Ganz besonders: Charles Leclerc bekommt beim Grand Prix in Abu Dhabi die spezielle Gelegenheit gemeinsam mit seinem kleinen Bruder eine Session der Formel 1 zu bestreiten. Arthur Leclerc, der Entwicklungsfahrer für Ferrari ist, übernimmt im 1. Freien Training das Steuer von Carlos Sainz' Ferrari. Die brüderliche Zusammenkunft löst beim Stammfahrer Charles Leclerc eine Flut an Emotionen aus.

"Es ist auf jeden Fall ein ganz besonderer Moment, nicht nur für mich, nicht nur für Arthur, sondern für die ganze Familie", freut sich der Ferrari-Pilot am Donnerstag in Abu Dhabi. Die gemeinsame FP1-Session erinnert Leclerc an den oftmals steinigen Weg, der zum professionellen Motosport führt. In Leclercs Familie waren es gleich drei Kinder, die von der Formel 1 träumten.

"Ich weiß, wie viele Opfer meine Eltern gebracht haben, als ich jünger war, damit wir weitermachen konnten", so Leclerc. "Zum Glück für sie entschied sich mein älterer Bruder dann für einen anderen Weg, nämlich das Studium, das viel weniger Geld kostete. Aber mein jüngerer Bruder und ich hatten nur einen Traum, nämlich professionelle Rennfahrer zu werden."

Charles Leclerc: Werde mich für immer daran erinnern

Dabei bekam Arthur Leclerc weniger Unterstützung als sein großer Bruder, da das Budget nicht für beide reichte. "Mein jüngerer Bruder hatte natürlich nicht die gleichen Chancen wie ich, denn er musste seine Karriere für vier oder fünf Jahre unterbrechen, weil meine Eltern sich nicht leisten konnten, uns beide zu finanzieren", erinnert Charles Leclerc.

Nach seiner Karriere im Kartsport und der mehrjährigen Zwangspause startete Arthur Leclerc 2018 in der Französischen Formel 4 und ist seither dauerhaft im Rennsport unterwegs, sei es Formel 3, Formel 2 oder die European Le Mans Series. Dass es nun auch zum Debüt in der Königsklasse kommt, stimmt Charles Leclerc, der dabei an seinen verstorbenen Vater Hervé Leclerc denken muss, hochemotional.

"Ich weiß, wie viel es meinem Vater bedeutet hat, dass er Arthurs Karriere wieder in Gang bringen konnte", so der Ferrari-Pilot. "Als er das tat, war er so glücklich und das Training ist deswegen auch etwas ganz Besonderes. Weil mein Vater uns so viel gegeben hat, um unseren Traum zu verfolgen. Zwei Leclercs in der Formel 1 im Ferrari zu sehen, ist etwas ganz Besonderes. Es wird also ein Moment sein, an den ich mich mit Sicherheit für immer erinnern werde."

Um den besonderen Moment mitzuerleben, reist die gesamte Familie Leclerc nach Abu Dhabi. "Es ist ein Traum für uns beide", schildert Charles Leclerc. "Meine ganze Familie wird von Monaco hierher fliegen, um diesen Moment im FP1 zu genießen." Dabei könnte an diesem Wochenende noch ein weiterer Meilenstein erreicht werden. Ferrari befindet sich beim Abu-Dhabi-GP im Duell mit McLaren um den Konstrukteurs-Titel. "Wir werden uns natürlich auch auf das Wochenende konzentrieren, weil es ein sehr, sehr wichtiges Wochenende für das Team ist, aber das FP1 wird ein ganz besonderer Moment sein", so der Monegasse.

FP1 weckt bei Charles Leclerc Kindheitserinnerungen: Waren so ehrgeizig

Die Rennstrecke teilten sich die beiden Brüder zuvor nur in Karts. "Ich bin sehr oft zusammen mit Jules Bianchi, meinem älteren Bruder, und Jules' jüngerem Bruder gefahren", erinnert sich Charles Leclerc. "Wir sind immer zusammen in Leih-Karts gefahren. Jules' Vater war der Manager von Brignoles, wo ich mit dem Kartfahren angefangen habe, und wir sind immer zusammen Rennen gefahren, seit ich fünf oder sechs Jahre alt war."

Arthur Leclerc musste etwas abwarten, bevor er bei den älteren Jungen mitfahren durfte. "Mein kleiner Bruder kam etwas später dazu, als er vier oder fünf Jahre alt war, und wir fuhren alle zusammen auf derselben Strecke", so der Ferrari-Pilot. Die gemeinsame Zeit schätzt Charles Leclerc sehr. "Ich glaube, das hat uns sehr geholfen, unser Fahrkönnen zu verbessern und unsere Karts zu positionieren", meint er.

Auch Duelle auf der virtuellen Rennstrecke gab es zwischen den Leclerc-Geschwistern. "Ich erinnere mich auch an viele Tage, an denen wir auf der PlayStation Formel 1 gespielt haben und so frustriert waren, weil wir so ehrgeizig waren", erzählt Charles Leclerc. "Morgen wird das auch passieren, aber im richtigen Leben, was ziemlich cool ist."

Weniger harmonisch, aber ebenfalls hochemotional ist die Lage derzeit zwischen Max Verstappen und George Russell. Am Donnerstag in Abu Dhabi kochte die Fehde über. Hier nachlesen: