Die Formel 1 hat die Sommerpause erreicht, nach 14 turbulenten Rennen. Nur eines scheint klar zu sein: McLaren hat mit dem besten Auto begonnen und diesen Vorteil bis in den Sommer gehalten. Dahinter geht es rund. Wer hat am besten entwickelt, wer am meisten verloren? Motorsport-Magazin.com hat die Pace aller 10 Teams analysiert.
Grundsätzlich gilt hierbei: Es gibt zwei Aspekte bei der "Pace" eines F1-Autos. Die absolute Pace im Qualifying muss sich nicht auch in konstant abrufbarer Rennpace niederschlagen. Manche Autos sind auf eine Runde pfeilschnell, aber die Balance ist bei sich verändernden Bedingungen oder zunehmendem Reifenabbau nicht ausreichend berechenbar, um das in Punkte umzuwandeln.
So ergibt sich die bestmögliche Zusammenstellung des Kräfteverhältnisses ultimativ aus der Qualifying-Pace des besten Fahrers (in Prozent, um auf unterschiedlich lange Strecken Rücksicht zu nehmen), dem Renn-Ergebnis und den Einschätzungen von Fahrern und Teams. Eine exakte Wissenschaft wird es nie sein. Auch Streckentypen und Bedingungen spielen schließlich mit hinein.
F1-Top-Teams 2025: Mercedes & Red Bull weiter unfähig zu entwickeln?
Vier Teams sind vom Rest zu isolieren. Und von diesen ist McLaren fast immer obenauf. Obwohl ihre Verfolger zu den Teams mit den meisten Updates gehören. Doch der Leistungs-Verlauf über das ganze Jahr hinweg wirft immer mehr Zweifel bezüglich Red Bull und Mercedes auf.
1. McLaren (WM-1. mit 559 Punkten, aktueller Quali-Vorsprung: - 0,06 %)
McLaren lässt sich höchstens ein manchmal mäßiges Qualifying-Auto anlasten. Zwischen Jeddah und Imola war der Red Bull, sofern man nur nach Zahlen geht, das schnellste Samstags-Auto. Aber im Rennen ist niemand sonst so konstant wie der McLaren, dort ist die Lücke gigantisch. Selbst auf schlechten Strecken ist der MCL39 immer noch mindestens Außenseiter im Polekampf. Auf guten ist er unschlagbar.
2. Ferrari (WM-2. mit 260 Punkten, aktueller Quali-Rückstand: 0,18 %)
Der SF-25 ist ein seltsamer Fall. Vom Saisonstart an war er im Qualifying ein kleines Desaster. Das erste Unterboden-Update von Bahrain vermochte ein Schlimmerwerden nicht aufzuhalten. Das zweite, sowie eine neue Hinterachse, förderte im Juli zumindest bei Charles Leclerc dann aber eine überraschende Wende. Damit wird erneut deutlich: Im Rennen ist das Auto gar nicht so schlecht. War es nie, nur verloren die Fahrer ständig zu viel Zeit im Verkehr. Mit endlich verbesserter Quali-Pace scheint man nun zweite Kraft. Wenn auch nicht klar, wie ein mysteriöser Ungarn-GP zeigte.
3. Red Bull (WM-4. mit 194 Punkten, aktueller Quali-Rückstand 0,23 %)
"Max Verstappen Racing", wie man es nennen möge. Ungarn zeigte nach Bahrain und Monaco wieder: Auf Strecken, die ihm nicht passen, ist das Auto ein völliger Reinfall, auch wenn es sonst in ähnlicher Liga spielt wie die direkte Umgebung von Ferrari und Mercedes. Trotz zahlreicher Updates kommt es McLaren jedoch kaum näher und wird nur kleinteilig fahrbarer. Tatsächlich wuchs der Rückstand in der Europasaison insgesamt. Mit einem Auto, das nur spezifische Highspeed-Kurven in Japan, Imola oder Silverstone kann, gewinnt man keine WM.
4. Mercedes (WM-3. mit 236 Punkten, aktueller Quali-Rückstand 0,31 %)
Samstags war der W16 im ersten Saisondrittel meist auf Augenhöhe mit dem RB21. Sonntags war er von Anfang an eine Wundertüte, die das Team nicht verstand. Setup-Änderungen, um Reifenprobleme in den Griff zu bekommen, gingen wiederholt schief. Das krönte man mit einer neuen Hinterachse, die das Auto am Einlenkpunkt zu unberechenbar machte. Die Folgen sind in der Quali-Pace-Grafik eindeutig zu sehen. Nach Spa wanderte das Teil in den Müll. Ein Podium in Ungarn reicht kaum aus, um zu beweisen, dass man wieder mit Ferrari mithalten kann.
Beste Autos im F1-Mittelfeld holen keine guten Ergebnisse
Die sechs verbleibenden Teams kämpfen auf noch engerem Rahmen. Ein relativer Vergleich zu Pole-Zeiten ist hier auch nicht mehr sinnvoll, weil Autos in unterschiedlichen Qualifying-Segmenten hängenbleiben. Stattdessen wird für die Quali-Pace die Sicherheits-Marge zu einem Q1-Aus herangezogen - denn zumindest diese sechs Teams müssen in Q1 schon alles rausholen. Die Rennpace ist wegen Verkehr, Strategie-Chaos und dergleichen noch schwieriger in Zahlen zu bewerten.
Ohnehin sei beim "Mittelfeld" festgehalten, dass es äußerst eng zugeht. Hier machen Details bei Strategie, oder natürlich der Fahrer, oder ganz einfach Glück, oft den Mini-Unterschied zwischen einem Q1-Aus und einem Q3-Einzug.
5. Racing Bulls (WM-8. mit 45 Punkten, aktuelle Q1-Marge - 0,33 %)
Der VCARB-02 als fünftbestes Auto? Mag eine Überraschung sein, doch nüchtern betrachtet ist das Team bemerkenswert schlecht darin, Pace in Punkte umzuwandeln. Zu Saisonbeginn war das Auto pfeilschnell, dann fiel es etwas ab, man verlor Yuki Tsunoda als etablierte Benchmark und erhielt erst in Imola einen neuen Unterboden. In den letzten Wochen wurde das Auto nun wieder etwas besser. Es gilt als guter Allrounder, was man von den Strategen des Teams nicht behaupten kann.
6. Haas (WM-9. mit 35 Punkten, aktuelle Q1-Marge - 0,28 %)
Ja, Haas scheint nach dem letzten großen Update in Silverstone das sechstbeste Auto im F1-Feld zu haben. Das ist auch der Grund, warum Teamchef Ayao Komatsu seit drei Rennen schlechter Laune ist. Die Chancenverwertung ist aktuell ein Albtraum, egal ob durch Fahrer oder Team. Technisch gab es nur in Australien einen bouncingbedingten Durchhänger, der schnell per Blitz-Update am Unterboden gelöst wurde. Ansonsten ist der Ergebnismangel auch darauf zurückzuführen, dass aus unerfindlichen Gründen fast jedes Wochenende nur entweder Esteban Ocon oder Oliver Bearman Leistung bringen - nie aber beide gemeinsam...
7. Williams (WM-5. mit 70 Punkten, aktuelle Q1-Marge - 0,26 %)
Der FW47 in seiner Urfassung war das beste Mittelfeld-Auto. Aber weil das Team zugunsten von 2026 fast komplett auf Entwicklung verzichtet, rutscht es kontinuierlich rückwärts. Das erst spät gekommene letzte Unterboden-Update scheint den Fall etwas gedämpft zu haben. Doch primär zehrt Williams von der guten Basis und wird damit wohl versuchen, WM-P5 über die Linie zu retten. Glücklicherweise scheinen die Konkurrenten nicht eindeutig schneller.
8. Sauber (WM-7. Mit 51 Punkten, aktuelle Q1-Marge - 0,10 %)
In vier Rennen war kein Sauber in Q2 - kein Auto tut sich im Qualifying so schwer. Ein mehrstufiger Unterboden-Ausbau ab Barcelona machte den C45 fahrbarer, aber vor allem über einen Stint. Nur bedingt im Qualifying. Jedes Q1 bleibt eine Zitterpartie. Gabriel Bortoletos Ungarn-Auftritt dürfte eher ein streckenspezifischer Ausreißer gewesen sein. Trotzdem - wenn das Auto im Rennen Platz hat, um seine Konstanz auszuspielen, ist es mittlerweile absolut in der Lage, mit den Teams vor sich auf dieser Rangliste zu kämpfen.
9. Aston Martin (WM-6. mit 52 Punkten, aktuelle Q1-Marge - 0,19 %)
Wenn der AMR25 eines nicht ist, dann ist das konstant. Auf Strecken mit langsamen, langen Kurven scheint es gut (siehe Ungarn), in langsamen 90-Grad-Kurven annehmbar (Bahrain/Kanada), sonst im Nirgendwo? Teile werden seit Imola regelmäßig an- und wieder abgebaut. Hat irgendein Update die Lage stabilisiert? Wer weiß das schon! Von außen ist nicht klar, wie viel Fokus aktuell auf Ergebnissen liegt und wie viel auf dem Kalibrieren von Windkanal und Simulator für 2026.
10. Alpine (WM-10. mit 20 Punkten, aktuelle Q1-Marge - 0,04 %)
Alpine folgt überwiegend dem Williams-Prinzip von wegen alles auf 2026. Mit dem Unterschied, dass der A525 nie ein so gutes Auto war wie der FW47. Wer ein Auto nicht entwickelt, das sowieso davor schon nur auf speziellen Strecken wie Bahrain gut war, der wird unter dem Strich nicht viel rausbekommen. Mit kleiner Nebenfrage: Wie kann es sein, dass das Auto in Bahrain so gut war?



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