Dass Carlos Sainz bei seinem letzten Formel-1-Wochenende für Ferrari nicht in jeder Session am Steuer des SF-24 Platz nehmen würde, war bereits seit längerem klar. Denn Sainz bestritt bislang sämtliche FP1-Sessions in dieser Saison, auch in Saudi-Arabien als er ab dem Samstag aufgrund einer Blinddarm-Entzündung durch Oliver Bearman ersetzt wurde.

Während Charles Leclerc in Mexiko für den zukünftigen Haas-Piloten Platz machte, war es also klar, dass Carlos Sainz beim Saisonfinale in Abu Dhabi aussetzen würde. Doch nicht etwa ein aktueller Junior-Fahrer der Roten darf das Steuer des zweifachen Saisonsiegers übernehmen. Ferrari entschied sich dafür, Arthur Leclerc ins Cockpit zu setzen.

Arthur Leclerc: Erste Formel-1-Chance für den kleinen Bruder von Charles

Damit geht auf dem Yas Marina Circuit auf beiden Autos ein Leclerc in das Training. Es ist mit Sicherheit ein ganz spezieller Moment nicht nur für Arthur, sondern auch für Charles, der sich auch in seiner aktiven Formel-1-Zeit sehr für die Karriere seines Bruders einsetzte und interessierte. Tatsächlich ist es ein Novum in der Königsklasse, dass zwei Brüder für dasselbe Team gleichzeitig im Auto sitzen.

In den Nachwuchs-Rennserien konnte Arthur Leclerc, der genauso wie Charles die Ferrari Driver Academy durchlaufen hatte, nie in die Fußstapfen seines älteren Bruders treten. Der inzwischen 24-Jährige gewann zwar Rennen in der Formel 4, in der Formula Regional und in der Formel 3, konnte dort in zwei Jahren aber nicht um den Meistertitel mitkämpfen und beendete schließlich seine einzige F2-Saison 2023 nur auf P15.

Gemeinsam mit Le-Mans-Sieger: Arthur Leclerc auch für Abu-Dhabi-Test bestätigt

Inzwischen hat sich Leclerc auf den Langstrecken-Rennsport konzentriert und nahm 2024 gemeinsam mit Alpines WEC-Pilot Charles Milesi und Manuel Maldonado (Cousin von F1-Sieger Pastor) mit dem Team von Ex-Formel-1-Fahrer Oliver Panis an der European Le Mans Series (ELMS) teil. Dort konnte das Trio das 4h-Rennen in Imola für sich entscheiden. Arthur war zwischen den Saisonen 2017/18 und 2019/20 für Venturi in der Formel E als Entwicklungsfahrer, beziehungsweise als Test- und Reservefahrer im Einsatz.

Charles Leclerc (Ferrari) und Arthur Leclerc im Rahmen des Formel-1-Wochenendes in Bahrain 2022.
Arthur und Charles Leclerc 2022 in Bahrain, Foto: LAT Images

Der FP1-Einsatz bei Ferrari ist Arthurs erste Chance, sich an einem Rennwochenende in ein Formel-1-Auto zu setzen. Es wird aber nicht die einzige Ausfahrt von Arthur Leclerc in einem aktuellen Formel-1-Auto bleiben. Wie die Scuderia gleichzeitig bekanntgab, wird der Monegasse auch den Post-Season-Test am nächsten Dienstag auf der knapp 5,3 Kilometer langen Rennstrecke auf der Yas-Insel in Angriff nehmen und sich dabei mit Le-Mans-Sieger Antonio Fuoco in einem Auto abwechseln, während Charles Leclerc im zweiten Boliden sitzt.

Jedes Formel-1-Team ist dazu verpflichtet, zweimal pro Saison im ersten Freien Training einem Rookie das Steuer zu überlassen. Traditionellerweise konzentrieren sich diese Nachwuchsfahrer-Einsätze auf die zweite Saisonhälfte. Mexiko und Abu Dhabi kristallisierten sich als logische Option heraus, da in der Herbstsaison mehrere Sprint-Events und Stadtkurs-Rennen im F1-Kalender stehen.

In Abu Dhabi ist Leclerc in guter Gesellschaft: Bei McLaren übernimmt mit Ryo Hirakawa ein ehemaliger Le-Mans-Sieger das Cockpit von Oscar Piastri. Macau-Sieger Luke Browning kommt für Williams zu seinem ersten Einsatz in der Formel 1 und Youngster Andrea Kimi Antonelli fährt für Mercedes. Bei den Racing Bulls übernimmt Ayumu Iwasa anstelle von Yuki Tsunoda das Steuer des VCARB01. Auch Aston Martin und Red Bull müssen noch einen Rookie-Fahrer mit weniger als zwei Grand-Prix-Starts im FP1 an den Start schicken.

Ferrari wird alles daran setzen, dass Arthur Leclerc bei seinem Einsatz den SF-24 von Carlos Sainz unbeschädigt lässt. Denn für die Roten geht es beim Finale der F1-Saison 2024 um nicht weniger als um den Weltmeister-Titel in der Konstrukteurs-Meisterschaft. Wie Ferrari den Titel noch gewinnen kann: