Schon vor einer Woche gelang Alpine und Pierre Gasly mit einem Start aus der zweiten Reihe ein sensationelles Zwischenergebnis. Am Freitag in Saudi-Arabien setzte Gasly mit einer legitimen Trainings-Bestzeit in FP1 sogar noch eins drauf. Aber ist das Ergebnis wirklich so für voll zu nehmen? Tatsächlich ist ein anderes Mittelfeld-Team am Abend im 2. Training in Jeddah noch viel gefährlicher.
Vorausgeschickt sei: Das 1. Training in Saudi-Arabien zählt herzlich wenig. Denn hier werden Qualifying und Rennen in der Nacht gefahren. Damit ist nur das 2. Freie Training wirklich für den Rest des Wochenendes relevant. Das 1. und das 3. Freie Training finden in der Nachmittagshitze statt. Und weil das Rennen dieses Jahr etwas später stattfindet, ist die erst recht eklatant.
So weiß Gasly selbst, dass er sich von seiner FP1-Bestzeit am Freitag recht wenig bis gar nichts kaufen kann: "Ich persönlich hatte von FP1 an weg ein gutes Gefühl und konnte pushen. Aber in FP2 wurde es schwieriger, eine Runde zusammenzubekommen. Da hatte ich etwas mehr Probleme mit dem Grip. Und die Nacht-Session ist natürlich für morgen jene, die zählt."
Wenn es in Saudi-Arabien hinein in die Nacht geht, fallen besonders die Asphalttemperaturen, und diese sind entscheidend, denn um das Maximum aus dem Auto zu holen, muss man bei den kontinuierlich fallenden Temperaturen die Reifen im optimalen Temperaturfenster halten. Gasly schaffte das im 2. Training nicht mehr und war nur mehr Achter mit acht Zehnteln Rückstand. Aus dem Mittelfeld stieg dafür Carlos Sainz auf.
Carlos Sainz in Saudi-Arabien mit nächstem Lebenszeichen
Sainz war der Mann, der in FP2 eine richtig gute Mittelfeld-Runde hinknallte. Platz fünf wurde es am Ende, eineinhalb Zehntel Vorsprung hatte er auf Gasly. Obwohl Team-Wechsler Sainz nach wie vor daran arbeitet, den Williams vollends zu verstehen und auch in jeder Session das Maximum herauszuholen.
In Saudi-Arabien fühlte er sich auch in den schwierigen Highspeed-Passagen von Beginn an wohl. "Kleine Schritte bei der Anpassung, beim Setup, und bei den Einschränkungen, die wir dieses Jahr haben", beschreibt er einen Tag voller kleinerer Setup-Experimente. "Manche klappen, manche nicht. Am Ende war das eine gute Runde auf dem Soft, damit sind wir recht weit vorne gelandet."
"Die Runde mit dem Soft war der Beweis, dass die Schritte passten", meint Sainz. Das war zuletzt nicht immer der Fall: "Ich versuche so viele Dinge mit Setup und Fahrstil, dass du manchmal Fortschritt siehst, aber manchmal versuche ich etwas und es geht rückwärts. Aber dadurch komme ich auch voran, weil ich die Richtung verstehe."
Williams & Alpine mahnen in Saudi-Arabien trotzdem zur Vorsicht
Aktuell spricht der Trend für Sainz. In Bahrain hatte er es schon in Q3 geschafft, in Saudi-Arabien visiert er die Top-10 wieder an. Teamkollege Alex Albon fühlte sich dafür im heißen FP1 etwas wohler, in FP2 ging es rückwärts: "Die Runde auf dem Soft war irgendwas, da müssen wir verstehen was schiefging. Und an der Longrun-Pace arbeiten."
Insgesamt scheinen Alpine und Williams aber wie die stärksten Autos im Mittelfeld und Anwärter Nummer Eins auf Q3 und Punkte. Gasly sah in Sachen Longrun-Pace im 2. Training hier etwas besser aus - allerdings waren die Longruns wegen einer roten Flagge stark verkürzt, Gasly fuhr nur drei Runden. Dass er da deutlich schneller war als Sainz muss nichts heißen.
Genauso lassen sich die beiden Teams nicht davon beirren, dass sie an einem Freitag nahe den Top-Teams sehen. Sie wissen genau, dass realistisch im Qualifying die Wahrscheinlichkeit viel größer ist, dass die Spitze leicht davonzieht - und Teams wie Haas und die Racing Bulls sich nach einer Nachtschicht dafür wieder in den Top-10-Fight einmischen. "Es ist sehr eng", unterstreicht Gasly. Wie immer im F1-Mittelfeld.
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