Bremsplatten zu. Deshalb nutzte auch er die Safety-Car-Phase für einen Reifenwechsel. Er war zu diesem Zeitpunkt ohnehin Letzter.

9. Wofür wurde Alexander Albon bestraft?

Schlimmer geht’s immer: Nach Unfall im Qualifying und den Problemen mit den Heizdecken kassierte Albon noch eine 10-Sekunden-Strafe. Nach seinem zweiten Boxenstopp hatte er Franco Colapinto bei einem plumpen Überholversuch in Kurve 5 umgedreht. Albon erwischte Colapintos Hinterreifen mit dem Frontflügel - wodurch die Schuldfrage schon geklärt war. Colapinto verlor durch den Dreher 12 Sekunden, konnte aber trotz eines leichten Einschlags in die Tecpro-Barriere weiterfahren. Die Strafe wurde Albon auf die Rennzeit addiert, er fiel so von P11 auf P13 zurück.

Während Alexander Albon ein echtes Katastrophen-Wochenende hatte, erlebte Teamkollege Carlos Sainz sein bisheriges Highlight bei Williams. Alle Infos zu seinem Baku-Podium gibt's im Artikel:

10. Wie kam George Russell auf Rang 2?

Mercedes zeigte im Rennen eine ordentliche Pace. George Russell und Kimi Antonelli konnten sogar das ein oder andere Überholmanöver zeigen. Seine direkten Konkurrenten überholte Russell aber an der Box: Im Gegensatz zu Teamkollege Kimi Antonelli, Williams-Pilot Carlos Sainz und Racing-Bull-Pilot Liam Lawson fuhr Russell auf Hard los. Antonelli und Lawson entledigten sich in den Runden 18 und 20 ihrer Medium-Reifen, Sainz in Runde 27. Dadurch hatte Russell freie Fahrt und konnte die Pace seines Silberpfeils bis zu seinem Stopp in Runde 39 nutzen. Er fuhr sogar schneller als Sainz auf frischen harten Reifen und schaffte so den Overcut an allen drei.

11. Warum gab es bei Ferrari Aufregung?

Ferrari beendete das Rennen in Baku auf den Rängen acht und neun - allerdings in der falschen Reihenfolge. Denn Lewis Hamilton wurde vor der Zieldurchfahrt dazu aufgefordert, Teamkollege Charles Leclerc passieren zu lassen. Trotzdem fuhr Hamilton vier Zehntelsekunden vor Leclerc über die Linie.

Früher im Rennen hatte Leclerc Hamilton passieren lassen, weil der auf frischeren Reifen fuhr und somit bessere Chancen hatte, nach vorne etwas auszurichten. Weil dem Rekordsieger der Formel 1 das auch nicht gelang, hätte er die Position wieder zurückgeben sollen. Hamilton bremste, aber offenbar zu spät und nicht stark genug: Leclerc kam nicht mehr vorbei. Weil es nur um die Plätze acht und neun ging, hielt sich der Ärger in Grenzen.

12. Hatte Leclerc technische Probleme?

Charles Leclerc ist der ungekrönte König von Baku - gleich im doppelten Sinne. Denn abgesehen vom Nichtvorhandenseins des royalen Titels fehlt ihm auch noch ein Sieg in Baku - trotz vier Pole Positions in Folge. 2025 startete er nach seinem Unfall im Qualifying nur von Platz zehn und auch im Rennen ging wenig nach vorne.

Leclerc konnte die Pace des Ferrari im Verkehr nicht nutzen. Der Monegasse tat sich extrem schwer, langsamere Autos zu überholen. "Ich hatte ein kleines Problem mit meiner Power Unit, das mich ein paar Runden beeinträchtigt hat", verriet er später. "Auch wenn es nur marginal war, war es dennoch ausreichend, dass er nicht auf der Geraden überholen konnte. Das erklärt, warum wir hinter Lawson festhingen", fügt Teamchef Fred Vasseur an.